Blond und gefährlich
Stimme ließ die Fenster
zittern. »Herein mit Ihnen!«
Alle seine sechs Kinne
wabbelten vor unbezähmbarem Zorn, als ich nervös sein Büro betrat. Die Adern
standen auf seiner Stirn hervor wie eine Relieflandkarte des Gebiets von Alamo , und seine Backen hatten die Farbe eines hawaiischen
Sonnenuntergangs. Ich rückte, seitlich gehend wie eine Krabbe, zu einem Stuhl
vor und ließ mich darauf nieder.
»Wenn Sie sich das nächste Mal
so ein schickes ausländisches Auto kaufen«, sagte er mit erstickter Stimme,
»dann versuchen Sie ja nicht mehr, dieses Büro mit Ihren Reparaturrechnungen zu
belasten.«
»Jemand hat die Scheinwerfer
zerschossen, kurz nachdem ich an dem Thorpeschen Haus eingetroffen war«, sagte
ich in versöhnlichem Ton. »Es ist also während der Ausübung meines Dienstes
passiert, Sheriff.«
»Wenn ich jemals denjenigen
erwische, der das getan hat, werde ich ihn eigenhändig erwürgen.«
»Ich weiß Ihre Besorgnis zu
schätzen, Sir«, sagte ich dankbar.
»Eine verbrecherische
Nachlässigkeit!« brüllte er. »Gute Munition an zwei lausige Scheinwerfer zu
vergeuden, wenn er die Möglichkeit hatte, die Pest dieses Countys loszuwerden,
indem er nur eine dieser Kugeln zwischen Ihre nutzlosen Augen geschossen
hätte!«
»Ich tue mein Bestes für das
County«, sagte ich im Ton der Verteidigung. »Ich poliere zum Beispiel in meiner
Freizeit die Dienstmarke.« Ich lächelte ihm beruhigend zu. »Das sind die
Kleinigkeiten, mit denen die Dienststunden aufgewogen werden, die Sie auf dem
Golfplatz vergeuden, Sheriff.«
»Vielleicht sollten Sie mir was
über den Fall Thorpe erzählen«, knirschte er, »bevor ich Sie mit meinen nackten
Händen erdrossle!«
Ich berichtete ihm mit knappen Worten,
was bisher geschehen war, wobei ich unnötige Details ausließ wie die, auf
welche Weise ich die vergangene Nacht in Liz Nialls Apartment verbracht hatte.
Ein Ausdruck des Benommenseins lag auf seinem Gesicht, als er nach Beendigung
meines Berichts nach einer Zigarre fummelte.
»Ich muß Ihnen ganz offen
sagen, daß ich nicht ein verdammtes Wort verstehe, Wheeler!« Er starrte mich
finster aus blutunterlaufenen Augen durch eine übelriechende, dicke blaue
Rauchwolke an. »Drücken wir uns mal ganz einfach aus! Was für einen Fortschritt
haben Sie in den letzten sechsunddreißig Stunden seit dem Mord gemacht?
Übrigens weiß ich zu würdigen, daß Sie so schnell zu mir zurückgekehrt sind!
Was, zum Teufel, hat Sie aufgehalten?«
»Wir haben herausgefunden, daß
Thorpe ein Erpresser war«, sagte ich langsam. »Meiner Ansicht nach haben wir
damit das Motiv, das wir für diesen Mord brauchen. Es könnte eins der Opfer
gewesen sein, das ihn umgebracht hat, oder jemand, der ihm nahesteht.«
»Wer zum Beispiel?« brummte er.
»Da liegt das Problem«, gab ich
zu. »Ich habe noch nie einen solchen Haufen lausiger, ohne Alibi dastehender
Verdächtiger in meinem ganzen Leben gesehen. Jeder von ihnen könnte es getan
haben: Dumas, Liz Niall, Natalie Lloyd oder ihr Mann.« Ich zuckte hilflos die Schultern.
»Ganz zu schweigen von der noch nicht identifizierten langhaarigen Blonden auf
einem der Porträts und John Smith, der offensichtlich dazu erpreßt wurde, für
viertausend Dollar ein wertloses Gemälde von Thorpe aus Dumas’ Galerie zu
erwerben.«
»Wie steht’s mit der Mercer?«
fragte er ruhig.
»Sie stand unmittelbar vor mir,
als jemand meine Scheinwerfer zerschossen hat«, sagte ich. »Es ist möglich, daß
sie einen Komplicen hatte, aber das ergäbe nach wie vor keinen Sinn.«
»Wie steht’s mit ihrem Mann?«
»Der hat eine weiße Weste. Der
diensthabende Sergeant rief in Detroit an und überzeugte sich davon, daß Mercer
in dem angegebenen Hotel übernachtete.«
»Diese Information ist am
nächsten Morgen nicht aufrechterhalten worden«, krächzte er. »Wenn Sie die Zeit
hätten erübrigen können, gestern einmal ins Büro zu kommen, dann hätten Sie das
selber in Erfahrung bringen können.«
»Ich war gegen drei Uhr
nachmittags da«, verteidigte ich mich. »Tut mir leid, Sie verfehlt zu haben,
Sheriff, aber ich konnte es mir nicht leisten, zu warten, bis Sie von Ihrem
Golfspiel zurückkamen.« Seinem Gesichtsausdruck nach stand ein erneuter
Ausbruch bevor. Und wer, zum Teufel, wollte schon unter einem Berg von Lavers’
Lava begraben werden? »Was ist denn passiert?«
»Die Polizei von Detroit rief
im Hotel an, und der Angestellte am Empfang sagte, Mercer sei bereits da«,
brummte er. »Dann schickten
Weitere Kostenlose Bücher