Blond wie die Suende
ich wohl darauf achten müssen, dass ich ihm nicht so nah komme, oder?”
erwiderte sie trocken, nahm das Pfefferspray, das sie auf den Tisch neben ihrem Sofa gestellt hatte, an sich und eilte zur Tür. „Ich habe im Bad einen Rasierer, den du benutzen kannst. Ich bin gleich wieder da.”
„Cara, komm zurück!” Er wollte ihr folgen, stolperte jedoch über das Laken und fluchte heftig, als sie die Tür hinter sich zumachte.
Er überlegte, ob er ihr folgen sollte, aber ein nackter Mann in einem violetten Laken machte nicht mal einem Pudel Angst und schon gar nicht einem Mörder.
Er fluchte erneut, ging ins Wohnzimmer hinüber und begann auf und ab zu gehen. Er konnte nicht nackt hier herumstehen, während Cara sich vielleicht in der Waschküche gegen einen Wahnsinnigen wehren musste. Er richtete das Laken, wandte sich zur Tür und hielt inne, als er jemanden am Schloss herumhantieren hörte. Cara? Er hatte nicht mal die Zeit, sich vom Fleck zu rühren, da wurde die Tür schon aufgestoßen.
Cara war es nicht.
Zwei Männer, beide mit dunklem Haar, kamen herein. Killian schätzte sie über Dreißig.
Der eine trug ein blaues Polohemd, der andere ein schwarzes T-Shirt. Sie musterten ihn prüfend.
Zum Donnerwetter.
Die Farbe ihrer Augen verriet sie. Killian zweifelte nicht einen Moment daran, dass es Caras Brüder waren.
„Killian Shawnessy?” fragte der mit dem blauen Hemd.
Killian nickte. „Sind Sie Gabe Sinclair?”
Die beiden Männer betrachteten sich abschätzend. Sie gingen nicht aufeinander zu, um sich die Hand zu geben.
„Das ist Lucian”, stellte Gabe den zweiten Mann vor. Killian begegnete dem finsteren Blick des jüngeren Bruders.
„Wo ist sie?” Stirnrunzelnd schaute Gabe sich um.
„Sie ist gerade nach unten in die Waschküche gegangen.”
„Wie viel Zeit haben wir?”
„Vielleicht fünf Minuten.”
„Dann schlage ich vor, Sie beeilen sich, Mr. Shawnessy”, ent gegnete Gabe.
Cara ließ sich mehr Zeit, als notwendig gewesen wäre, nur um Killian ein Weilchen schmoren zu lassen. Er hatte geklungen wie ihre Brüder, um Himmels willen. Er hatte kein Recht, ihr vorzuschreiben, was sie zu tun oder zu lassen hatte.
Absolut nicht.
Sie verdrängte die aufsteigenden Tränen, und stapfte mit seinen Sachen die Treppe hinauf.
Sein Hemd war weich und warm vom Trockner. Sie schmiegte die Wange an das Hemd und atmete den frischen Duft ein. Schrecklich, warum wurde sie bloß so sentimental? Das war sonst nicht ihre Art. Sie hatte gelernt, mit allem fertig zu werden, ohne in Tränen auszubrechen.
Er liebte sie eben nicht so sehr wie sie ihn. Damit musste sie sich abfinden.
Das werde ich auch schaffen, dachte sie bei sich und wollte den Schlüssel hinter der Verkleidung hervorholen. Er war weg. Hatte sie gestern Abend vergessen, ihn wieder dort hinzulegen?
Das passierte ihr nie. Das ist alles seine Schuld, dachte sie zähneknirschend und hämmerte wütend gegen die Tür. „Mach auf, Shawnessy.” ‘
Als die Tür aufflog, warf sie ihm die Kleidungsstücke zu.
„Hallo, Schwesterherz.”
Gabe? Entsetzt starrte sie ihren Bruder an. Hatte sie nicht schon genug Schwierigkeiten, ohne dass er noch hier auftauchte? Und in ihrer Wohnung saß Killian, nur mit einem Laken bekleidet.
„Du kommst nicht sehr gelegen, Gabe.” Sie nahm ihm die Sachen ab und eilte an ihm vorbei. „Ich rufe dich nachher an und …
Sie erstarrte. Lucian lehnte an der Wand hinter der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt, und musterte sie finster. Sie stöhnte auf. Das war ja wie ein Albtraum.
Killian blickte auch nicht allzu glücklich drein. Er saß mit finsterer Miene in dem violetten Laken auf dem Sofa.
Alle drei schauten sie an. Killian, Gabe und Lucian. Zumindest konnte sie kein Blut entdecken. Noch nicht.
Die Spannung, die in der Luft lag, war fast greifbar. Es fehlte nicht wenig, und sie hätte die schönste Schlägerei in ihrer Wohnung. Cara warf Killian die Sachen zu, und er verschwand ins Bad, das Laken hinter sich her schleifend. In jeder anderen Situation hätte sie über den Anblick gelacht. Aber im Moment war ihr nicht danach zu Mute.
„Möchte jemand Kaffee?” fragte sie.
Gabe warf ihr einen tadelnden Blick zu. „Du bist uns eine Erklärung schuldig.”
Sie reagierte trotzig. „Ich bin sechsundzwanzig, mein lieber Bruder. Meine Männerbekanntschaften gehen niemanden etwas an.”
„Davon spreche ich nicht. Darauf kommen wir später zurück. Warum zum Donnerwetter hast du uns nicht
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