Blitz und der Feuerteufel
Es ist gar nicht >so bald<. Wir haben nur noch knapp zwei Wochen bis zum Hambletonian!«
Alec fiel ein, daß heute morgen ein großer Transporter mit den Spitzenpferden nach Goshen abgefahren war, die dort trainiert werden sollten. Er nickte: »Du hast recht, Henry, es wäre gut, wenn er ein Rennen hinter sich brächte.«
»Ich meine auch«, gab der alte Trainer zurück und hoffte inbrünstig, daß er wirklich recht haben möge.
Sie ließen Feuerteufel für ein Rennen eintragen, das drei Tage später, am Montagabend, stattfand. Am Sonnabend und am Sonntag trainierte Feuerteufel auf der Bahn. Henry beobachtete ihn genau und Alecs Verhalten ebenfalls. Alles, was er sah, war durchaus ermutigend, aber er blieb sich bewußt, daß das Proberennen am Montag trotzdem eine gewagte Sache war. Doch es gab keine Wahl. Das Hambletonian fand am übernächsten Mittwoch statt. Deshalb brauchte der Hengst das Montagrennen dringend. Alec desgleichen...
Henry kam sich ein wenig vor wie ein Spieler, der alles auf eine Karte setzt und hofft, daß er gewinnt. War es an dem, so würden beide dank der Klappe das Selbstvertrauen haben, das ihnen not tat. Und wenn es schlecht auslief, wenn sie einen Zusammenstoß hatten... An die Folgen mochte Henry nicht denken.
Seine Hoffnung stieg jedoch wieder, als er sich vergegenwärtigte, wie fügsam sich Feuerteufel gezeigt hatte, als er die Klappe trug und Alec die Klappe betätigt hatte. Es schien, daß Alec bereits automatisch richtig mit dieser Hilfe umging; er wußte genau die Sekunde, wann er sie schließen, wann wieder öffnen mußte.
Am Sonntagmorgen unternahm Alec auf Henrys Weisung mit Feuerteufel ein langes Viermeilentraining in nicht zu schnellem Trab. Er wollte gerade die Bahn verlassen, als Henry sagte: »Noch nicht, Alec, ich möchte, daß du ihn wendest und ihn eine Viertelmeile in scharfem Tempo laufen läßt, als Vorbereitung für morgen abend.«
Alec lenkte Feuerteufel wieder auf die Bahn zurück. Pferd wie Fahrer waren bereitwillig und eifrig, zu beweisen, was sie konnten. Alec hatte kaum je mehr Freude, laufen zu dürfen, in einem Pferd gespürt als jetzt, während er Feuerteufel am Anfang der Geraden anhielt und ihn dann auf den richtigen Weg lenkte; er dachte, der Hengst würde ihm durchgehen. Er forderte geradezu, losgelassen zu werden. Alec mußte alle Kraft und Geschicklichkeit aufwenden, die er besaß, um ihn im Zaum zu halten, bis sie den Startpfosten erreicht hatten.
Feuerteufels Schnelligkeit kam nicht allmählich, als ihm Alec das lange erwartete Zeichen gab; sie brach so plötzlich los, daß Alec seine Füße mit aller Kraft in die eisernen Bügel stemmen mußte, um nicht aus dem Sitz geworfen zu werden.
Hatte er bisher geglaubt, der Unterschied zwischen Reiten und Fahren eines Rennpferdes sei gering? Wenn ja, so änderte er schnell seine Meinung, als der weiße Zaun nur noch verschwommen neben ihm hinflog. Reiten hieß Teil seines Pferdes sein, sich ihm in jeder Bewegung anpassen; aber das hier war etwas anderes, das war Vorwärtsgerissenwerden in der Bahn eines flammenden Meteors. Er saß so niedrig und so dicht hinter Feuerteufels machtvollen Hinterschenkeln, daß er sich nach links hinauslehnen mußte, um zu sehen, was vor ihm war. Die Bahn war leer. Sie umrundeten den ersten Bogen, ohne daß Feuerteufels Schnelligkeit auch nur im geringsten nachgelassen hätte. Alec hielt ihn nahe am Innenzaun.
Sie fegten die Gerade entlang, der lange Schweif des Hengstes peitschte ins Gesicht seines Fahrers. Alec lehnte sich weiter nach links, um dem Schweif auszuweichen und um den Viertelmeilenpfahl zu sehen. Sie näherten sich ihm schnell. Alec feuerte den Hengst zu noch größerer Anstrengung an; der schwarze Schweif peitschte sein Gesicht noch schärfer; auch Schultern und Arme schmerzten, weil der Hengst sich so sehr in die Zügel legte. Aber das alles machte Alec nichts aus. Morgen abend würde es dasselbe sein; er war zum »Schwanzreiter« geworden! Er forderte den Hengst noch einmal, und wie der Blitz jagten sie am Viertelmeilenpfosten vorbei.
Wenige Minuten später lenkte er Feuerteufel zu den Ställen zurück. Henry ging neben ihm her. »Mir schien, als hättest du Schwierigkeiten, sobald er langsamer werden sollte«, sagte der Trainer.
»Stimmt. Es war nicht gerade leicht, ihn zu zügeln«, antwortete Alec. »Er wollte durchaus nicht auf hören.«
»Das ist verständlich und gut so; ich hab’s mit Freude gesehen! Sogar die Burschen, die mit mir auf der
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