Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
nicht, ob die Beleuchtung eher hell oder eher dunkel sein würde, also musste der Teint für alle Gelegenheiten geeignet
sein.
Da halfen im Zweifelsfall die Puderperlen »Les Météorites«, die zu praktisch jedem Licht passten. Die »Smoky Eyes«-Lidschatten-Palette
war ebenfalls universell, wobei ich das dunkelste Grau wegließ. Zu kräftig betonten Augen gehörte ein irisierendes Rouge und
dazu am besten ein Nude-Ton für die Lippen.
Auch der Duft war ein Problem. Vanillearoma in »Shalimar«,das je nach Umgebung überdimensioniert wirken konnte, oder lieber ein dezenter Grüner-Tee-Duft? Ich konnte mich mit keinem
von beiden anfreunden, so wurde es schließlich »White Linnen«, der Duft eines Frühlingstags in den Hamptons.
Die Kleiderwahl war fast noch das größere Problem. Sollte das ein Outfit für eine Pizzeria oder für eine elegante Sushi-Bar
sein? Nun, bei Jakedarling konnte ich mir nichts vorstellen, was über das Niveau von rot-weiß-grün bedruckten Papierservietten
hinausging, daher wählte ich eine schwarze Jeans, eine lange, im Ethno-Stil bedruckte Leinentunika, einen doppelt langen Gürtel,
den ich zweimal um die Taille schlang, und schwarze Peeptoes. Da alle Stücke von erstklassigen Labels stammten, war ich für
jede Gelegenheit gerüstet.
Dachte ich.
Jasmin stand um Punkt acht Uhr vor der Tür. In ihrer ältesten Jeans und einem verwaschenen T-Shirt , das Haar zu einem schlichten Pferdeschwanz gebunden. Sie blickte mich von oben bis unten an, öffnete den Mund, klappte ihn
wieder zu und machte eine einladende Geste zum Fahrstuhl.
Jake erwartete uns im Erdgeschoss, erstarrte, als er mich sah, grinste dann sehr breit und sehr böse, wie ich fand, und hielt
uns die Tür auf. Er trug eine noch ausgeblichenere, noch zerschlissenere Jeans als sonst und ein T-Shirt , dessen ursprüngliche Farbe nicht einmal mehr annähernd erkennbar war. Immerhin steckten seine Füße in ausgelatschten Sneakern.
»Du hast ihr nicht erzählt, wo wir hingehen, oder?«, fragte er Jasmin.
»Heute Morgen habe ich es echt vergessen, und jetzt ist keine Zeit mehr zum Umziehen«, flüsterte sie.
Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten, drehte mich wortlos um und ging zurück zum Aufzug.
»Keinesfalls«, sagte Jasmin und riss mich am Arm herum. »Du kommst mit.«
Wie eine Verbrecherin führten Jake und Jasmin mich zu einem Auto, das mit laufendem Motor in zweiter Reihe stand. Jake setzte
sich auf den Beifahrersitz, Jasmin und ich stiegen hinten ein. Ich nur unter Protest.
»Hi«, sagte der Fahrer und drehte sich halb zu uns um. »Ich bin Thomas.«
»Ich bin Lulu. Und jetzt?«, fragte ich in meinem schnippischsten Tonfall.
Jasmin kicherte.
»Entspann dich doch einfach mal ein bisschen. Du stehst ja ständig unter Hochspannung.« Das kam natürlich von Jake. »Weißt
du, Kontrollfreaks sind echt nervig.«
Schon wieder dieses Wort!
»Ich bin kein Kontrollfreak.«
»Okay, dann zieh einfach wahllos eine Haarklammer aus dem Krähennest, das du dir da oben auf dem Kopf gebaut hast, und schau
für den Rest des Abends nicht in den Spiegel.«
»Dass ich einen gewissen Wert auf mein Äußeres lege, empfinde ich nicht als Nachteil. Eher im Gegenteil.«
»Einen ›gewissen Wert‹ empfände ich auch nicht als Nachteil, Häschen. Aber das, was du treibst, ist pathologisch. Das bedeutet
krankhaft und trifft ziemlich genau den Punkt. Also noch mal: Entspann dich, sonst wirst du den Abend nicht genießen können.«
Ich wusste bereits zu diesem Zeitpunkt, dass ich den Abend mit Sicherheit nicht genießen würde. Das tatsächliche Ausmaß der
Katastrophe konnte ich allerdings noch nicht vorhersehen.
Zunächst begann es gar nicht so schlecht. Wir fuhren nach Köln, Thomas parkte irgendwo am Rhein, dann schlenderten wir wie
Zehntausende andere auch durch die abendlichen Straßen. Jake und Jasmin gingen eng umschlungen, Thomas und ich folgten. Thomas
sah unerwartet gut aus. Erstaunlich, dass Jake einen Freund hatte, der eine Armani-Jeans trug. Sein Hemd war dagegen schon
etwas älter und eigentlich zu lang, um es über der Hose zu tragen, aber seine Schuhe waren echte Loafers von Tod’s. Am linken
Handgelenk erkannte ich eine TAG Heuer (Jake trug natürlich gar keine Uhr), und ein breiter, silberner Ring zierte seinen
linken Mittelfinger. Im Gegensatz zu meinem Nachbarn machte sein Freund richtig was her.
Fast begann ich, mich auf den Abend zu freuen, aber mein
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