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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gut.«
    »Danke. So was höre ich gern. Mir gefallen sie auch.«
    »Und dein Lächeln ist auch sehr hübsch. Das weißt du aber auch, oder? Natürlich weißt du das.«
    »Vorsicht. Nicht zu dick auftragen.«
    Sie fingen beide an zu lachen.
    Das fängt ja gut an, dachte Sullivan. Das Spiel hatte begonnen. Jetzt musste er nur noch zusehen, dass die Ampel nicht auf Rot sprang.
    »Darf ich weitermachen? Bist du einverstanden?«, fragte er. Immer um Erlaubnis fragen . Das war eine Regel, an die er sich bei jedem Spiel hielt. Immer höflich bleiben .
    Sie zuckte mit den Schultern, verdrehte die sanften, braunen Augen, verlagerte ihr Gewicht auf das andere gestiefelte Bein. »Schätze schon. Wo wir schon mal angefangen haben, stimmt’s?«
    »Eintausend Dollar«, sagte Sullivan. Das war der Punkt, an dem das Spiel sich normalerweise entschied. Genau jetzt.
    Das Lächeln der Madonna erlosch, aber sie blieb stehen.
Sullivans Herz fing an zu pochen. Er hatte sie so weit, sie kam ihm entgegen. Jetzt musste er nur noch den Deckel draufmachen.
    »Nichts Besonderes. Versprochen«, sagte Sullivan schnell. Er verströmte möglichst unauffällig seinen Charme.
    Die Madonna runzelte die Stirn. »Versprochen, hmm?«
    »Eine Stunde«, sagte Sullivan. Dabei kam es nur darauf an, wie man es sagte. Es musste irgendwie beiläufig klingen, nicht bedrohlich, nicht weiter ungewöhnlich. Bloß eine Stunde. Bloß eintausend Dollar. Warum nicht? Was ist schon dabei?
    »Rot«, sagte sie und kehrte ihm beleidigt den Rücken, drehte sich nicht noch einmal um. Und sauer war sie auch, das merkte er.
    Sullivan war fuchsteufelswild, sein Herz wummerte mit harten Schlägen, und etwas anderes war mittlerweile auch steinhart geworden. Er hätte die Madonna am liebsten gepackt und sie hier, mitten im Einkaufszentrum, erwürgt. Sie so richtig schön zugerichtet. Aber er war verrückt nach diesem kleinen Spiel, das er sich ausgedacht hatte. Rote Ampel, grüne Ampel.
    Eine halbe Stunde später versuchte er sein Glück vor dem Victoria’s Secret in der nahe gelegenen Tysons Corner Mall bei einer verträumten Blondine mit einem »Jersey-Girl«-T-Shirt und kurzen Shorts. Er gelangte wieder bis an die »Eine Stunde«-Marke. Aber wieder hatte er kein Glück und war mittlerweile richtig scharf und unruhig geworden. Er brauchte jetzt einen Sieg, brauchte eine Nummer, brauchte einen Adrenalinstoß.
    Das nächste Mädchen, das er ansprach, besaß wunderschönes, glänzend rotes Haar. Toller Körper. Lange Beine und kleine, lebhafte Titten, die im Rhythmus ihrer Worte auf- und
abhüpften. Bei der »Eine-Stunde«-Marke verschränkte sie die schlanken Arme vor der Brust. So viel zum Thema Körpersprache, Mannomann! Aber die Rote lief nicht vor ihm weg. Hin- und hergerissen? Na klar! Das gefiel ihm so an den Frauen.
    »Du bestimmst die ganze Zeit über. Du entscheidest, ob im Hotel oder bei dir. Was immer du willst, was immer dir gefällt. Liegt alles in deiner Hand.«
    Sie betrachtete ihn einen Augenblick lang schweigend, und ihm war klar, dass sie versuchte, ihn einzuschätzen − an diesem Punkt schauen sie dir direkt in die Augen. Er erkannte, dass diese hier ihren Instinkten vertraute. Liegt alles in deiner Hand. Und außerdem … entweder wollte oder brauchte sie die tausend Dollar. Selbstverständlich war sie niedlich.
    Schließlich sagte die Rote mit leiser Stimme − schließlich sollte es doch niemand hören, nicht wahr? −: »Hast du das Geld dabei?«
    Er zeigte ihr ein zusammengerolltes Bündel Hunderter.
    »Das sind alles Hunderter?«, wollte sie wissen
    Er zeigte ihr, dass es alles Hunderter waren.
    »Hättest du was dagegen, mir deinen Namen zu verraten?«, fragte er.
    »Sherry.«
    »Ist das dein richtiger Name?«
    »Ist doch egal, Jeff . Gehen wir. Die Uhr tickt. Deine Stunde hat angefangen.«
    Und schon waren sie unterwegs.
    Nachdem seine Stunde mit Sherry zu Ende war − eigentlich waren es sogar fast anderthalb gewesen −, brauchte Michael Sullivan ihr kein Geld zu geben. Keine tausend Dollar, nicht einmal zehn Cent. Er brauchte ihr lediglich seine Bildersammlung
zu zeigen und ein Skalpell, das er ebenfalls mitgebracht hatte.
    Rote Ampel, grüne Ampel.
    Geiles Spiel.

33
    Zwei Tage, nachdem sie uns verlassen hatte, war Nana wieder zurück. Dank sei Gott und allen Engelschören, die ganz offensichtlich ihre schützende Hand über uns hielten. Die gesamte Familie, ganz besonders aber ich, hatte eine Lektion bekommen. Wie viele kleine, oftmals unbemerkte

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