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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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ursprüngliches Misstrauen wurde vollkommen bestätigt, als Jake plötzlich
     sagte: »So, da wären wir.«
    »Da« war in diesem Falle die Unsicht-Bar. Ein Restaurant, das es auch in Berlin und Hamburg gab, wo ich mich bereits geweigert
     hatte, hineinzugehen. In einer Unsicht-Bar isst man im Dunkeln.
    Ich drehte mich um und rief Jasmin über die Schulter einen Abschiedsgruß zu.
    »Nun sei doch keine Spielverderberin«, rief Jasmin mir lachend hinterher.
    »Mein Gott, ist die verstockt«, sagte Jake zwar leise, aber ich hörte es.
    Thomas folgte mir und griff nach meiner Hand. »Lulu, komm doch mit. Bitte.«
    Jasmin hüpfte heran, ergriff meine andere Hand, und bevor ich noch einmal protestieren konnte, waren wir drin.
    Das Essen bestellten wir bei Licht, was aber auch schon ziemlich gedämpft war. Ich redete mir ein, dass mir das egal war,
     und nahm das Geschmacksfeld-Menü Lamm, zudem es eine poetisch beschriebene Suppenkreation, eine rätselhaft verklausulierte Vorspeise und eine nicht minder fragwürdig
     erläuterte Hauptspeise mit Lammfilet gab. Dann kam unser Kellner, der sich als Nico vorstellte, und führte uns an unseren
     Tisch.
    Nico war blind.
    Wir im nächsten Moment auch.
    Im Gastraum war es zappenduster.
    Jake und Jasmin saßen auf der einen Seite, Thomas und ich auf der anderen. Ich spürte mein Herz unnatürlich klopfen. So dunkel,
     dass man wirklich die Hand nicht vor Augen sieht, ist es sonst praktisch nie.
    Nico brachte unsere Getränke, die anderen unterhielten sich oder lauschten auf die Gespräche der anderen unsichtbaren Gäste,
     dann kam das Essen.
    »Das Lammfilet liegt auf zwölf Uhr, die Kartoffeln bei drei Uhr und das Gemüse auf neun. Messer rechts neben dem Teller, Gabel
     links. Guten Appetit.«
    Das Essen war hervorragend, auch wenn ich es mühsam fand, mit Gabel und Messer vorsichtig auf dem Teller herumzutasten, um
     das Fleisch zu finden und dieses zu schneiden, ohne zu wissen, wie groß das Stück war, das ich mir dann blind in den Mund
     steckte. Manchmal war es mehr, als ich üblicherweise in den Mund stecken würde, dann wieder ein winziger Bissen. Immerhin
     sah mich niemand mit vollen Backen kauen.
    Es ging eigentlich alles ganz gut, bis Jasmin meinte, mir etwas von ihrem Geflügel-Überraschungs-Menü abgeben zu müssen. Sie
     spießte Fleisch auf ihre Gabel, häufte Gemüse dazu und stocherte damit in der Luft herum, in der Hoffnung, in die Nähe meines
     Mundes zu kommen. Was ihr nicht gelang. Stattdessen erschreckte sie sich, zuckte daher heftig zusammen, schleuderte ihr Essen
     von derGabel in meine Richtung und warf, in der irrigen Annahme, noch irgendetwas retten zu können, ihre Cola um. Ich spürte Wärme
     am linken Arm und kalte Nässe auf der Hose.
    »Nix passiert, oder?«, fragte Jasmin lachend.
    »Sehr witzig«, antwortete ich und rief nach Nico. Er brachte mich zu den Toiletten. Wenigstens die sind beleuchtet.
     
    »Gehen wir noch was trinken?«, fragte Jasmin auf der Straße.
    Ich sah an mir herunter. Die Leinentunika hatte mehrere große Flecken auf dem linken Ärmel, das linke Hosenbein war von der
     Hüfte bis zum Knie nass, und wie ich im Gesicht aussah, nachdem Jasmin mich auch noch von ihrem Nachtisch hatte probieren
     lassen, wollte ich zwar eigentlich gar nicht wissen, schaute aber doch schnell in meinem Handspiegel nach. Ich hätte es besser
     nicht getan.
    »Nein«, sagte ich.
    »Klar«, sagten alle anderen.
    War ja zu erwarten gewesen.
    »Nun lass doch mal den Überdruck ab«, forderte Jake mich auf. Sein T-Shirt sah nicht mehr ganz frisch aus, und am rechten Ohr hatte er dunkle Flecken von Jasmins Versuch, ihn von ihrem Schokodessert
     probieren zu lassen, aber das schien ihn nicht zu stören. Zumindest musste er sich bei dem ausgeleierten Hemd ja auch keine
     Sorgen um einen finanziellen Schaden machen. »Du benimmst dich, als wäre das Leben eine verdammt ernsthafte Angelegenheit,
     die man mit der größtmöglichen Contenance hinter sich bringen muss. Hast du überhaupt nie Spaß?«
    »Jedenfalls selten auf Kosten anderer Leute.«
    Jasmin musste wieder kichern.
    »So völlig verkrampft, wie du bist, findest du auch nie einen Lover«, fuhr Jake völlig ungerührt fort. »Oder, sag mal, Thomas,
     findest du diese plastinierte Schaufensterpuppe sexy?«
    Thomas wurde rot.
    »Also, normalerweise ist es so«, begann Jake, »Frauen sollten locker sein, sie sollten lachen, zeigen, dass sie Spaß haben
     im Leben. Das Leben ist kein

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