Blitz und der Feuerteufel
sich Tom von einem Trainer in derselben Stallgasse ausgeborgt hatte. Georg war schwer bedrückt; er sah Tom immer wieder verstohlen von der Seite an. Wenn der Junge bloß weiß, was er tut, dachte er verzweifelt. Er hatte Tom so lieb wie einen Sohn und machte sich daher um ihn mehr Sorgen als um Feuerteufel und Jimmy. Tom nahm alles viel zu schwer, und das konnte ihn ins Unglück führen.
Sobald sie mit dem Anschirren des Hengstes fertig waren, schlüpfte Tom auf seinen Sitz und rief Alec zu: »Es kann losgehen!« Dann fragte er Georg, ob er mit auf die Bahn käme.
»Ja«, murmelte der Alte, »es ist vielleicht besser, wenn ich komme.«
Alec ließ seinen Wallach vor Feuerteufel her auf die Rennbahn zugehen. Er hatte keine große Meinung von ihm als Rennpferd, denn der Wallach war zu schwer gebaut und hatte kein gutes Gangwerk; sein Maul war wie ein Stück Blei, und Alec mußte all seine Geschicklichkeit aufwenden, um ihn dazu zu bringen, daß er tat, was er sollte. Immerhin, für den heutigen Test würde er genügen. Am Tor der Trainingsbahn hielt er ihn an, um Tom mit Feuerteufel an sich vorbeizulassen.
»Wir werden erst eine Weile Schritt gehen«, rief ihm Tom zu, »hernach wenden wir.«
Alec nickte und folgte Feuerteufel die Zielgerade hinauf. Der Rappfuchs bewegte sich leicht und schön, seine Scheuklappe machte ihm gar nichts aus. Alec fühlte seine Hoffnung stärker werden. Vielleicht war es wirklich eine erfolgreiche Hilfe!
Er sah jedoch nicht allzuoft zu Feuerteufel hin, denn sein Brauner machte ihm zu schaffen. Alec bewegte unaufhörlich das Gebiß in dem harten Maul, um ihm Respekt vor den Händen, die ihn lenkten, beizubringen. Glücklicherweise hatte Alec schon viele Galopper geritten, die ihm ähnlich waren; er fand, daß er keinen großen Unterschied machte, ob man auf dem Rücken eines solchen Pferdes saß oder hinter ihm.
Tom wendete Feuerteufel erst um, als eine Gruppe schnell gearbeiteter Pferde vorüber war. Alec folgte ihm und ließ Feuerteufel viel Raum. Zusammen trabten sie die Zielgerade hinunter, wobei sich Alec weit außen zur Rechten und etwas hinter Toms Sulky hielt. Tom blickte hinüber und rief ihm zu, seinen Wallach nach links zu lenken. Alec schüttelte den Kopf und hielt den Wallach weiter in der Mitte der Bahn. Es war noch Zeit genug, näher an Feuerteufel heranzugehen; er wartete, bis sie auf der hinteren Geraden waren und er sicher war, daß sich der Hengst nicht von dem schweren Aufschlagen der Hufe des Wallachs beunruhigen ließ; dann erst näherte er sich Tom.
Tom beobachtete sein Verhalten, ohne die Augen von Feuerteufel zu lassen, der sich von den herankommenden Hufschlägen des anderen nicht stören ließ. Seine Aktion war nach wie vor leicht und gleichmäßig; den Kopf trug er hoch und vorgestreckt; er hätte die Zügeln gern loser gehabt, forderte sie aber nicht.
Tom war jetzt von der guten Wirkung der Scheuklappe überzeugt; er rief Alec zu, er solle mit dem Wallach an ihnen vorbeigehen.
Erst als sie den hinteren Bogen umkreist hatten, folgte Alec dieser Aufforderung. Aber es erwies sich als schwer, mehr Schnelligkeit aus dem Wallach herauszuholen. Erst trabten sie hinter, dann neben Feuerteufel. Alec wagte kaum zu atmen. Wie ein Zweigespann kamen sie die Gerade herunter, im gleichen Trab, Kopf an Kopf, eine, zwei drei Sekunden lang — ohne daß Feuerteufel unsicher wurde oder scheute.
Jetzt glaubte auch Alec, daß die Scheuklappe ihre Wirkung tat. Doch mußte noch etwas gewagt werden, um festzustellen, ob es ein vollständiger Erfolg war: der Braune mußte Feuerteufel überholen, so daß dieser ihn sehen konnte, wenn er sich vor ihn schob. Das Schlimmste war wohl vorüber, tröstete sich Alec. Wie er zu Tom gestern gesagt hatte, bestand wohl nur Gefahr, wenn ein Pferd neben ihm lief, nicht, wenn es vor ihm war.
So mühte er sich, den Wallach schneller werden zu lassen. Zentimeter um Zentimeter schob er sich vor, bis Feuerteufel den Braunen sehen konnte. Dann ging alles so schnell, daß Alec sich später nicht mehr der genauen Reihenfolge der Geschehnisse erinnern konnte.
Feuerteufel machte plötzlich einen gewaltigen Satz, wobei er den Braunen streifte. Der Wallach bäumte sich ebenfalls auf und brach zur Seite aus, so daß Alec mit aller Kraft kämpfen mußte, um ihn wieder in die Gewalt zu bekommen und zum Geradeauslaufen zu zwingen. Feuerteufel raste genau vor ihm dahin; aber der Sitz in seinem Sulky war leer. Gleich darauf sah Alec Tom unmittelbar vor
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