Blood Coven Vampire 04 - Beiss, Jane, Beiss-iO
Schnecke hätte die Verfolgung genauso mühelos bewerkstelligen können. (Und erheblich billiger, nach dem Kilometerzähler zu urteilen, der lustig vor sich hin tickt.) Tja.
Wir kriechen den Strip hinauf, vorbei an der Sphinx des Luxor und der Burg des Excalibur. Wir fahren weiter, vorbei an der New-York-Achterbahn und den Wasserspielen des Bellagio und folgen ihm am Stratosphere Tower vorbei - am äußersten Nordende des Strip. Wohin will dieser Typ überhaupt? Endlich, nach einer etwa einstündigen, extrem langsamen Verfolgungsjagd, biegt das Taxi des Cowboys von der Straße ab auf die runde Einfahrt eines kleinen Hotels, weit weg vom Strip. Sein halb erloschenes Neonschild identifiziert es als The Sun und als Besonderheiten kann es nur Klimaanlage und Telefon aufweisen. Nicht gerade ein hochkarätiges Quartier für Mr Cowboy. Ich bezahle meinen eigenen Taxifahrer und warte einen Moment, bevor ich aussteige und ihm hineinfolge.
Das Hotel Sun ist das Anti-Mandalay. Während das Mandalay Bay eine üppige, jugendliche Ausstrahlung hat, komplett mit Wasserfällen, tropischem Blätterwerk und exotischer Architektur, ist The Sun eher der Typ von Kasino, den man kurz vor seinem Tod aufsucht. Die Einrichtung ist seit den Siebzigern ganz offensichtlich nicht modernisiert worden - orangegrüner Teppich, altmodische einarmige Banditen, die sogar echte Vierteldollarstücke ausspucken. (Es war ein Schock für mich, als ich nach Vegas kam und feststellen musste, dass sie diese Automaten in den gewöhnlichen Kasinos abgeschafft haben und man jetzt, wenn man gewinnt, nur ein Stück Papier bekommt, das man einwechseln muss, statt eines Bechers voller Bargeld. Irgendwie traurig, wenn ihr mich fragt.) Eine Handvoll schäbig aussehender, ärmlich gekleideter alter Leute sitzt lustlos vor den Spielautomaten. Münzen in der Hand, füttern sie die Bestie und beten, dass sie endlich richtig gewinnen, damit sie ins Zentrum zurückkehren und stilgerecht weiterspielen können. Nach der Anzahl von mit Müll gefüllten Einkaufswagen, die draußen stehen, schätze ich, dass mehr als nur einige wenige von ihnen obdachlos sind.
Aber der Cowboy bleibt nicht stehen, um zu spielen; er geht direkt in den hinteren Teil des Kasinos und es ist schwer für mich, mit ihm Schritt zu halten. Als ich näher komme, wird mir klar, dass es sich tatsächlich um ein Theater im hinteren Teil des Hotels handelt, obwohl ich keine Ahnung habe, wer zum Kuckuck den ganzen Weg hierher auf sich nehmen sollte, um sich eine Show anzusehen. Aber tatsächlich, auf einem verblassten Plakat wird eine Aufführung angekündigt - nichts Geringeres als eine Vampir-Revue. Eine Abfolge von Sing- und Tanznummern, bei der Schauspieler sich als Kreaturen der Nacht verkleiden, um Touristen zu unterhalten, die vielleicht eine Pause von den Spielautomaten brauchen.
Vorsichtig nähere ich mich dem Theater. Jetzt habe ich den Cowboy aus den Augen verloren. Ist er hineingegangen? Ich schätze, dass es wohl so sein muss, da hier hinten sonst nichts anderes ist. Was jetzt? Bin ich den ganzen weiten Weg gekommen, nur um in eine Sackgasse zu geraten?
»Willst du vorsprechen? Du bist früh dran. Das Vorsprechen ist erst morgen.«
Mein Herz tut einen Satz, als hinter mir eine Stimme erklingt. Ich wirble herum und stoße dann einen Seufzer der Erleichterung aus, als ich sehe, dass es nicht Cowboy-Mann ist, der sich von hinten an mich angeschlichen hat, bereit, mich zu töten und zu verstümmeln und meine Knochen an die Geier zu verfüttern. Stattdessen gehört die Stimme einem Jungen, der nicht viel älter sein kann als ich und der lässig an der Wand lehnt und mich neugierig mustert. Er ist supersüß - wenn auch ein bisschen Emo-mäßig -, mit schwarzem Haar, das ihm in seine durchdringenden grünen Augen fällt, die mit Guyliner umrandet sind. Er trägt ein schwarzes Kapuzensweatshirt von Straylight Run und an seinen mageren Beinen klebt eine hautenge schwarze Jeans. An den Füßen trägt er die obligatorischen schwarzen Chucks und an seinen Ohren baumeln kleine silberne Ringe.
»Hm?«, sage ich, dann fällt mir ein, was ich gegenwärtig trage. Er denkt wahrscheinlich, ich sei ein Möchtegern-Showgirl, das schlechte Zeiten durchmacht und auf einen Gig hofft. Ich kann spüren, wie mein Gesicht heiß wird, und wünsche mir, ich hätte Zeit gehabt, wieder meine normalen Kleider anzuziehen und mir die lächerliche Perücke vom Kopf zu nehmen. »Oh nein, ich dachte nur daran... ähm... mir die
Weitere Kostenlose Bücher