Blitz und der Feuerteufel
her, bis er den ihm zusagenden Platz gefunden hatte. Dann knickte er die Vorderbeine, danach vorsichtig die Hinterbeine ein, ließ sich langsam zu Boden gleiten, wälzte sich auf den Rücken, rollte sich von einer Seite auf die andere, stieß seine Beine in die Luft und grunzte vor Vergnügen. Nach einigen Minuten sprang er wieder hoch; sein Fell war über und über mit Sand bedeckt.
»All unser Blankwienern ist zum Teufel!« Tom lächelte. Dann sagte er: »Immerfort habe ich gegrübelt und gegrübelt, ohne einen Ausweg zu finden. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll.«
»Und ich habe darüber nachgedacht, was wohl Henry tun würde, wenn er hier wäre.«
Begierig suchte Tom Alecs Beistand. »Nun, und was meinst du?«
»Ich vermute, er würde Feuerteufel erst einmal eine Weile Ruhe lassen und dann ganz allmählich anfangen, ihn mit anderen Pferden zusammen arbeiten zu lassen, bis er sein Selbstvertrauen wiedergefunden hat.«
Toms Augen drückten Enttäuschung aus, und er sagte schnell: »Das geht keinesfalls, dann wird es zu spät für das Hambletonian!«
»Ja, wahrscheinlich; aber Henry hält nichts davon, dergleichen Dinge mit Hast und Eile anzupacken.«
»Wenn er aber dazu gezwungen wäre?« Toms Stimme klang verzweifelt. »Wenn er mein Problem lösen müßte, Feuerteufel erst einmal hier und dann im Hambletonian zu starten?«
»Ist ein Rennen hier so wichtig?«
»Er braucht es unbedingt, Alec! Er braucht die Anspannung, die ihm ein solches Rennen geben würde; aus diesem Grund sind wir ja hierhergekommen.«
»Er wäre besser dran, wenn ihr es unterlassen hättet«, fuhr es Alec heraus. Er bedauerte seine Gedankenlosigkeit sofort. »Entschuldige, Tom, ich meinte das nicht als Kritik an dir.«
Tom blieb die Antwort schuldig. Er führte Feuerteufel wieder auf die Weide zurück und ließ ihn grasen.
Alec folgte ihm und sagte im Bestreben, seinen Fehler gutzumachen: »Ich glaube, ich weiß, was Henry tun würde, wenn er sich unserem Problem gegenübersähe.«
Tom sah ihn hoffnungsvoll an.
Alec fuhr fort: »Ich nehme an, er würde vor seinem rechten Auge eine Scheuklappe anbringen. Henry liebt zwar dergleichen mechanische Hilfen nicht, aber wenn ihm nichts anderes übrigbliebe, würde er sich ihrer vermutlich bedienen.«
Tom sagte nachdenklich: »Feuerteufel könnte dann nicht sehen, was an seiner rechten Seite vorginge... Hm, ich glaube, Jimmy würde das auch versuchen, obwohl er gleichfalls nicht gern zu solchen Hilfen greift. Jedenfalls habe ich das noch nie gesehen.«
»Ich würde keine geschlossene Scheuklappe nehmen«, überlegte Alec. »Wenn er gar nichts sehen könnte, würde er vielleicht aufsässig werden.«
Tom war jetzt voller Eifer und Hoffnung. »Ich verstehe. Sie dürfte ihm nur einen Teil der Sicht nehmen, damit er nicht merkt, was sich hinter und direkt neben ihm an seiner rechten Seite befindet, während er ruhig sehen könnte, was vor ihm liegt, denn das stört ihn ja nicht!«
»Richtig!« stimmte Alec zu, »wir können es auf diese Weise ausprobieren. Wenn es wirkt, kannst du es wagen, hier mit ihm in einem Rennen zu starten.«
Tom nahm Feuerteufel am Halfter und führte ihn in Richtung der Ställe zurück. »Morgen früh werden wir den Versuch machen.«
Alec ging neben ihm. »Noch etwas anderes würde ich vorschlagen, wenn du es für gut hältst.«
»Sicher! Sag mir, was du meinst.«
»Leih dir für morgen von jemand, den du gut kennst, ein Pferd; dann würde ich neben dir und Feuerteufel fahren.«
»Das ist eine gute Idee, Alec.« Tom nickte und sprach weiter über die morgigen Pläne. Alec sagte nichts mehr dazu; er konnte nur hoffen, daß seine Vorschläge zweckdienlich sein würden; sicher war er seiner Sache durchaus nicht.
Am nächsten Morgen stieg die Sonne heiß und rot am Himmel auf und ließ Feuerteufels Fell glänzen, als sie ihn aus seiner Box holten. Er trug seinen neuen Zügel mit dem dünnen Stück Leder vor dem rechten Auge, das ihn auf dieser Seite hinderte, neben sich oder nach hinten zu sehen. Schon am späten Nachmittag des Vortags hatten sie ihm die Scheuklappe aufgesetzt und waren mit ihm umhergegangen, damit er sich daran gewöhnen sollte.
Georg hatte traurig den Kopf geschüttelt, als er die Scheuklappe sah. Nachdem er länger als dreißig Jahre für Jimmy Creech gearbeitet hatte, wußte er, wie sein alter Freund über dergleichen Dinge dachte. Jetzt half er Tom beim Einspannen Feuerteufels, während Alec neben dem braunen Wallach stand, den
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