Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
den Tod nicht ausstehen konnte, dann waren das Anspielungen, die von ihrer grobschlächtigen Erscheinung auf eine gewisse Tollpatschigkeit schlossen. Denn ein Tollpatsch war sie ganz und gar nicht! Im Kampf pflegte sie sich trotz ihrer massigen Erscheinung zwar mit großer Wuchtigkeit, aber auch mit tödlicher Geschmeidigkeit zu bewegen.
Schon so mancher hatte das schmerzhaft zu spüren bekommen.
Gabriel bereute seine Stichelei schon. Schließlich brauchte er Ptygias Dienste im Moment ziemlich dringend und war auf das Wohlwollen der Gigantin angewiesen.
"Sorry, ich wollte natürlich keinesfalls andeuten, dass du vielleicht nicht siehst, wo du hintrittst!"
"Natürlich wolltest du das? Weißt du was selbst mit jemandem wie dir passiert, wenn ich einmal richtig hinlange?"
Gabriel hob beschwichtigend die Hände.
"Ich hab's oft genug mit angesehen, Ptygia! Also jetzt keine Kraftdemonstration, wenn ich bitten darf.
Außerdem bin ich jetzt auch schon ziemlich spät dran!"
"Und wohin gehst du jetzt, wenn ich fragen darf?"
Gabriel grinste. "An einen Ort, an den ich dich auf Grund deiner aparten Erscheinung leider nicht mitnehmen kann! Außerdem ist eine Veranstaltung des frommen Predigers Moses Jordan vielleicht auch nicht der richtige Aufenthaltsort für eine Dämonin wie dich!"
Einen gewissen bissigen Unterton hatte sich Gabriel einfach nicht verkneifen können.
Ptygia fauchte wütend.
"Aber für einen Sendboten der Hölle wie dich schon, ja?"
Ein überhebliches Lächeln erschien auf Gabriels engelsgleichem Gesicht. "Immerhin habe ich als ehemaliger Streiter Gottes ein bisschen Erfahrung, wie man sich in diesen Kreisen bewegt, Ptygia!"
"Geh nur! Aber solltest du mich in irgendeiner Weise hinters Licht führen wollen, dann Gnade dir..."
"Wer auch immer!", unterbrach Gabriel sie. Lächelnd entmaterialisierte er. Für Sekundenbruchteile hinterließ er eine leuchtende Aura, doch schließlich war auch die verschwunden.
Ptygia atmete tief durch.
Mal abwarten, was aus Gabriels Plan wird!, überlegte sie. Wenn er geklappt hatte und der Mann mit dem Engelsgesicht die Vampire New Yorks aus dem Weg geräumt hatte, konnte sie immer noch überlegen, ob sie sich dann ihres Partners entledigen sollte.
Schließlich war sie Gabriel an Kampfkraft erheblich über- legen. Wenn es hart auf hart ging, sah es schlecht für den Mann in Weiß aus.
Aber so ein Schritt wollte gut überlegt sein.
Einstweilen brauchte sie Gabriel und sein unvergleichliches okkultes Wissen jedenfalls noch. Aber das war vielleicht nur eine Frage der Zeit.
*
Es war brechend voll in der Thomas Jefferson Memorial Hall, einem Kongress-Zentrum in Yonkers, das von Moses Jordans Management offenbar für die Totenerweckung des heutigen Abends angemietet worden war.
Die Kontrollen am Eingang waren ziemlich streng. Es wäre unmöglich gewesen, irgendwelche Waffen mit ins Innere zu nehmen. Fred musste also sein ganzes Arsenal im Hummer zurücklassen.
Chase sah trotz des frischen T-Shirts nicht gerade wie ein frommer Kirchgänger aus.
"Friede und Erlösung deiner armen Seele!", sagte der Türsteher. Erst dachte Chase, dass sei speziell auf ihn gemünzt. Aber dann bemerkte er, dass alle Gäste so begrüßt wurden.
Chase und seine beiden Begleiter gehörten zu den Letzten, die sich in die Halle drängten. Etwa fünftausend Besucher waren gekommen. Der Saal glich einem riesigen Kino.
"Ich bin mal gespannt, was da auf uns zukommt!", meinte Joe Carlito.
"Wir sind nicht zum Spaß hier!", mahnte Chase.
"Aber ein bisschen Fun muss doch auch dabei sein!"
"Haltet die Augen auf. Dieser Jordan hat etwas mit der Beschwörung der Komori zu tun, das liegt auf der Hand..."
Fred meldete sich zu Wort. "Wie wär's, wenn wir uns den Kerl in der Garderobe vorknöpfen und richtig ausquetschen?"
"Machen wir!", versprach Chase. "Aber nicht jetzt."
"Wieso nicht?"
"Ist schon zu spät. Das Ding hier fängt jeden Augenblick an. Aber vielleicht gibt's ja 'ne Pause.
Oder wir nehmen ihn uns hinterher vor."
Fred Lazarre zuckte die Achseln.
"Du bist der Boss!", meinte er in Anspielung auf Chase' hohe Position in der Organisation der New Yorker Vampire. Chase hatte Joe und Fred schon gekannt, als er noch nicht so weit oben gewesen war. Ihr Umgangston hatte sich seitdem nicht geändert. Aber wenn es hart auf hart ging, war allen klar, dass Chase das Kommando hatte.
Und Chase wusste, dass er sich bei aller Flapsigkeit auf die beiden verlassen konnte.
Andernfalls hätte er sie
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