Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
sich mit dem Hiebmesser auf sie zu stürzen und zu versuchen, ihr ein Ende zu machen. So dumm sie auch sein mochte - sie blieb brandgefährlich. Und da sie Gabriel wie ein treuer Hund zu folgen pflegte, musste Chase befürchten, ihr demnächst wieder im Kampf zu begegnen. Und darauf hatte er schlicht keinen Bock.
Es war schon nervig genug, sich mit dem machtgierigen Ex-Engel herumschlagen zu müssen.
Ein Ruck ging durch Ptygia. Ihre Augen wurden schmal.
Sie schien sich sehr zu konzentrieren. Im Denken war sie langsam, aber von ihren Reflexen im Kampf konnte man das leider nicht sagen.
"Gabriel hat versucht, dir eine Botschaft zu schicken", sagte sie dann. "Du musst ihm helfen, kleiner Chase!"
"Ich muss gar nichts. Wie hast du mich überhaupt gefunden?"
Sie deutete auf den Staub, zu dem Laird zerfallen war.
"Ich bin diesen Leuten gefolgt!"
Chase runzelte die Stirn. Es war das erste Mal, dass er Ptygia ihrer Begriffsstutzigkeit wegen verwünschte.
Was sollte er mit den Informationsbruchstücken anfangen, die sie ihm hinwarf? Unzusammenhängendes Gebrabbel!, durchfuhr es ihn ärgerlich. Andererseits...
Kombiniere doch selber ein bisschen!, meldete sich eine ätzende Stimme in seinem Hinterkopf.
"Jedenfalls danke dafür, dass du mich gerettet hast", meinte Chase. "Aus welchem Grund auch immer."
Eine Art Grinsen zeigte sich auf Ptygias Gesicht.
"Bitte, bitte!", erwiderte sie. "Ich fand dich ja immer schon süß. Leider standen wir bislang auf verschiedenen Seiten..."
"Bisher?" echote Chase.
Sollte das etwa heißen, dass sie tatsächlich im Moment nicht daran dachte, ihn zu zerquetschen?
Du solltest in die Bemerkung einer Schwachsinnigen nicht allzu viele Feinheiten hineininterpretieren!, sagte sich Chase. Wer weiß, wohin ihre Laune im nächsten Moment schwankt...
"Gabriel ist in Schwierigkeiten", brachte Ptygia angestrengt heraus. "Soll dir sagen, dass er gefangen ist. Aber wenn du ihm hilfst, hilft er dir."
"Gegen wen?"
"Gegen den Magier!"
"Wer soll das sein?"
"Ich weiß nicht. Der Name war so verflucht lang und eigenartig..."
Chase lachte. "Wenn dieser Magier deinen Partner ein bisschen ärgert, dann werde ich bestimmt nicht Gabriel helfen. Eher schon seinem Feind!"
"Aber dieser Feind ist auch dein Feind!"
"Ach, spinn dich nicht herum!"
"Ist wahr!"
"So?"
"Gabriel sagt das!"
"Ein stärkeres Argument hast du nicht, oder?"
Sie sah Chase verständnislos an. "Argument?" fragte sie.
Chase machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Zwecklos!"
Chase überlegte. Ptygia hatte gesagt, ihn gefunden zu haben, in dem sie Emilio und seinen Spießgesellen gefolgt war.
"Warst du im Empire State Building?", fragte Chase.
"Was ist das?"
"Ein großes Hochhaus. Die Vampire, denen du gefolgt bist waren dort."
"Ich habe davor gewartet, bis sie wieder herauskamen.
Mit dir!"
"Du willst mich für dumm verkaufen! Das ist niemandem aufgefallen! Was meinst du, wie viel Leute da herumlaufen!"
"Manchmal beachtet man mich nicht... Besonders in der Dunkelheit. Wenn ich vorsichtig bin... Ich kann auch
>verschwinden>. Aber ich weiß dann nicht immer genau, wo ich wieder auftauche. Besser ich >verschwinde> mit Gabriel zusammen."
"Er weiß dann, >wo du wieder auftauchst> - oder was?"
"Ja."
Plötzlich bemerkte Chase, dass die Dämonin durchscheinend wurde. Auch für Ptygia selbst schien das äußerst überraschend zu kommen. Sie starrte ihre mächtigen Pranken an, brüllte plötzlich auf und erinnerte in diesem Moment an eine Art riesenhaftes Monsterbaby.
"Nein!", schrie sie. "Nicht!"
Sie taumelte auf Chase zu, machte eine ausholende Bewegung mit ihren prankenartigen Armen, so als wollte sie sich an Chase festhalten.
Chase stieß sie von sich.
Oder vielmehr: Er versuchte es.
Seine Hände griffen ins Leere. Er fasste durch die immer durchscheinender werdende Gestalt der Dämonin hindurch.
"Hey, was machst du?", rief Chase. "Ich hätte gerne noch ein paar Auskünfte gehabt!"
"Chase!"
"Verdammte Dämonenbrut!"
Einen Augenblick lang noch sah Chase ihre völlig verwirrten Augen, dann war von der Dämonin nichts mehr zu sehen. Sie war einfach entmaterialisiert. Ob unter fremdem Einfluss oder durch eigene Ungeschicklichkeit war Chase nicht ganz klar.
Innerlich fluchte er.
Dann verließ er das Haus von Sidney Winwood, stieg wenig später in den Hummer.
Er blickte sich dabei sorgfältig nach allen Seiten um.
Schließlich war Emilio davongekommen. Und Chase musste damit rechnen, dass der Gestaltwandler ihm bei
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