Blitz schickt seinen Sohn
werden. Dann setzte Herr Ramsay zum Sprechen an, zögerte und sagte endlich mit etwas festerer Stimme: »Das ist eine Menge Geld, Herr Boldt, jedoch...« Als Herr Ramsay innehielt, wußte Henry, daß er an Alec dachte, und der Gedanke beruhigte ihn. Jedenfalls würde Herr Ramsay Vulkan nicht verkaufen, bevor er mit seinem Sohn gesprochen hatte; dazu liebte er ihn zu sehr.
Allein Boldt zog aus Herrn Ramsays Zögern den falschen Schluß, daß ihm die genannte Summe nicht genüge; deshalb setzte er schnell hinzu: »Ich will mein Angebot auf 30 000 erhöhen; das ist jedoch der äußerste Preis, denn das Pferd ist ja noch nicht erprobt, und es kann sein, daß es gar keinen Wert für mich hat.«
Henry merkte, wie es Herrn Ramsay bei diesem unerwarteten Angebot zumute war. 30 000 Dollar für Vulkan, das Pferd, von dem er kurz zuvor geschworen hatte, er würde es verkaufen, notfalls verschenken oder töten... Henrys Handflächen wurden feucht vor Aufregung, als er diese spannende Szene da unten verfolgte. Wie würde sich Herr Ramsay entscheiden? Denn juristisch gehörte der junge Hengst, der unlängst seinen einzigen Sohn beinahe zu Tode gebracht hatte, ihm! Alec hatte ihn ja für einen Dollar an seinen Vater verkauft.
Herr Ramsay blickte wiederum unwillkürlich die Treppe hinauf, und diesmal vergaß Henry vor lauter Aufregung, sich zu ducken. Der alte Trainer wußte, daß sich Herr Ramsay noch im unklaren darüber befand, wie Alec zu Vulkan eingestellt war, ob er ihn trotz des tragischen Vorfalls immer noch liebte. Henry seinerseits kannte die Antwort auf diese Frage, aber Alecs Vater noch nicht.
Ramsay wandte sich zurück zu Boldt und gewann während des Sprechens wieder die volle Gewalt über seine Stimme: »Die Summe, die Sie für das Pferd bieten, Herr Boldt, ist sehr hoch.« Boldt lächelte und sah siegessicher aus, als Ramsay verstummte, wurde aber wieder steif, als Ramsay weitersprach: »Das Pferd gehört jedoch meinem Sohn Alec, und ich muß die Angelegenheit mit ihm besprechen, bevor ich eine Entscheidung treffe.«
»Aber es ist doch auf Ihren Namen eingetragen«, entgegnete Boldt. »Dann muß es doch Ihnen gehören!«
Henry war froh, daß Herr Ramsay keine nähere Erklärung abgab, aus welchem Grund das Pferd auf seinen Namen eingetragen worden war, oder zugab, daß Boldt tatsächlich recht hatte mit seiner Bemerkung, daß Vulkan sein Eigentum sei. »Vulkan gehört Alec«, wiederholte er knapp. Boldts schmale Lippen öffneten sich zu einem hinterhältigen Lächeln, als er fragte: »Wollen Sie dann nicht gleich mit Ihrem Sohn sprechen?«
»Er ist krank, liegt oben in seinem Zimmer... Wenn Sie so lange im Wohnzimmer warten wollen, werde ich hinaufgehen und ihn fragen«, war die Antwort.
Henry huschte schnell in Alecs Zimmer zurück und schloß die Tür hinter sich. Alec sah zu ihm auf, und Sebastian winselte, als er sich zu ihnen niederbeugte: »Du mußt dich bereit halten für eine schwere Entscheidung, Alec!« sagte er hastig und atemlos. »Peter Boldt ist unten. Er hat die Eintragung Vulkans im Rennkalender entdeckt und deinem Vater 30 000 Dollar für das Pferd geboten!«
»Alle Wetter — das ist ein Haufen Geld!« sagte Alec mit runden Augen. »Er fabriziert die Dollars wohl selbst, wie?«
»Laß die Witze, Alec! Du mußt dich sofort entscheiden. Dein Vater wird gleich herauf kommen...«
Alec runzelte die Brauen: »Mich entscheiden? Wegen was denn, Henry?«
»Junge! 30 000 Dollar! Bedenke, was du damit alles anfangen könntest. Du hättest keine Sorgen mehr, könntest dir andere Pferde kaufen...« Er verstummte, denn Alec streichelte gleichmütig Sebastian. Henry fuhr fort: »Überleg dir das alles, Alec. Aber du mußt dich beeilen. Dein Vater kann jeden Augenblick kommen.«
»Ich brauche nichts zu überlegen und nichts zu entscheiden, wenn du Boldts Angebot meinst, Henry. Ich würde Vulkan nicht für 100 000 Dollar verkaufen, er ist mein Pferd, und dabei bleibt es.«
»Alec«, versuchte der alte Trainer ihn noch einmal zu überreden, »es kann gut sein, daß du das Pferd nie reiten kannst — dann ist es keinen Cent wert!«
»Ich werde Vulkan reiten, verlaß dich drauf, Henry«, erwiderte Alec voller Sicherheit. »Außerdem wird er mir immer mehr wert sein als Geld.« Henry setzte sich auf den Stuhl und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Gut, Alec, gut. Ich brauchte das alles nicht zu wiederholen, aber dein Vater wird anders über das Angebot denken. In Wirklichkeit gehört das Pferd ja
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