Blood Empire - Magierblut
werde... Sie hatten kein Recht dazu, dich in ein untotes Wesen ohne Atem und ohne Herzschlag zu verwandeln.
Arquanteur berührte Catherines Hand.
Sie war eiskalt.
Die Hand einer Toten!, durchzuckte es ihn. Nicht du wirst es sein, der sie jetzt tötet, auch wenn es für dich den Anschein haben mag! SIE waren es! Die Diener des Bösen. Die Vampire, zu denen sie nun gehört... Er nahm den Hammer in die Rechte, setzte den Pflock mit der Linken auf, genau dort, wo ihr Herz war.
Es musste sein.
Sein Gesicht wurde zu einer starren Maske.
Du wirst sie dadurch erlösen!, redete er sich ein.
Dann schlug er zu. Schon der erste Schlag trieb den Pflock tief in ihren Körper hinein. Das weiße Nachthemd, das sie trug, färbte sich dunkelrot. Sie öffnete die Augen. Ein heiserer Schrei drang aus ihren dünnen, blutleer wirkenden Lippen. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Maske des Schmerzes...
...und ihre lang gezogenen Vampirzähne wurden sichtbar. John Asturias Arquanteur musste all seine Willenskraft zusammennehmen, um noch einmal zuzuschlagen und den Pflock noch etwas tiefer in sie hineinfahren zu lassen.
Vor seinen Augen zerbröselte sie zu weißgrauem Staub. Ein Vorgang, der ungewöhnlich langsam vor sich ging. Arquanteur hatte schon dutzende Vampire gepfählt, auch wenn er auf der Suche nach wirksameren Bekämpfungsmethoden war. Bei allen, denen er zuvor ein Pflock ins Herz gerammt hatte, war der Vorgang des Zerfalls schneller vor sich gegangen als bei Catherine, der das Fleisch buchstäblich von den Knochen fiel. Einen schrecklichen Augenblick lang sahen ihre Augen ihn aus einem bleichen, grinsenden Totenschädel heraus an, das Nachthemd spannte sich um ein Skelett. Dann endlich zerfielen auch ihre Knochen, nichts als Staub blieb auch von ihnen. Vielleicht lag die lange Dauer dieses Vorgangs darin begründet, dass Catherine ein relativ frisch konvertierter Vampir gewesen war. Möglicherweise hatte es aber auch damit zu tun, dass es Arquanteur an innerer Entschlusskraft gefehlt hatte, denn ein Teil seines Selbst schreckte nach wie vor dem zurück, was er getan hatte.
Noch Jahre später sollte Arquanteur darüber nachgrübeln und in staubigen Folianten nach dem Geheimnis suchen...
So wie ihn auch der Catherines Gesichtsausdruck, den sie im Augenblick ihrer Vernichtung gehabt hatte, ihn nie wieder losließ...
"Catherine! Meine Catherine! Mon dieu! Quest-ce qui c'est passé?"
"John, du hast geträumt! Wach auf!"
Schweiß gebadet saß John Asturias Arquanteur in seinem Bett.
"Catherine!", flüsterte er, bis er begriff, dass die blonde Frau, die ihn bei den Schultern gepackt und gerüttelt hatte, gar nicht Catherine war, sondern seine gegenwärtige Begleiterin Celeste. Arquanteur atmete tief durch. Er begriff, dass er sich nicht in Port-au-Prince auf Haiti befand, sondern im Hotel Ambassador, 234 Central Park West in Manhattan. Du wirst diese Schreckensbilder aus der Vergangenheit wohl niemals loswerden!, ging es ihm resignierend durch den Kopf. Wie oft schon hatte immer wieder dieselbe Szene, derselbe Gedanke ihm den Schlaf geraubt. Schon deswegen pflegte er so wenig wie möglich zu schlafen. Hielt sich oft über mehrere Tage mit besonderen magischen Drogen wach, nur, um sich nicht dem Schlaf hingeben zu müssen. Denn im Schlaf war er der Vergangenheit schutzlos ausgeliefert.
"Du hast wieder von Catherine geträumt", sagte Celeste. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Celeste wusste davon, dass es in Arquanteurs Leben vor Jahren eine große Liebe gegeben hatte und das er gezwungen gewesen war, sie zu pfählen. Ein traumatisches Erlebnis für ihn. Arquanteur hatte lange gezögert, bevor er seine Vergangenheit Celeste anvertraut hatte. Selbstverständlich konnte er jederzeit ihre Erinnerungen daran löschen, aber bislang hatte er das nicht getan. Er hatte gemerkt, wie gut es tat, mit jemandem das Wissen um jenes Grauen zu teilen, dass ihn ein Nachtmahr verfolgte.
Sie strich ihm über den Kopf.
Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.
"Es geht schon", sagte er.
Arquanteur schlug die Decke zur Seite und stand auf. Er ging zum Fenster, blickte hinaus auf den Central Park. Die Fenster im zwanzigsten Stock ließen sich nicht öffnen. Angeblich sollte die Klimaanlage für frische Luft sorgen, aber in diesem Moment war sie Arquanteur einfach nicht frisch genug. Er lehnte mit der Stirn gegen die kühle Fensterscheibe.
"Du hast im Schlaf gesprochen und geschrieen", hörte er Celeste sagen.
"Was habe ich
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