Blood - Ein Alex-Cross-Roman
anderen Ende der Küche hinunter. Sie waren jetzt höchstens zwanzig Sekunden im Haus. Im Keller brachen sie durch die erste Tür, die sie sahen. »Polizei! Hände hoch. Sofort, Giametti«, dröhnte Mario Handler.
Der Schleimscheißer war schnell wach. Er hatte sich schützend am hinteren Ende des Bettes zusammengekauert − ein kleiner, kugelbäuchiger, stark behaarter Mittvierziger. Er machte einen halb betäubten, benommenen Eindruck, vielleicht stand er unter Drogen. Aber Sampson ließ sich durch seine äußere Erscheinung nicht täuschen, dieser Mann war ein eiskalter Killer. Und noch viel Schlimmeres.
Ein hübsches, nacktes junges Mädchen mit langen, blonden Haaren und heller Haut lag noch im Bett. Sie versuchte, ihre kleinen Brüste und die rasierte Schamgegend vor Blicken zu schützen. Sampson kannte ihren Namen, Paulina Sroka, und wusste, dass sie aus Polen stammte. Sampson hatte gewusst, dass sie hier wäre und dass es Gerüchte gab, die besagten, dass Giametti sich wahnsinnig in die blonde Schönheit verliebt hatte, die er vor sechs Monaten aus Europa importiert hatte. Einige Quellen berichteten, dass der Schleimscheißer die beste Freundin des Mädchens umgebracht hatte, weil sie sich geweigert hatte, mit ihm Analsex zu haben.
»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Sampson zu Paulina. »Wir sind von der Polizei. Dir machen wir keine Schwierigkeiten. Aber ihm .«
»Halt bloß die Klappe, verdammt noch mal!«, brüllte Giametti das ebenso verwirrt wie verängstigt dreinschauende
Mädchen an. »Du sagst denen kein Wort! Kein einziges Wort, Paulie! Ich warne dich!«
Sampson bewegte sich schneller, als man ihm zugetraut hätte. Er warf Giametti zu Boden und legte ihm Handschellen an, wie einem Stier beim Rodeo.
»Du sagst kein Wort!« Giametti brüllte immer weiter, obwohl sein Mund auf den Bettvorleger gepresst wurde. »Rede nicht mit ihnen, Paulie! Ich warne dich! Hast du mich verstanden?«
Das Mädchen saß zwischen zerwühlten Laken, versuchte mit einem Männerhemd, das ihr einer der Detectives gereicht hatte, ihre Blöße zu bedecken, und bot ein Bild des Jammers und der Verlorenheit.
Schließlich sagte sie mit kaum hörbarem Flüstern. »Er mich zwingen, machen alles, was er sagen. Er machen alle schlimme Sachen mit mir. Sie wissen, was ich meinen, alles, was können vorstellen. Ich kann kaum gehen… ich vierzehn Jahre alt.«
Sampson wandte sich an Handler. »Sie übernehmen ab jetzt, Mario. Schaffen Sie ihn hier raus. Ich will diesen Kotzbrocken nicht mehr anfassen.«
38
Eine Stunde später saß Gino Giametti im Verhörzimmer Nummer eins der Polizeiwache des Ersten Bezirks, frisch mit Öl beträufelt, und wurde unter hellen Neonröhren so lange gegrillt, bis er gut durch war. Sampson wandte den Blick keine Sekunde lang von dem gewalttätigen Verbrecher, der die verstörende Angewohnheit besaß, sich wie wild die Kopfhaut aufzukratzen, bis es anfing zu bluten. Giametti selbst schien das gar nicht wahrzunehmen.
Bis jetzt hatte Mario Handler den Abend gestaltet, hatte den überwiegenden Teil der einleitenden Fragen übernommen, aber Giametti hatte ihm nicht allzu viel zu sagen. Sampson lehnte sich zurück und beobachtete, unterzog beide Männer einer eingehenden Betrachtung.
Bis jetzt lag Giametti eindeutig im Vorteil. Er war sehr viel schlauer, als er aussah. »Ich bin aufgewacht, und Paulie lag schlafend neben mir. Schlafend − ihr habt das gesehen, als ihr reingekommen seid. Was soll ich dazu sagen? Sie hat oben ein eigenes Zimmer. Sie ist ein verängstigtes kleines Mädchen. Manchmal fast ein bisschen verrückt. Sie macht meiner Frau den Haushalt, kauft ein und so’n Scheiß. Wir wollten sie in die Schule schicken. In die besten Schulen. Zuerst haben wir ihr Englischunterricht gegeben. Mann, wir haben wirklich versucht, diesem Kind was Gutes zu tun, also warum habt ihr mich an den Eiern?«
Jetzt endlich setzte sich Sampson auf. Für heute hatte er genug von diesem Blödsinn. »Du wärst kein schlechter Stand-Up-Comedian, hat dir das schon mal jemand gesagt?« Und du, Mario, könntest sein Stichwortgeber werden.
»Also, ehrlich gesagt, ja«, erwiderte Giametti und grinste schmierig. »Genau das hab ich schon paar Mal zu hören gekriegt. Und weißt du was? Ich glaub, jedes Mal von irgendwelchen Bullen.«
»Paulina hat uns bereits verraten, dass sie gesehen hat, wie du ihre Freundin Alexa umgebracht hast. Alexa war sechzehn, als sie gestorben ist. Sie wurde
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