Blitz und der Feuerteufel
Leichttraben an den beiden vorhergegangenen Tagen ihren Zweittrainern überlassen hatten. Sie brachten ihre Pferde alle selbst auf die Bahn, und die alten Männer machten keine Späße mehr miteinander.
Alec fuhr fort leicht zu traben, wie er angewiesen worden war. Er sah die anderen davongehen. Ihm wurde immer elender zumute, als sie schneller und schneller wurden; dann sah er einfach nicht mehr hin.
Nachdem er sieben Meilen im befohlenen Tempo mit Feuerteufel zurückgelegt hatte, fuhr er zurück in den Stall. Henry merkte seine Besorgnis und sagte: »Hör auf, dich wegen der anderen zu beunruhigen, Alec! Sieh dir lieber dein Pferd an. Es ist feucht, aber du siehst keinen Schweiß auf ihm! Wir kommen also voran, wie ich es angestrebt habe. Ein paar Wochen mehr, und Feuerteufel wäre überhaupt nicht zu schlagen!«
»Aber uns bleiben nur noch drei Tage!« seufzte Alec. »Warum läßt du mich ihn nicht endlich herannehmen? Er ist wirklich begierig darauf!«
»Laß ihn nur auf das Hambletonian warten!« sagte Henry. »Und warte du auch!« Er ging um Feuerteufel herum und legte Alec die Hand auf die Schulter. »Ich habe nämlich gar nichts dagegen, wenn ihr beide begierig seid zu laufen. Das ist gut! Und wenn’s losgeht, wirst du merken, daß ich recht gehabt habe.«
Am Sonntagabend begann die große Verwandlung des Städtchens: die Zuschauermassen begannen herbeizuströmen in Erwartung des einmaligen Ereignisses dieses Jahres. Das kleine Hotel, der Gasthof, alle verfügbaren Privatquartiere und Touristenunterkünfte waren im Nu überfüllt, auch die in den benachbarten Ortschaften. Doch all das war nur ein mildes Zittern, verglichen mit dem Erdbeben, das am Mittwoch einsetzen würde. Am Hambletonian-Tag kamen Tausende und aber Tausende aus allen Teilen des Landes mit Extrazügen, Flugzeugen und Autobussen. Doch Goshen trug seine schwere Last stolz und mit Würde. Jeder Einwohner war sich bewußt, daß das Städtchen jetzt für wenige Stunden auf der Höhe seines Ruhmes stand.
Am Montagmorgen griff die Veränderung auch auf die Rennbahn über. Orange und blau gestreifte Markisen spannten sich über die Tribünen und den Anspannplatz. Zelte waren auf den freien Flächen errichtet worden, und in ihnen machten Würstchen-, Bier- und Limonadenverkäufer gute Geschäfte. An dem riesigen Mast im Innenfeld der Bahn flatterte die blau-weiße Flagge der Traberrennsportvereinigung. Die Hambletonian-Woche hatte begonnen!
Gegen Mittag ging Henry zum Rennsekretariat, um Feuerteufel als Teilnehmer am Hambletonian-Rennen zu nennen. Dort schrieb er einen Scheck über 500 Dollar als Meldegeld aus und fischte die »Sechs« aus der Trommel mit den Nummern der Startpositionen, die wie ein Los gezogen werden mußten.
Als er in den Stall zurückkehrte, erwartete ihn Alec voller Neugier. »Welche Nummer hast du gezogen?«
»Eine gute: die Sechs. Wir starten damit gleich in der ersten Reihe mit zehn Pferden. Acht folgen in der zweiten!«
»Dann kann ich hoffen, nicht ins Gedränge zu geraten.«
Henry lächelte. »Das meine ich auch! Diese Chance ist jedenfalls größer als die, daß ich die 500 Dollar, die ich eben verauslagt habe, von Jimmy wiederbekomme, wenn wir nicht siegen.« Am Dienstagmorgen brachten fast alle Tageszeitungen Amerikas eine Notiz des Rennsekretariats, übertitelt mit den Schlagzeilen: »Riesenfeld von achtzehn Dreijährigen startet im klassischen Hambletonian morgen Mittwoch! Es geht um 105 000 Dollar! Die schnellsten Traber Amerikas ringen um die Siegespalme!«
Goshen, den 6. August. Achtzehn Pferde wurden für das morgen stattfindende berühmteste Trabrennen unseres Kontinents genannt. Man behauptet in Goshen, daß das diesjährige Hambletonian nicht allein das am höchsten dotierte, sondern auch das schnellste Rennen in der langen Geschichte dieser Veranstaltung sein wird. Noch niemals zuvor haben sich so viele Spitzenpferde hier zusammengefunden. Und noch nie haben die Zaungäste in Goshen Pferde beim Training so schnell traben sehen, wie es dieses Jahr der Fall gewesen ist.
Aus diesen Gründen und im Hinblick auf die Tatsache, daß nur wenige dieser Pferde in dieser Saison bereits in anderen Rennen aufeinander gestoßen sind, gibt es keinen Buchmacherfavoriten. Livley Man scheint vielen die größten Chancen zu besitzen, weil er auf der Roosevelt-Bahn unlängst einen eindrucksvollen Sieg über Victory Boy, Chief Express und Silver Knight errungen hat, die alle auch diesmal gegen ihn antreten. Die
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