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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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vielleicht irgendwo im Mittleren Westen durch, aber in Brooklyn hatte ein halbgarer Bagel keine Existenzberechtigung. Trotzdem, er saß an einem Tisch und sah den vorbeisausenden Scheinwerfern draußen auf der New Utrecht zu und dachte, dass er am liebsten in den Club in der Eighty-first Street reinmarschieren und anfangen würde herumzuballern. Aber das war alles andere als ein Plan, es war für den Augenblick nichts weiter als eine nette Gewaltfantasie.
    Selbstverständlich hatte er schon einen richtigen Plan im Kopf.
    Junior Maggione war bereits ein toter Mann, wahrscheinlich sogar noch schlimmer. Sullivan lächelte bei dem Gedanken und schaute sich dann um, ob ihn auch niemand beobachtete
und ihn für verrückt hielt. Keiner. Außer ihm selbst. Gut so.
    Er nippte noch einmal an seinem Kaffee, Eigentlich war dieser Dunkin’-Kaffee gar nicht mal so schlecht. Aber der Bagel … unterirdisch.

97
    Zwanzig Minuten später hatte er seine Position bezogen. Und das war das Komische: Genau das Gleiche hatte er schon einmal in seiner Jugend gemacht. Er, Jimmy Hats und Tony Mullino waren in der Seventy-eighth Street eine klapperige Feuerleiter hochgeklettert und waren über Teerpappendächer bis zu einem Haus in der Nähe des Social Clubs gerannt. Am helllichten Tag. Keine Angst.
    Sie hatten sich »abgeseilt«, zu einem Mädchen, das Tony kannte. Sie wohnte in dem Haus neben dem Social Club und hieß Annette Bucci. Sie war eine rattenscharfe, kleine Italienerin, die ihren Freunden damals, als sie dreizehn, vierzehn Jahre alt waren, einfach jeden Wunsch erfüllte. Gemeinsam hatten sie sich irgendwelche Sitcoms wie Happy Days oder Laverne & Shirley , die genau so dämlich waren wie sie selbst, angeschaut, hatten Zigaretten und Gras geraucht, den Wodka ihres Vaters getrunken und sich um ihr kleines bisschen Verstand gevögelt. Niemand musste einen Gummi benutzen, weil Annette behauptete, sie könne keine Kinder kriegen, und so waren die drei Jungen in diesem Sommer die glücklichsten Arschlöcher des gesamten Viertels gewesen.
    Na ja, sein gegenwärtiges Vorhaben würde jedenfalls deutlich einfacher, denn schließlich war es Nacht, und ein beinahe runder Mond stand am Himmel. Aber natürlich war er diesmal auch nicht gekommen, um Annette Bucci zu vögeln.
    Nein, er hatte sehr wichtige Geschäfte mit Junior Maggione zu regeln, unerledigte Geschäfte, die vermutlich bis zu Maggione Senior zurückreichten, der seinen Kumpel Jimmy Hats ausgeknipst hatte. Was konnte Hats sonst zugestoßen
sein? Also ging es um Rache, und die würde so süß, dass der Schlachter sie beinahe schon schmecken konnte. Er sah es bereits vor sich, sah John Maggione sterben.
    Falls sein Plan heute Abend funktionierte, dann würde man im Viertel noch jahrelang davon sprechen.
    Selbstverständlich würde es auch Fotos geben!
    Außer Atem hastete er über die alten Dächer und hoffte, dass die Bewohner der obersten Etagen ihn nicht hören konnten und nicht aufs Dach kamen, um nachzuschauen, oder gar die Bullen riefen. Endlich befand er sich auf dem Sandsteingebäude neben dem Social Club.
    Niemand schien zu wissen, dass er hier oben war. Also kauerte er sich auf dem Dach zusammen und kam zu Atem. Er wartete, bis sein Pulsschlag langsamer wurde, aber die Wut in ihm ließ nicht nach. Auf Maggione? Auf seinen Vater? Was spielte das verdammt noch mal für eine Rolle?
    Während er da hockte, fragte sich Sullivan, ob er womöglich an einem Punkt in seinem Leben angelangt war, wo ihn eine gewisse Lebensmüdigkeit ergriffen hatte. Auf einer gewissen Ebene zumindest. Er hatte eine Theorie, dass das bei Rauchern der Fall sein musste, genauso wie bei Arschlöchern, die besoffen und zu schnell Auto fuhren, und bei sämtlichen Motorradfahrern. Und bei denen, die ihren Vater umbrachten und ihn den Fischen in der Sheepshead Bay zum Fraß vorwarfen. Unterschwellige Todessehnsucht, richtig?
    Wie bei John Maggione junior. Der war sein ganzes Leben lang ein Drecksack gewesen. Er wollte den Schlachter umlegen. Und jetzt pass mal auf, was mit ihm gleich passiert.
    Falls der Plan funktionierte.

98
    Beschatten. Warten. Däumchen drehen. Es war wieder wie damals. Nur höchstens halb so nervtötend.
    Während Sampson und ich keine hundert Meter von dem auf dem südlichen Arm von Long Island gelegenen Haus in Montauk entfernt saßen, spürte ich in mir eine stetig wachsende, freudige Erregung. Vielleicht fiel uns schon bald der Schlachter in die Hände. Gleichzeitig wurde ich den

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