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Blockade

Blockade

Titel: Blockade
Autoren: B. N. Ball
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Willfährigkeit zeigte.
    Es war bald vorüber, doch ausruhen durfte er nicht. Zwei Plagmänner kamen herein, ohne vorher zu blinken. Ihr Blick streifte kurz das Trophäenregal, von wo zwei ihrer Kameraden auf sie hinunterblickten.
    »Ein Besucher, Raumpilot Dod«, sagte der eine. Warum sprachen sie immer abwechselnd? Dod wartete darauf, daß der zweite Plagmann sprach.
    »Ratgeber Gompertz«, sagte der zweite Plagmann. Beide schauten noch einmal auf das Trophäenregal und verließen das Zimmer, wo Dod allein mit dem alten Mann zurückblieb.
    Dod erkannte ihn sofort von den Fernsehübertragungen. Klein, kahlköpfig, körperlich unbedeutend und exzentrisch gekleidet in Gewändern des frühen Ersten Jahrtausends, war er von Autorität umgeben, als ob sie eine Sache wäre, die man sehen konnte. Er war der Mann, der eine ganze Philosophie darüber ausgearbeitet hatte, welchen Platz die Company in der Weltgeschichte einnahm, und vierzig Jahre lang hatte er die Philosophie der Company jede Woche einer Milliardenzuhörerschaft erläutert. Eintönig wie sein Themenmaterial war, verstand er doch, es mit Leben zu erfüllen, ließ es in der halben Stunde, die ihm zur Verfügung stand, zu hektischem Leben erwachen und hielt seine Zuschauerzahlen sogar, wenn die Endspiele ausgestrahlt wurden.
    Salkind mußte Tausende ausgegeben haben, um den alten Mann zur Mondbasis zu bringen. Sein Schweigen enervierte Dod. Unter alternden, herabhängenden Lidern schauten die Augen boshaft hervor. Doch als er sprach, war seine Stimme angenehm moduliert.
    »Ein seltsames Zusammentreffen, Dod«, sagte er. »Ich habe Ihre Arbeit gelesen – einige interessante Punkte in diesem Aufsatz von Ihnen, wie hieß er doch gleich? Richtig. ›Eine statistische Analyse über das Auftreten einer geradlinigen Spaltung in der siebenten Schicht.‹ Interessant.«
    Die sanfte Tour, dachte Dod. Jetzt würde Gompertz eine passende lateinische Redewendung einflechten. Dod wurde klar, daß er seine Veröffentlichungen studiert und sich für dieses Interview gründlich vorbereitet haben mußte. Würde Gompertz über irgendeinen Teil der Arbeit befragt, so wäre er imstande, ausführlich zu antworten; er hatte ein derartiges Gedächtnis.
    Alles, was ich zu tun habe, sagte Dod zu sich selbst, ist durchzuhalten. Die Zeit ist auf meiner Seite. Das hatte jedenfalls der dicke Psychmann gesagt, und wem sonst konnte er vertrauen?
    »Ich fühle mich geehrt, Ratgeber«, sagte Dod. »Ich habe mir Ihre Sendungen immer angesehen.« Er stellte fest, daß er diplomatische Fähigkeiten besaß, von denen er nichts geahnt hatte. Vielleicht besaß er noch andere Fähigkeiten …
    »Keine Formalitäten«, sagte Gompertz, genauso wie es der Vorsitzende getan hatte. »Ich möchte ein offenes Gespräch mit Ihnen führen.«
    »Von Mann zu Mann?«
    »So ist es …«, sagte Gompertz und schaute ihn sich genauer an; plötzlich grinste er und zeigte seine alten braunen Zähne.
    »Ihr Bericht zeigt starke konformistische Tendenzen – Sie haben sich verändert. Warum? Schnell.«
    Ohne zu überlegen, antwortete Dod: »Gefahr. Zuviel in zu kurzer Zeit.« Er erkannte, daß er nicht soviel hätte sagen sollen. Seine Antwort hätte konformistische, erschrockene Verwirrung ausdrücken sollen. Gute Mitglieder der Company antworteten langsam und nach einiger Überlegung: stets die richtige glaubwürdige Antwort und den sicheren bequemen Gedanken.
    »Immerhin, Sie haben sehr schnell gelernt, sich zu wehren. Sie haben sich innerhalb weniger Tage in beachtlichem Maße an Ihre veränderten Umstände angepaßt. Beinahe ein novus homo !«
    Ein gutes Mitglied der Company würde nicht fragen, was dies bedeutete, und so antwortete Dod nicht. Er war auf der Hut. Dieser Mann war der erfahrenste Dialektiker von allen. Von ihm wurde behauptet, daß die Fremden, wenn er sie eine halbe Stunde seiner Analyse und kritischen Prüfung unterzog, sich freudig der Company anschließen würden – wenn man jemals Kontakt mit ihnen bekommen würde.
    »Dann habe ich mich eben verändert«, sagte Dod. Gompertz schlug seine Toga um sich und ließ sich in einem bequemen Sessel nieder.
    »Ich möchte meine Position klarstellen«, sagte er. »Ich werde mit Ihnen wie mit einem denkenden Menschen sprechen und nicht wie mit dem Raumpiloten Dod. Sie glauben sicher, ich sei hier, um Sie zu überlisten? Vergessen Sie das. Der Vorsitzende Salkind hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, was das – wie können wir es nennen? Das Anhängsel, das
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