Blood Empire - Magierblut
diesem wird nachts ja nicht gearbeitet!"
"Eben!"
"Und Darry Korz?"
"Er muss dir gefolgt sein, Chase. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht."
"Er wollte mich töten."
"Genau wie Ybanez. Übrigens gibt es noch ein paar weitere eigenartige Vorkommnisse. Mein Kontaktmann bei der Stadtverwaltung meldet sich plötzlich nicht mehr..."
"Ein Mensch?", fragte Chase. Alle Geheimnisse der Organisation kannte auch er nicht. Der Fürst lächelte.
"Ja. Es hat fast den Anschein, dass er sich von uns verabschiedet hat. Du könntest ihn bei Gelegenheit mal einer Befragung unterziehen... Er heißt Sidney Winwood, hat ein schönes Haus in Riverdale. Natürlich weiß er nicht, für wen er wirklich arbeitet. Und leider scheint er nicht der einzige zu sein."
"Sie meinen, die Organisation wird unterwandert?"
"Jemand scheint meinen Leuten - gleichgültig ob Vampire oder Menschen - ein besseres Angebot zu machen, um es mal freundlich zu formulieren!"
Chase hob die Augenbrauen.
"Das sieht eigentlich nicht unbedingt nach Gabriels Handschrift aus", meinte er dann.
"Vielleicht hat er seine Taktik geändert, Chase."
"Wäre natürlich möglich."
"Jedenfalls möchte ich, dass du in nächster Zeit nicht mehr allein auf die Pirsch gehst!"
Chase stutzte erst. Der Zusammenhang, in dem die letzte Bemerkung des Fürsten gefallen war, gefiel ihm ganz und gar nicht. Aber dann begriff er, worauf der Fürst hinaus wollte. Er nahm an, dass die Erscheinung, die Chase gesehen hatte, der Versuch einer Astralbotschaft war. Offenbar befürchtete der Fürst, dass Gabriel auch Chase eine Art Angebot machen und ihn auf seine Seite ziehen konnte. Der Fürst lächelte nachsichtig.
"Gegenwärtig wissen wir nicht, welche Mittel Gabriel zur Verfügung stehen, um Mitglieder der Organisation auf seine Seite zu ziehen, Chase. Wir müssen sehr vorsichtig sein."
"Ich könnte einige meiner alten Kumpel fragen, ob..."
"Nein. Keine deiner Kumpel", bestimmte der Fürst. Er wollte offenbar die Kontrolle behalten. "Ich werde dir ein paar gute Kämpfer an die Seite stellen... Sie werden sich bei dir melden!"
"Ja, Herr."
Nachdem Chase sich in aller gebotenen Demut zurückgezogen hatte, ging der Fürst zur Fensterfront und blickte über die Stadt. SEINE Stadt. Bis zur Morgendämmerung war es nicht mehr lang. Aber die Zeit reichte noch, um jene Vampire einzuweisen, die er Chase als Begleiter zur Seite geben wollte.
Es wäre schade um Chase!, dachte der Fürst. Aber falls es diesem Gabriel - auf welche Weise auch immer! - gelingen sollte, ihn auf seine Seite zu ziehen, werde ich dafür sorgen müssen, dass er ausgeschaltet wird!
*
John Asturias Arquanteur atmete tief durch. Er betrat den fensterlosen, feucht-kühlen Kellerraum, der von einem unangenehmen Modergeruch erfüllt war. Kein einziger Sonnenstrahl konnte hier her gelangen. Ein Bett stand in der Mitte des Raumes. Darin lag eine blassgesichtige Frau mit feingeschnittetenen, sehr hübschen Gesichtszügen. Das ebenholzfarbene Haar reichte ihr bis über die Schultern.
Catherine!, durchfuhr es ihn. Meine geliebte Catherine... Sie befand sich in einem Zustand beinahe komatösen Tagschlafs, wie er für Vampire typisch war.
Catherine, dass das Böse ausgerechnet dich zu seiner willfährigen Dienerin machen musste!
Arquanteur hatte alles versucht, um sie von diesem Fluch zu erlösen. Alles, um sie ins Leben zurückzuholen. Er war ein Experte auf dem Gebiet des Okkulten und hatte mit Hilfe von Ritualen, die er in weitgehend verschollen geglaubten Schriften aufgestöbert hatte, seine geistigen Kräfte über das natürliche Maß hinaus entwickelt.
Mit Fug und Recht konnte man ihn als einen Magier bezeichnen. Aber selbst ihm war es nicht gelungen, seine geliebte Catherine aus ihrer untoten Existenz zu befreien. Zumindest nicht auf eine Weise, die es gestattete, dass sie in ihr Leben als Sterbliche zurückkehrte. Und so blieb nur noch eine einzige Möglichkeit.
Arquanteur hielt Holzpflock und Hammer in der Rechten. Du musst es tun!, durchzuckte es ihn. Du hast dein Leben dem Kampf gegen das Böse gewidmet und jetzt, da das Böse im Körper eines geliebten Menschen wohnt, kannst du nicht einfach zurückschrecken und die Hände in den Schoß legen...
Arquanteur schluckte.
Der Schweiß perlte ihm von der Stirn.
Verzeih mir, Catherine, dachte er. Wenn mir nur irgendeine andere Wahl bliebe... vielleicht ist es dir ein Trost, wenn ich dir sage, dass ich das, was dir angetan wurde an allen Vampiren dieser Welt rächen
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