Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
still und aufmerksam auf Vulkans Rücken und folgte den anderen Pferden in die Bahn. Der Rappe tänzelte nervös, Alec lockerte die Zügel ein wenig. »Jetzt geht’s los, mein Junge«, flüsterte er. »Bleib schön ruhig, ich bin ja bei dir!«
    Sie waren allein. Henry war auf dem Sattelplatz geblieben. Er hatte nicht mehr viel gesprochen, nachdem er Alec in den Sattel geholfen hatte. »Viel Glück, Alec!« war alles, was er ihm mit auf den Weg gab.
    Die großen Tribünen waren bis auf den letzten Platz gefüllt von einer durcheinanderquirlenden Menschenmenge, die das Sanford-Rennen erwartete. Auf den billigeren Stehplätzen entlang der Umzäunung warteten die Zuschauer ebenfalls Kopf an Kopf auf den Beginn. Das Summen der vielen Tausende von Stimmen schwoll in mächtigem Crescendo an, als die Pferde auf der Bahn erschienen. Vulkans Augen blitzten, er bäumte sich. Alec zwang ihn hinunter und konzentrierte sich ausschließlich auf sein Pferd. »Ruhig, Vulkan«, sagte er, »bleib ruhig, das ist das Wichtigste. Unser großes Rennen erwartet uns erst in zwei Wochen, das hier ist nur eine Probe. Hier hast du gar keine Konkurrenz.-
    Alec folgte den anderen Pferden mit den Augen, als sie vor den Tribünen vorbeiparadierten. Alle Teilnehmer waren gute Vollblutpferde, hatte Henry erklärt, doch waren sie nicht die große Klasse wie Boldts Komet, der die meisten von ihnen im vergangenen Winter in Florida geschlagen hatte. Vulkan schüttelte seinen mit Scheuklappen versehenen Kopf und wieherte schrill, als sie sich dem Ende der Tribünen näherten. Wohl bewegten sich die anderen Zweijährigen nervös auf des Hengstes schrille Herausforderung hin, doch keiner von ihnen zeigte sich angriffslustig. Das Summen der Menschenstimmen verstummte einige Sekunden. Alec wußte, daß Tausende von Augen auf ihm und seinem Pferd ruhten. Und irgendwo in der dichtgedrängten Menge gab es einige, die Vulkan mit mehr als nur neugierigen Blicken beobachteten... Alec wußte, daß sein Vater anwesend war. Und zehn gegen eins zu wetten — auch Boldt und Volence. Beide kannten die Herkunft des Rappen; sie würden sich sein Debüt auf der Rennbahn nicht entgehen lassen.
    Glücklicherweise hatte Alec, wie er es sich gewünscht hatte, eine äußere Startnummer gezogen. Als er Vulkan nun zum Startband lenkte, hielt er ihn dicht an dem weißen Außenzaun. Die anderen Pferde standen schon alle an ihrem Platz; der Starter war bereit und wartete nur auf ihn. Alec trieb Vulkan ein wenig an. Von hier führte der sogenannte >Widener Kurs< strikt geradeaus als Diagonale durch das Binnenfeld. Weit hinten, den dichtbesetzten Tribünen gegenüber, befand sich der Richterturm und das Zielband. 1 200 Meter betrug die Distanz, ein kurzes Rennen, noch etwas kürzer als >The Hopeful<... Wie Henry gesagt hatte, durfte Vulkan auf keinen Fall am Start Boden verlieren; er mußte sofort in Schwung gebracht werden. Alec sah zu den anderen Jockeys hinüber; alle hatten ihre Peitschen schlagbereit in den Händen, um sie rücksichtslos gleich am Anfang zu gebrauchen. Das machte ihm Sorge. Er achtete darauf, daß Vulkan den Kopf nach vorn richtete, als er ihn an seinen Platz manövrierte — das Band konnte jetzt jede Sekunde hochschnellen! Rechts von ihm befand sich nur ein Pferd; soweit hatte sich alles nach Wunsch gefügt. Die Hauptsache war nun, Vulkan so schnell nach vorn zu werfen und von den anderen wegzubringen, wie es sich irgend machen ließ.
    Eines der Pferde trat jetzt vom Startband zurück. Der Starter wartete, bis der Jockey es wieder an seinen Platz bugsiert hatte. Vulkan begann erregt zu werden und versuchte seinen Kopf zu den anderen Pferden herumzuwenden. Schon waren Hals und Zügel mit Schweiß bedeckt. Alec wartete so gespannt wie sein Pferd...
    Da flog das Startband hoch, und lautes Geschrei erscholl von den Zuschauerplätzen: »Start!«
    Gleich darauf erstarb der Lärm unter dem Donnern der dahinjagenden Hufe. Mit gewaltigem Schwung schleuderten die Pferde sich vorwärts, vergleichbar einer riesigen Woge, die sich der Küste mit ständig zunehmender Wucht entgegenwirft. »Voran, Vulkan, voran!« schrie Alec, als sein Pferd in einer Reihe mit den anderen dahingaloppierte. Für Sekunden nahm er nichts anderes wahr als das Donnern von Hufen und das Dahinfliegen von bunten Seidenjacken. Dann trennten sich einige Pferde vom Rudel, wurden schneller, und ihre Reiter arbeiteten emsig mit den Peitschen. Alec fühlte, wie Vulkan zögerte, als er die links neben ihm

Weitere Kostenlose Bücher