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Blitz und der Feuerteufel

Blitz und der Feuerteufel

Titel: Blitz und der Feuerteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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keine eigenen Gedanken, sondern gehen im alten Trott hinter den Führern von damals her! In dieser Weise arbeitete man vor vielen Jahren, wenn man die Pferde vom Wagen oder Pflug abspannte und sie für den Renntag auf die Bahn brachte. Zu jener Zeit brauchten die Pferde diese langen Vorläufe zum Aufwärmen oder Auflockern vor ihren Rennen. Es waren derbe, kraftstrotzende Tiere, die alle Arbeiten verrichteten, die heute die Traktoren leisten. Sie kannten kaum etwas anderes mit Ausnahme eines gelegentlichen Rennens auf einem ländlichen Fest. Sie waren Muskelpakete und mußten gelockert werden, bevor sie überhaupt einige Schnelligkeit entwickeln konnten.« Henry schüttelte traurig den Kopf. »Aber dergleichen ist heutzutage nicht mehr nötig. Wenn die Burschen hier sich ihre Pferde genau an-sehen würden, müßte ihnen das klarwerden. Die Traber haben eine gewaltige Entwicklung durchgemacht, seit ich Kind war. Es sind keine Arbeitspferde mehr, denn sie werden ausschließlich auf Schnelligkeit gezüchtet! Jahre und Jahre planmäßiger Linienzucht haben sie zu dem gemacht, was sie heute sind: leichtknochig, leichtgewichtig, voller Temperament und weitaus schneller, als wir es uns im Traum hätten vorstellen können, als ich ein Junge war. Die meisten unter ihnen benötigen die harte Trainingsarbeit nicht, ehe sie an den Start gehen; sie verlieren ihre Rennen schon auf der Aufwärmebahn.«
    Henry trat an Feuerteufel heran und strich seine Stirnlocke zurück. »Einige von ihnen vertragen die alte Methode besser als die anderen; aber eins weiß ich ganz genau: Feuerteufel verträgt sie nicht! Seinem hochgezüchteten Vater verdankt er seinen unbezähmbaren Eifer zu laufen und sein heißes Blut. Wenn er ins Rennen geht, wird sein Fell schweißig ohne jede Nachhilfe durch uns. Ein leichter Trab auf dem Weg zum Start ist alles, was er braucht — und solange er bei mir im Training ist, werden wir ihm auch nicht mehr zumuten!«
    Henry sah Alec ein wenig verlegen an und lächelte. »Das war eine lange Rede«, sagte er. »Du bist ein guter und sehr geduldiger Zuhörer!«
    Alec legte dem alten Mann die Hand auf den Arm. »Weshalb, denkst du, bin ich hier? Ich höre dir gern zu, um soviel zu lernen wie möglich!«
    Henry kicherte. »Und ich dachte, du wärst gern in meiner Gesellschaft!«
    »Das natürlich auch!« Alec lachte.
    Henry sah Feuerteufel an. »Na, genug geredet«, sagte er. »Für uns taugt das, was die Alten früher gemacht haben, jedenfalls nicht — solche wie Jimmy Creech, die einfach beim alten Trott bleiben, ohne darüber nachzudenken, wie grundlegend sich das Pferdematerial gewandelt hat.«
    Plötzlich hörten sie eine hohe, nasale Stimme rufen: »Henry! Henry Dailey! Bist du auf diesem Weg hier?«
    Henry wurde blaß und stand wie erstarrt neben dem Hengst! Alec ging zur Tür und sah einen hageren kleinen Mann mit einer großen Nase auf sich zukommen. Er blieb stehen, als er vor der Box angelangt war, über der Feuerteufels Name angeschrieben war, und sah hinein.
    Alec konnte die Augen nicht von dem dürren Männchen wenden. Er hörte Henry mit bedeckter Stimme sagen: »Guten Tag, Jimmy!«

Jimmy Creech

    Das war also Jimmy Creech! Alec sah ihn eilends die Box betreten, ohne sich um etwas anderes zu kümmern als um sein Pferd. Feuerteufel kam ihm entgegen und berührte ihn mit der Nase an der Brust. Jimmy streichelte ihn, und seine kleinen Augen hatten dabei den verliebten Blick, mit dem ein stolzer Vater seinen einzigen Sohn ansieht. »Mir gehört dieses wunderbare Pferd!« sagten sie.
    Alec sah Henry an, der merkwürdig still war für jemand, der nach langer Zeit einen alten Freund wiedersieht. Aber auch Jimmy Creech sagte nichts. Alec beobachtete wieder ihn und sein Pferd. Endlich sagte Jimmy, ohne seine Augen von Feuerteufel zu wenden: »Ich mußte kommen und sehen, was du mit ihm machst. Tom bat mich darum; er meinte, es würde mir guttun, und er hat recht gehabt.«
    »Gut siehst du nicht gerade aus, Jimmy«, erwiderte Henry, »bist du sicher, daß du es verträgst?«
    »O ja, ich fühle mich sehr wohl.«
    »Hast du deinem Arzt von dieser Reise erzählt?«
    »Ich werde mich hüten! Er hätte es nicht erlaubt. Höchstens einen Besuch auf der Rennbahn für das ganze Jahr hat er gestattet; dafür habe ich mir natürlich das Hambletonian ausgesucht.« Zum erstenmal wandte er sich jetzt Henry zu.
    »Wird er starten können, Henry?«
    »Ich hoffe es.«
    Jimmy drehte sich wieder zu Feuerteufel um. »Ich habe

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