Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
wusste nicht, wie ich mein Anliegen vorbringen sollte.
Einfach mit der Tür ins Haus fallen?
»Sind Sie noch dran?«, fragte Stahl.
»Ich habe eine, äh, Information über Werner Funks Aufenthaltsort erhalten.«
Stille.
Ich beeilte mich, weiterzusprechen. »Er wurde vor zwei Wochen in Salamanca gesehen. Im Alameda Palace, das ist ein Super-Luxus-Fünf-Sterne-Hotel.«
Stille.
»Ich weiß, dass zwei Wochen auch schon wieder eine lange Zeit sind, aber das ist immerhin etwas aktueller als das Bild aus
Barcelona, das Sie mir gezeigt haben und …«
»Woher haben Sie diese Information?«, fragte Stahl. Seine Stimme klirrte ähnlich eisig wie die seiner frostigen Kollegin.
Mist, er war wirklich sauer.
»Ich, äh, habe sie von einer Kollegin …«, stammelte ich.
»Erklären Sie mir das mal ganz genau.«
Ich erklärte es ihm. Sagte, es hätte mir leidgetan, dass ich ihm nicht hatte helfen können, dass ich auf dem Blog, den er
mir genannt hatte, nach dem Bild gesucht und danneine SMS an die Kolleginnen geschrieben hätte, damit sie nach dem Mann Ausschau halten.
Eisige Stille. Ich wagte kaum zu atmen in Erwartung seiner Ankündigung, dass er ein paar uniformierte Kollegen vorbeischicken
werde, die mich wegen irgendeines Vergehens festnehmen würden.
»Haben Sie eine Ahnung, wie gefährlich so ein Räuber-und-Gendarm-Spiel ist?« Die Temperatur seiner Stimme war um weitere Grad
gefallen.
Ich musste schlucken. »Aber Sie haben gesagt, er sei nicht gefährlich.«
»Bisher nicht, nein. Aber da spionierte auch nicht ein Haufen Möchtegern-Miss-Marples hinter ihm her.«
Der Vergleich mit der alten, dicken, hässlichen Miss Marple warf mich ziemlich aus der Bahn. Die Bücher und auch die Filme
mit ihr hatte ich noch nie leiden können.
»Wer weiß, wie er reagiert, wenn er davon Wind bekommt.«
»Ich glaube nicht, dass er davon …«
»Wenn Leute mit einem Foto herumlaufen und fragen, ob dieser oder jener Mensch letztens gesehen wurde, dann erfährt der Betreffende
das zweifellos irgendwann.« Seine Stimme war immer noch frostig, und jetzt klang sie auch noch zunehmend genervt.
»Aber Sie sind ihm doch auch auf der Spur.«
»Aber ich bin ein Profi.« Stahl schrie fast.
Ich schwieg.
Vom anderen Ende der Leitung drangen einige tiefe Atemzüge an mein Ohr, dann ein Seufzen wie von jemandem, der sich in sein
Schicksal fügt. »Okay, was wissen Sie über seinen letzten Aufenthaltsort?«
Ich wiederholte den Namen des Hotels und buchstabierte ihn.
»Danke.«
Ich schwieg. Nachdem er mich eben so angeschnauzt hatte, wollte ich noch ein bisschen schmollen.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie angeschrien habe.«
Ich zögerte gerade so lang, dass ich meinen Standpunkt klarmachte, ohne allzu unhöflich zu sein. »Okay.«
»Und versprechen Sie mir, dass Sie jegliche eigenen Nachforschungen sofort einstellen.«
»Hm.«
»Frau Martin, bitte! Bringen Sie Ihre Kolleginnen nicht in Gefahr. Pfeifen Sie sie zurück.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, entgegnete ich. Dann legte ich ohne Abschiedsgruß auf. Der Typ war also doch ein Schnösel.
Im ersten Moment hatte er einen relativ netten, wenn auch nicht besonders attraktiven Eindruck gemacht, aber sobald er seine
überlegene Position als Kriminalbeamter heraushängen lassen konnte, spielte er den großen Zampano. Hätte ich mir ja denken
können.
In der Sache hatte er aber natürlich recht, wie ich mir nach einigen Minuten der Selbstkritik eingestehen musste, daher schrieb
ich eine SMS an Jasmin, die inzwischen sicher unterwegs zum Flughafen war. FAHNDUNG EINSTELLEN. MANN GEFÄHRLICH.
Millie’s Magazine – 25. Juni
Im Nobelviertel Nisantasi shoppen ist Erholung – in Beyoglu herumstreifen Arbeit. Istanbuls Szeneviertel verändert sich täglich,
ständig entstehen neue Geschäfte, neue Hotels, neue Bars, Clubs, Restaurants. Hier ist alles schneller, bunter, hipper. Hip
ist auch das W-Hotel , dessen private Cabanas eine großartige Idee sind. Leider gibt es Mitmenschen, die die Intimität der mit Vorhängen vor Blicken
geschützten Privatbalkone überschätzen. Sie
nerven mit lautstarken (Telefon-)Gesprächen oder gar Streit.
Ich hatte die vergangene Nacht noch in den Knochen stecken und für einen Tag genug Aufregung gehabt und wollte daher nur noch
eins: eine kleine Runde mit dem Hund gehen und dann ins Bett.
Natürlich wurde nichts daraus.
Ich kam mit Sergeant Pepper von meinem Spaziergang zurück und
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