Blood Empire - Das Blutreich
Franz Fürst von Radvanyi, der Herr der New Yorker Vampire. Nur kurz musste Chase im Vorzimmer des Fürsten warten, ehe er hereingerufen wurde.
Chase schritt durch das weiträumige Büro, dessen Einrichtung aus einer eigenartigen Mischung von antikem Mobiliar und hypermodernem Computer-Equipment bestand.
Mit Hilfe dieses Equipments beherrschte Fürst von Radvanyi sein geheimes Imperium aus dem Hintergrund heraus.
Radvanyi studierte gerade mit skeptischem Blick einen der Computerschirme. Eine Pseudostimme meldete soeben den Eingang einer email.
Wie stets war der mehr als dreihundert Jahre alte Vampir in der Mode des achtzehnten Jahrhunderts gekleidet. Er trug einen weinroten Gehrock, kombiniert mit einer eng anliegenden Kniebundhose sowie einem weiten Rüschenhemd. Das Haar fiel ihm weit über die Schultern. Er wandte den Kopf in Chases Richtung.
Sein graues Gesicht mit der pergamentartig wirkenden Haut blieb vollkommen unbewegt.
Neben ihm stand Petra Brunstein, eine äußerlich junge und sehr attraktive Vampirin, die für Radvanyi vor allem diplomatische Aufgaben zu erledigen hatte.
Petra trug ein elegantes schwarzes Kleid. Schlichte Eleganz war ihr Stil. Schon das brachte sie in Gegensatz zu Chase.
Doch das war nicht das einzige, was zwischen ihr und der Nummer Zwei der New Yorker Vampire stand.
Es war ein offenes Geheimnis, dass Petra der Meinung war, dass ihr eigentlich der Stellvertreter-Posten in Radvanyis Herrschaftsbereich zustand. In Chase sah sie nicht viel mehr als einen dahergelaufenen Proleten ohne Manieren.
"Ich denke, wir haben alles besprochen, Petra", sagte der Fürst. Petra wandte sich ihrem Herrn und Meister zu, senkte demütig den Kopf und hauchte: "Wie Sie meinen, Herr!"
"Sollte die Angelegenheit nicht in unserem Sinn geregelt werden können, informiere mich bitte umgehend."
"Ja, Herr."
"Andernfalls betrachte ich die Sache als erledigt." Einen Moment lang bedachte der uralte Vampir Petra Brunstein mit einem nachdenklichen Blick. "Du scheinst wirklich ein glückliches Händchen zu haben, was den Umgang mit unseren vampirischen Feinden aus Philadelphia angeht." Petra schien dieses Kompliment unangenehm zu sein. Sie deutete eine Verbeugung an und entfernte sich. Als sie Chase erreichte, der in angemessener Entfernung stehen geblieben war, sah sie an ihm herab.
"Na, wo hat sich denn unser Ferkel wieder herumgetrieben? Waren es wieder mal irgendwelche Abflussrohre?"
"Du weißt einfach nicht, was cool ist, Petra!"
"Muss wohl an meinem hohen Alter liegen!" Chase verzog das Gesicht. "Das wird's wohl sein!"
"Kauf dir trotzdem mal 'nen Deo. Du stinkst erbärmlich!" Petra ging an ihm vorbei, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen. Chase wartete, bis sie durch die Tür gegangen war.
Der Fürst sah ihn erstaunt an. "Irgendetwas scheint nicht in deinem Sinn gelaufen zu sein, Chase, sonst wärst du wohl kaum hier. Berichte. Was ist mit Dominguez?"
"Mausetot."
In knappen Sätzen fasste Chase zusammen, was er bei den Piers erlebt hatte.
Er berichtete auch von Jack Tardelli.
"Der Don von Philadelphia!", stieß Radvanyi hervor und seine Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten.
"Jedenfalls hatte der Wagen Kennzeichen aus Philadelphia, das weiß ich genau!"
"Ich habe es gewusst! Dominguez war ein Verräter! Und bei Jack Tardelli handelt es sich um eine Marionette von Magnus von Björndal..." Magnus von Björndal, der Herr der Vampire von Philadelphia verfügte über eine ähnliche Machtfülle wie Radvanyi. Jeder der beiden Vampirherrscher war bestrebt seinen Machtbereich auf das Gebiet des anderen auszudehnen.
Allerdings hatte lange Zeit eine Art Patt zwischen ihnen bestanden. Keiner von ihnen war in der Lage gewesen, den anderen endgültig zu besiegen. Hin und wieder tauchten kleinere Gruppen von Vampiren in New York auf, die in Magnus von Björndals Diensten standen. Bislang hatte Chase noch immer rechtzeitig dafür sorgen können, dass sie schleunigst wieder von der Bildfläche verschwanden.
Offenbar setzte Magnus von Björndal inzwischen darauf, Teile des von Radvanyi kontrollierten organisierten Verbrechens im Big Apple unter seine Kontrolle zu bekommen.
Dominguez war wohl nur der erste Brunstein in einer Art Dominospiel, dass der Vampirherr aus Philadelphia aufzuziehen versuchte.
"Herr, ich habe eine Bitte..."
"Welche?"
"Ich möchte alles über Tardelli wissen. Jedes Detail. Was er in den letzten zwanzig Jahren gemacht hat und so weiter."
"Kein Problem, Chase."
Radvanyi
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