Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
einem noch Unbekannten imitiert wurden.
    Wie auch bei Davis und Cottrell war Rory Kravens Brustkasten aufgeschnitten, Lungen und Herz herausgerissen worden. Aber anders als bei der furchtbaren Verstümmelung der
beiden Frauen war das, was mit Kraven geschehen war, mit
fast chirurgischer Präzision ausgeführt worden.
    Ebenfalls im Gegensatz zu den beiden Frauen, war Kravens
Kehle aufgeschlitzt. Überall war Blut – große Flecke auf dem
Teppich, Spritzer auf den Möbeln, sogar an den Wänden
verschmiert. Es war offensichtlich, daß Rory Kraven nicht
sofort gestorben war. Und es war klar zu erkennen, daß er sich
sogar nach seiner Verwundung noch im Zimmer bewegt hatte.
Dennoch gab es keinen Hinweis auf einen Kampf: kein
Möbelstück war umgeworfen, nichts zerbrochen. Dem Aussehen des Raumes nach konnte man schließen, daß der Mörder
Kraven die Kehle aufgeschlitzt, dann seelenruhig gewartet
hatte, wie der tödlich verletzte Mann durch die Wohnung
gewankt war, bis er schließlich verblutet war.
    Während sich das Laborteam ans Werk machte, den Tatort
fotografierte und nach Spuren suchte, die Kravens Mörder
möglicherweise hinterlassen hatte, nahm Mark die mühselige
Arbeit auf sich, die Mieter der übrigen Appartements zu
befragen. Zwar waren die meisten von ihnen bei der Arbeit,
aber in Gebäuden wie diesem wohnten immer einige Leute, die
selten ausgingen. Lois nahm auf der Ecke der Couch Platz, auf
der Edna noch immer zusammengekauert saß und das zu
verkraften versuchte, was sie im Badezimmer gesehen hatte.
    »Brauchen Sie einen Arzt?« fragte Lois. Edna Kraven war
blaß, aber Lois erinnerte sich, daß Richard Kravens Mutter, die
sie mindestens viermal in den letzten Jahren verhört hatte,
immer reichlich blaß gewesen war.
    »Was kann ein Arzt gegen den Kummer einer Mutter ausrichten?« fragte sie und tupfte sich die Augen mit einem zerknüllten Taschentuch.
»Können Sie mir sagen, was passiert ist?
    Edna zuckte hilflos die Schultern. »Er war heute morgen
krank. Dann hab ich ihn immer wieder angerufen, aber weil er
nicht abgehoben hat, dachte ich mir, es ist besser, wenn ich
vorbeikomme. Er ist doch mein Sohn«, fügte sie in einem Ton
hinzu, als müsse sie sich dafür rechtfertigen. »Was sollte ich
sonst machen?«
    Lois ließ sich von Edna zweimal die Ereignisse des Tages
aufzählen, aber wie sie bereits vermutet hatte, stimmten die
unbedeutenden Details dabei jedesmal überein. Edna war
unsicher, zu welcher Zeit genau sie den Bus bestiegen oder mit
welchem sie zur 15. Straße gefahren war, aber Lois wußte
längst, daß die Leute, die sich zu gut an Details erinnerten, oft
logen. Sie war gerade mit dem Fragen fertig, als Mark ihr von
der Tür aus zuwinkte. Sie folgte ihm in den Hausflur.
    »Niemand hat auch nur irgend etwas gehört«, erklärte er.
»Ich habe zwei Leute aufgetrieben, die den ganzen Tag zu
Hause waren, und keiner von beiden scheint taub zu sein.
Wenn Kraven mit jemandem gekämpft hat, warum hat dann
niemand etwas davon mitbekommen? Und glaub mir, wenn die
Frau von 2B einen Streit gehört hätte, hätte sie sofort die
Polizei gerufen. Es paßt einfach nichts zusammen: Wenn kein
Kampf stattgefunden hat, woher stammt dann diese Sauerei?«
    Lois wollte gerade über diese Frage nachdenken, als jemand
von der Spurensicherung in den Flur kam. »Wenigstens ein
Problem scheint schon gelöst zu sein«, sagte er, als er Mark
eine durchsichtige Tasche mit einem Reißverschluß
aushändigte. Sie enthielt ein gelbes Blatt Papier, auf das
jemand von Hand eine Nachricht geschrieben hatte. »Es war an
die Kühlschranktür geklebt – wie ein Einkaufszettel. Wir haben
es fotografiert und untersuchen es nach Fingerabdrücken.«
Blakemoor las das Schreiben und reichte es dann wortlos
Ackerly.
    Ich hasse Nachahmer.
Und ganz besonders hasse ich unfähige
Nachahmer.
Aus Gründen zu töten, aus denen Rory
getötet hat, ist nicht nur unmoralisch,
sondern Verschwendung. Weil ich
Verschwendungen hasse, habe ich Rorys
Gemetzel ein Ende bereitet. Ich bezweifle, daß jemand über Rorys Hinscheiden
bestürzt ist. Letzten Endes konnte er nie
so werden wie ich, soviel Mühe er sich
auch gegeben hat.
    »Habe ich recht verstanden?« fragte Lois, als sie die
Nachricht gelesen hatte. »Das heißt doch, daß derjenige, der
das Blutbad angerichtet hat, glaubt, Kraven habe Davis und
Cottrell ermordet. Aber wie kommt er darauf? Es gibt keinen
Beweis, daß die beiden von

Weitere Kostenlose Bücher