Blood - Ein Alex-Cross-Roman
Domino‹.«
Nana Mama und die Kinder brachen in tosenden Applaus aus. »Mit-tel-los! Mit-tel-los!«, skandierten die Kinder.
Und wissen Sie was? Es klang gar nicht mal so schlecht.
Genau wie Keine Monster mehr .
36
Das nächste Kapitel der Geschichte vollzog sich wie folgt: John Sampson war dieser Tage ein Star der Polizeidirektion von Washington D.C. Seitdem Alex aus dem Dienst ausgeschieden und zum FBI gewechselt hatte, hatte Sampsons Ruhm sich stetig gemehrt. Nicht, dass er nicht vorher schon anerkannt gewesen wäre, nicht, dass er nicht vorher schon aus verschiedenen Gründen einen sehr guten Ruf genossen hätte. Das Eigenartige war jedoch, dass Sampson sich einen Scheißdreck dafür interessierte. Der Hüne hatte noch nie viel auf die Anerkennung seiner Umgebung gegeben. Außer vielleicht auf Alex’, aber selbst das war alles andere als sicher.
Sein aktueller Fall war definitiv eine Herausforderung. Vielleicht, weil er den schlechten Schauspieler, den er hinter Gitter bringen wollte, nicht leiden konnte. Es handelte sich dabei um einen Widerling namens Gino »Spaghettifresser« Giametti. Dieser besaß Striptease-Schuppen und Massage-Salons die ganze Küste entlang bis hinunter nach Fort Lauderdale und Miami. Im »Nebenberuf« bediente er irgendwelche Perversen mit heranwachsenden, manchmal sogar präpubertären Mädchen. Giametti selbst war von einem sogenannten Lolita-Komplex geradezu besessen.
» Capo «, murmelte Sampson fast unhörbar vor sich hin, als er durch Giamettis Wohnstraße im schnieken Washingtoner Viertel Kalorama fuhr. Der selbstgefällige Terminus war eine Abkürzung für capitano . So wurden die oberen Chargen der Mafia genannt. Gino Giametti verdiente schon seit Jahren sehr gut. Er hatte als einer der ersten Mafiosi erkannt, dass sich mit hübschen Mädchen aus dem ehemaligen Ostblock,
besonders aus Russland, Polen und Tschechien, ein Haufen Geld verdienen ließ. Das war seine Spezialität und gleichzeitig auch der Grund dafür, dass Sampson ihm jetzt im Nacken saß. Der einzige Wermutstropfen dabei war, dass Alex bei der Festnahme nicht dabei sein konnte. Diese Verhaftung hätte ihm einen Heidenspaß gemacht.
Kurz nach Mitternacht stellte er den Wagen vor Giamettis Haus ab. Der Mafioso führte kein besonders extravagantes Leben, und doch wurden alle seine Bedürfnisse erfüllt. So nahm sich die Mafia der ihren an.
Sampson warf einen Blick in den Rückspiegel und bemerkte zwei weitere Autos, die direkt hinter ihm am Bordstein parkten. Er sprach in ein Mikrofon, das aus seinem Hemdkragen ragte. »Guten Abend, meine Herren. Ich denke, wir haben einen sehr schönen Abend vor uns. Das spüre ich. Also dann, wecken wir den Schleimscheißer auf.«
37
Sampson hatte dieser Tage einen neuen Partner bekommen, einen achtundzwanzig Jahre alten Detective namens Mario Handler, der fast dieselbe Statur besaß wie Sampson. Aber Handler war alles andere als ein Alex Cross. Momentan lebte er mit einem Cheerleader der Washington Redskins zusammen − großer Busen, kleines Hirn − und wollte sich einen Namen in der Mordkommission machen. »Ich nehme die Überholspur, Alter«, sagte er öfter einmal zu Sampson, ohne die geringste Andeutung von Humor oder Bescheidenheit.
Schon die bloße Gegenwart des aufgeblasenen Detectives war schwer zu ertragen und darüber hinaus deprimierend. Der Kerl war schlicht und einfach dumm, und was es noch schlimmer machte, er bildete sich auch noch etwas darauf ein, indem er mit seinen laufenden Denkfehlern angab.
»Den schnappe ich mir«, gab Handler bekannt, als sie auf Giamettis Eingangsterrasse angelangt waren. Vier weitere Detectives, von denen einer einen Rammbock im Arm hielt, standen bereits vor der Tür. Erwartungsvoll blickten sie Sampson an.
»Du willst vorausgehen? Kein Problem, Mario. Mit Vergnügen«, sagte er zu Handler. Dann fügte er hinzu: »Als Erster drin, als Erster im Leichenwagen.« Anschließend wandte er sich an den Detective mit dem Rammbock: »Legen Sie los! Detective Handler geht als Erster rein.«
Nach zwei kräftigen Stößen mit dem Rammbock gab die Eingangstür nach. Die Alarmanlage fing an zu jaulen, die Beamten hasteten nach drinnen.
Sampsons Augen suchten die dunkle Küche ab. Niemand
da. Überall neue Küchengeräte. Auf dem Boden lagen ein iPod und CDs herum. Kinder im Haus.
»Er ist unten«, sagte Sampson zu den anderen. »Giametti schläft nicht mehr bei seiner Frau.«
Die Polizisten stürmten die steile Holztreppe am
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