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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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dem
zweiten Klingeln abnahm. »In mein Büro«, schnauzte Vivian,
»und zwar sofort.« Sie knallte den Hörer auf die Gabel und
wandte ihre Aufmerksamkeit dem anstößigen Artikel auf dem
Monitor zu, den sie erst vor einigen Sekunden gelesen hatte.
Als Anne in ihrem Büro erschien, hatte die Chefredakteurin
den ganzen Artikel bereits dreimal gelesen.
    Obwohl sie noch mehrmals tief Luft geholt hatte, war ihr
Zorn nicht besänftigt.
»Was zum Teufel soll das?« fauchte Vivian, als Anne ins
Büro trat und die Tür hinter sich schloß.
Anne trat näher, um einen Blick auf die Schlagzeile zu werfen, die auf dem Schirm leuchtete. »Mein Artikel über…«
»Ich weiß, was das ist!« wurde sie von Vivian heftig unterbrochen. »Was ich wissen will, ist, was das soll!«
Vivians Ton machte Anne zusehends gereizter, doch sie biß
sich auf die Lippen und verkniff sich eine Antwort. Sie wußte,
daß Vivian in solchen Momenten keinen Sarkasmus außer
ihrem eigenen tolerierte. »Es ist nur ein Bericht über die
Leiche, die ich heute morgen gefunden habe…«, begann Anne,
sie wurde aber gleich wieder unterbrochen. Diesmal milderte
Vivian ihre Attacke, indem sie Anne Platz anbot.
»Setz dich, Anne.«
Vorsichtig setzte sie sich, wußte sie doch, daß Vivian die
Leute oft nur deshalb Platz zu nehmen bat, um ihnen ein
schwaches Polster gegen den Sturm zu bieten, der anschließend
gleich über sie hereinbrach. Anne setzte sich auf die Ecke des
unbequemen Stuhls, der ausschließlich den Besuchern des
Büros vorbehalten war.
Vivian preßte ihre Fingerkuppen gegeneinander. Es war eine
unbewußte Geste, die ihrem Gegenüber aber unzweideutig
Ärger verkündete. Dann warf sie noch einmal einen kurzen
Blick auf den Artikel, seufzte und ließ ihre Hände auf den
Tisch sinken. Obwohl sich Anne das nicht anmerken ließ,
entspannte sie sich ein wenig. Der Wechsel in der Körpersprache ihrer Chefin war ein sicheres Anzeichen dafür, daß sie
sich der Sache bedächtiger nähern wollte, als sie ursprünglich
geplant hatte. »Du siehst schrecklich aus«, begann sie.
»Vielleicht solltest du dir ein paar Tage freinehmen.«
»Heute war’s nicht gerade leicht für mich«, erwiderte Anne.
»Man erwartet ja nicht unbedingt, daß man beim Joggen
morgens eine Leiche findet, ganz zu schweigen davon, dann
auch noch eine Story darüber zu schreiben.« Als Vivians Blick
wieder zu dem Monitor wanderte, sagte sich Anne, wenn ihre
Chefin eine Konfrontation vermeiden wollte, konnte sie
ebenfalls darauf verzichten. Doch in diesem Fall könnte sie
wenigstens eine Spur eigenen Sarkasmus riskieren.
»Nach deiner bekannten Redseligkeit am Telefon zu
schließen, hast du ein Problem.«
Vivian zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sollte ich die
Geschichte jemand anderem übertragen…«
Diesmal war es Anne, die sie unterbrach. »Du meinst, so wie
man einen Anwalt wechselt, wenn sich herausstellt, daß er
seinen Mandanten falsch berät?«
»Siehst du das anders?« entgegnete Vivian.
»Ich sehe da keine Parallele.«
Vivian lehnte sich vor; daß ihre Fingerspitzen wieder einander bedenklich nahekamen, ließ nichts Gutes ahnen. »Dann
will ich dich mal aufklären«, sagte sie und legte besonderen
Nachdruck auf das Wort ‚aufklären’. »Mir scheint, deine
eigentliche Funktion in dieser Geschichte ist eher die einer
Interviewten statt einer Interviewerin. Die Story liest sich eher
wie ein Leitartikel. Und wenn du nicht viel mehr Hintergrundinformationen besitzt, als ich annehme, stinkt die
ganze Sache nach purer Vermutung. Du bist in erster Linie
Reporterin, Anne. Wenn ich deine persönliche Stellungnahme
zu etwas hören will, lasse ich es dich wissen.«
Anne spürte, wie eine Ader in ihrer Stirn pochte und hoffte,
daß Vivian es ihr nicht ansah. »Würdest du mir bitte erklären,
worin genau das Problem liegt?«
»Der ganze Tenor stört mich. Das fängt schon mit deiner
Unterstellung an, es ginge um eine Mordserie. Erst wenn die
Polizei Parallelen zwischen dieser Cottrell und…«
»’Diese Cottrell’ war meine Nachbarin«, fuhr Anne verärgert
dazwischen.
Vivian Andrews blinzelte. »Deine Nachbarin? Meine Güte,
Anne! Das darf doch nicht wahr sein! Du hast deine Nachbarin tot im Park gefunden, und du bist nicht nur zur Arbeit
gekommen, sondern hast auch noch darüber geschrieben?«
»Es ist nun mal mein Job, darüber zu schreiben. Und was die
Parallelen zwischen ihr und Shawnelle Davis betrifft, finde ich,
daß es da

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