Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
ein unauffälliges Plätzchen für die Leichen findet! Und dann..."
Joe und Fred sahen Chase mit gerunzelter Stirn an.
"Was - und dann?", hakte Joe Carlito nach.
"Dann zwängt ihr euch in diese Uniformen! Sicher ist sicher..."
Joe seufzte schwer. "Schon lange her, dass ich das letzte Mal eine Hose mit Bügelfalte getragen habe!"
"Na, dann wird's ja wieder mal Zeit!", war Chase'
Erwiderung.
*
Gabriel fühlte ein tiefes Unbehagen. Schon bei Beginn der Veranstaltung hatte er ganz flüchtig ein Gedankensignal wahrgenommen, das ihm irgendwie verdächtig vorgekommen war. Er konnte nicht genau sagen, wieso. Und ob es letztlich sein schwache telepathische Begabung oder eine Art innerer Gefahreninstinkt gewesen war, der sich da bei ihm gemeldet hatte, konnte er auch nicht mit Bestimmtheit sagen. Dafür befanden sich einfach zu viele Menschen in der Thomas Jefferson Memorial Hall von Yonkers, deren Gedankenströme jede gezielte telepathische Wahrnehmung völlig unmöglich machten. Und für jemanden, bei dem diese Begabung nur schwach ausgeprägt war, galt das im Besonderen.
Gabriel saß mitten im Publikum, beobachtete die Show, die Moses Jordan auf der Bühne brachte.
Eine Show, die ohne Gabriels okkultes Wissen überhaupt nicht möglich gewesen wäre.
Moses Jordan - oder der Komori, der inzwischen seinen Platz eingenommen hatte - spielte eine entscheidende Rolle in seinen Plänen. Gabriel wollte Macht. Und so sehr er die Sterblichen auch verachtete - er brauchte auch Macht über sie, wenn er auf dieser Welt Fuß fassen wollte. Und dazu war Moses Jordan genau das richtige Mittel. Ein Mann, der gewusst hatte, wie man Menschen einfing. Der Komori, der Jordans Körper kopiert hatte, war bereits zu einer fast perfekten Zweitversion des Predigers geworden. Mit Hilfe einiger Rituale hatte er dafür gesorgt, dass nicht nur Bewusstseinsreste, sondern das komplette Wissen des Predigers in den Komori übergegangen war. Dass dieses Wesen aus dem Limbus manchmal noch Probleme in der perfekten Beherrschung der Gesichtsmuskulatur hatte, ließ sich durch eine geschickte Beleuchtung wettmachen.
Nein, an der Show, die der Moses Jordan-Komori lieferte, gab es nichts herumzumäkeln. Er machte seine Sache perfekt. Besser, als Gabriel es in seinen kühnsten Träumen erwartet hatte.
Der Sarg mit der armen Elizabeth wurde von der Bühne getragen.
Für einen kurzen Augenblick stand ein zynisches Lächeln in Gabriels engelhaftem Gesicht. Mochte der Teufel wissen, ob die Arme jetzt ihren Seelenfrieden gefunden hatte... Für den Fall, das die Behörden irgendwelche Schwierigkeiten machten, hatte Gabriel jederzeit gefälschte Bescheinigungen auf Lager, die beweisen konnten, dass die Verstorbene zu Lebzeiten erklärt hatte, damit einverstanden zu sein, nach dem Ableben in der Moses-Jordan-Show aufzutreten.
Gabriel beobachtete den Prediger.
Jetzt ging es um die Sünden der Leute auf den Publikumsrängen. Auch sie sollten ihren Willen zur Buße zeigen.
Aber etwas stimmte nicht mit dem Jordan-Komori.
Ein eigenartiger Ruck ging durch seinen Körper. Er wirkte plötzlich wie abgelenkt. Und dann erkannte Gabriel, was los war.
Vampire!, duchzuckte es ihn. Sie müssen ganz in der Nähe sein! Der Komori spürt ihre Anwesenheit!
Gabriel schloss die Augen, konzentrierte sich. Ich werde den Jordan-Komori unter stärkere geistige Kontrolle nehmen müssen!, überlegte er. Sonst geht die Gier mit ihm durch!
*
Als Moses Jordan seine Garderobe betrat, bekam er einen heftigen Schlag vor der Brust. Einen Sekundenbruchteil später einen zweiten gegen den Kopf.
Er wurde zu Boden geschleudert.
Chase hatte auf ihn gewartet. Er verschloss von innen die Garderobentür. Draußen würden Joe Carlito und Fred Lazarre dafür sorgen, dass er sich hier ungestört mit dem Prediger unterhalten konnte.
Jordan erhob sich wieder.
Er hatte die Schläge erstaunlich gut verdaut.
Chase hatte seine Kraft dosiert.
Schließlich wäre ein Sterblicher sofort tot gewesen, wenn der Vampir etwas härter hingelangt hätte.
Und Chase' Absicht war es, sich mit dem
selbsternannten Kämpfer gegen die Verdammnis zu unterhalten.
"Erzählen Sie mir alles, was Sie über eine gewisse Nacht zu sagen haben, in der Sie offenbar auf dem Trinity Cemetery geschlafen haben!", forderte Chase.
"Andernfalls sehe ich mich gezwungen..."
Ein wütender Knurrlaut war die Antwort von Jordan.
Er streckte die Arme aus. Sie verwandelten sich zu peitschenartigen Fangarmen, die er durch die Luft
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