Blood - Ein Alex-Cross-Roman
Römertopf findet ihr coq au vin. Köstlich! Stellt mir bitte auch einen Teller auf den Tisch. Und fangt noch vor dem Abendessen mit den Hausaufgaben an. Damon hat heute Abend Chorprobe. Nicht vergessen, junger Mann: »Zwerchfellatmung«. Tante Tia und ich haben Ali mit in den Zoo genommen, wir finden es großartig.
Eure Nana ist zwar nicht da, aber ich sehe euch trotzdem genau auf die Finger!
Ich musste einfach schmunzeln. Diese Frau hatte mir vor langer Zeit das Leben gerettet, jetzt rettete sie das meiner Kinder.
Ich hatte ein wenig darauf spekuliert, mit Ali zusammen die Zeit totzuschlagen, aber dafür würde es in nächster Zukunft noch reichlich Gelegenheit geben. Also machte ich mir ein Sandwich mit kaltem Schweinefleisch und Krautsalat und anschließend noch − seltsamerweise − eine Portion Popcorn.
Warum? Warum nicht! Ich mag Popcorn nicht besonders gerne, aber urplötzlich hatte ich Lust auf etwas warmes, butteriges Ungesundes. Ich war frei, ganz ich selbst zu sein. Frei, mich dämlich anzustellen, wenn ich es wollte.
Ich aß das frische Popcorn und spielte am Nachmittag ein paar Stunden lang Klavier − Duke Ellington, Jelly Roll Morton, Alex Green. Ich las etliche Kapitel in einem Buch mit dem Titel Der Schatten des Windes . Und dann machte ich das wirklich Undenkbare − ein Nickerchen mitten am helllichten Tag. Bevor ich wegdöste, dachte ich wieder einmal an Maria, an unsere schönste Zeit, die Flitterwochen in Sandy Lane auf Barbados. Was war das für ein Fest gewesen. Wie sehr sie mir immer noch fehlte. Wie sehr ich mir wünschte, sie könnte hier bei mir sein und die Neuigkeiten direkt aus meinem Mund erfahren.
Den ganzen Nachmittag über klingelte nicht einmal das Telefon. Ich besaß keinen Piepser mehr, und das fand ich, um es mit den Worten von Nana Mama zu sagen: großartig.
Zuerst kamen Nana und Ali nach Hause, anschließend Jannie und schließlich auch Damon. Ihre gestaffelte Ankunft verschaffte mir die Gelegenheit, drei Mal mit unserem neuen Auto anzugeben und drei Mal in ihrem Lobpreis und ihrem Beifall zu baden. Welch herrlich herrlicher Tag das geworden war.
Beim Abendessen machten wir uns über Nanas köstliches, französisches Hühnchen her, und ich behielt die gute Nachricht bis nach dem Dessert − Kürbiseis und Milchkaffee − für mich.
Jannie und Damon wären am liebsten sofort aufgesprungen, aber ich hielt sie alle auf ihren Stühlen fest. Jannie wollte weiterlesen. Sie war zurzeit komplett in Eragon abgetaucht, was vermutlich völlig in Ordnung war, aber ich konnte einfach nicht verstehen, wieso Kinder das gleiche Buch ein halbes Dutzend Mal lesen können.
»Was ist denn noch?«, fragte sie mit verdrehten Augen, als würde sie die Antwort schon längst kennen.
»Es gibt Neuigkeiten«, sagte ich zu ihr und zu allen anderen.
Die Kinder blickten einander an, Jannie und Damon tauschten ein Stirnrunzeln und ein Kopfschütteln aus. Sie glaubten, genau zu wissen, was als Nächstes kommen würde − dass ich wegen irgendeines Mordfalls, wahrscheinlich eine Mordserie, verreisen musste. Vielleicht schon heute Abend, wie sonst auch immer.
»Ich gehe nirgendwo hin«, sagte ich und grinste über das ganze Gesicht. »Ganz im Gegenteil, um ehrlich zu sein. Vielmehr gehe ich heute Abend mit zu Damons Chorprobe. Ich möchte mir dieses fröhliche Getöse einmal aus der Nähe anhören. Möchte doch mal wissen, wie gut er neuerdings die Zwerchfellatmung beherrscht.«
»Du kommst mit zur Probe?«, rief Damon. »Wieso, haben wir vielleicht einen Killer im Chor?«
Ich zog die ganze Sache absichtlich noch ein bisschen in die Länge, ließ den Blick systematisch von einem zum anderen gleiten. Ich sah ihnen an, dass sie allesamt nicht einmal andeutungsweise ahnten, was als Nächstes kommen sollte. Nicht einmal unsere patente, allwissende Nana war bis jetzt dahintergekommen.
Schließlich nahm Jannie Ali ins Visier. »Quetsch es aus ihm raus, Ali. Bring ihn zum Reden.«
»Oooch, Daddy, nun mach schon«, sagte der kleine Mann, der schon jetzt ein geschickter Überredungskünstler war. »Verrat es uns. Bevor Janelle ausflippt.«
»Also gut, also gut, also gut. Ich sag’s euch. Ich muss euch zu meinem Bedauern mitteilen, dass ich ab sofort arbeitslos bin und dass wir praktisch mittellos dastehen. Na ja, nicht ganz. Aber trotzdem: Heute Morgen habe ich beim FBI gekündigt. Den ganzen Tag lang habe ich überhaupt nichts gemacht. Und heute Abend gehe ich mit zur Probe des ›Cantante
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