Blitz und der Feuerteufel
Herr Creech.«
Jimmy sah Alec an und sagte etwas freundlicher: »Henry ist vollkommen im Irrtum, verstehen Sie? Bei unseren Pferden ist das nicht anders, sie müssen aufgelockert werden, ehe sie ins Rennen gehen. Es ist nicht nur nützlich für ihre Muskeln, sondern es eifert ihre Rennlust an. Danach erst sind sie in der richtigen Verfassung zu traben, versuchen nicht zu galoppieren und tun, was sie sollen.«
Alec hörte zu und merkte, daß Jimmy felsenfest überzeugt war von dem, was er sagte. Kein Mensch würde ihn davon abbringen, daß Feuerteufel ein Auflockerungstraining braucht, und Alec fand das gar nicht merkwürdig, wenn er an alle die viel jüngeren Trainer auf der Roosevelt-Rennbahn dachte, die es ebenso machten — sie folgten den alten Führern, und Jimmy war einer von ihnen.
Er streifte dem Hengst die Kappe über, während Jimmy ihm Geschirr und Zügel anlegte. Alec faßte sich ein Herz und fragte: »Sie wollen tatsächlich, daß ich ihn in diesem schnellen Tempo über eine Meile laufen lasse?«
»Selbstverständlich, das will ich«, antwortete Jimmy eigensinnig. »Er wird schneller laufen, als ich befohlen habe, noch bevor die Auflockerungsrunde beendet ist. Er soll dann die zweite und dritte Runde in zwei Minuten und fünf oder sechs Sekunden traben.«
Alec erwiderte, das wäre ja beinahe schnell genug, um das Hambletonian zu gewinnen.
»Danach streben wir ja in der nächsten Woche«, antwortete Jimmy.
Alec ging hinterher, als Jimmy Feuerteufel aus dem Stall führte. Das Rennen heute abend würde eine harte Nuß werden, dachte Alec bei sich, nachdem das schwere Training durchgeführt worden war. Er war gespannt, ob Henry unter den Zuschauern sitzen würde.
Um 7.30 Uhr lagen zwei der getrennten Aufwärmeläufe hinter ihnen, und jetzt, weniger als eine Stunde, bevor es an den Start ging, fuhr Alec mit Feuerteufel vom Anspannplatz auf die Hauptbahn für die dritte Auflockerungsmeile.
Alec war so heiß wie sein Pferd von all der Arbeit, die sie in so kurzer Zeit hatten leisten müssen. Er meinte, daß er Feuerteufels zweite Meile nie im Leben wieder vergessen würde. Der Hengst hatte sich sehr anstrengen müssen, um die Zeit einzuhalten, die Jimmy befohlen hatte. Diese letzte Runde sollte ebensoschnell sein. Unter anderen Umständen würde sich Alec gefreut haben, noch einmal bei einem so schnellen Trab hinter Feuerteufel sitzen zu können. Wie es sich aber hier verhielt, war er eher bedrückt, weil das eigentliche Rennen ja noch vor ihm lag.
Es war noch nicht dunkel, aber die Lichter auf der Bahn brannten schon, und die Tribünen füllten sich. Viele Pferde befanden sich auf der Bahn und arbeiteten. Alec nahm nur wegen der Scheuklappe von ihnen Notiz. Er mußte auf der Hut sein, sie jedesmal rechtzeitig zu schließen, wenn von rechts Pferde an ihnen vorübertrabten.
Feuerteufel warf den Kopf ein wenig auf. Er trug die Nummer fünf am Kopf, weil er jetzt auf der Hauptbahn lief. Es war auch Vorschrift, daß die Fahrer diesmal bereits ihren Renndreß tragen mußten. Alec betrachtete die Ärmel seines rot-weißen Seidenhemdes, das Tom gehörte und Jimmys Farben trug.
Feuerteufel zeigte Eifer, wieder zu laufen, denn sein rotes Fell war naß — viel zu naß, wie Henry gesagt haben würde. Alec sah zu den Tribünen hinüber; er hätte gern gewußt, ob Henry unter den Zuschauern war.
Er war überzeugt, daß Henrys Ansicht über die Aufwärmläufe im Hinblick auf Feuerteufel richtig war. Der Hengst hatte bereits zu stark gearbeitet, Alec hatte schon während des zweiten Laufes gefühlt, daß das gewohnte Feuer fehlte.
Er brachte den Hengst an den Anfang der Geraden und ließ ihm die Zügel ganz lang, als sie den Startpfosten passierten. Zur gleichen Zeit drückte er den Knopf seiner Stoppuhr. Henry hatte immer gesagt, er brauche keine; er habe eine Stoppuhr in seinem Kopf. Aber Alec wollte so korrekt wie möglich ausführen, was ihm Jimmy aufgetragen hatte: noch eine Meile in zwei Minuten und sechs Sekunden, weder langsamer noch schneller.
Alec fühlte den Sitz des Sulkys unter ihm hochgehen, als er Feuerteufel antrieb. Der Sitz schien noch lebendiger als an jenem ersten Tag, da er mit Feuerteufel nach Henrys Anweisungen gearbeitet hatte. Der Sitz des Rennsulkys befand sich viel näher an den Hinterschenkeln Feuerteufels als der des Trainingssulkys. Alec hatte das Gefühl, auf Feuerteufels fliegenden Hinterhufen dahingetragen zu werden. Er saß beinahe auf seinem Schwanz, lehnte sich ein wenig
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