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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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packte der Dämon meinen Fuß.
    Ich trat kräftig zu, dann zog ich das Bein ins Auto. Geschafft.
    Die junge Frau drückte das Gaspedal fast durchs Bodenblech. Als ich endlich richtig auf dem Sitz saß, konnte ich im Außenspiegel den Dämon sehen. Das Gesicht mit den blau-schwarzen Tätowierungen war wutverzerrt. Frustriert starrte er uns hinterher.
    »Rose!«, rief ich und deutete auf meine Schwester, die auf uns zugehumpelt kam. Ich streckte das Bein in den Fußraum der Fahrerin und stieg auf die Bremse.
    »Bist du wahnsinnig?«, schrie die junge Frau, aber schon riss Rose die hintere Tür auf. Die Fahrerin stieß mein Bein weg und gab Gas. Doch wir waren lange genug stehen geblieben, dass Rose hatte einsteigen können. Die Tür stand noch offen, aber Rose war in Sicherheit.
    Ich kletterte über den Sitz auf die Rückbank, lehnte mich aus dem dahinrasenden Auto, packte die Tür und knallte sie zu.
    »Ist er immer noch hinter uns her?«, fragte die junge Frau und drehte den Kopf mit den kurz geschnittenen pinkfarbenen Haaren in meine Richtung.
    Ich sah aus dem Rückfenster. »Nein.« Aber kaum hatte ich das gesagt, fing das Auto an zu beben, die Reifen quietschten, und der Wagen schien plötzlich rückwärtszufahren. »Spinne ich?« Ich drehte mich wieder zu der jungen Frau um. »Was zum Teufel tust du da?«
    »Ich? Du hast doch behauptet, er wäre nicht mehr hinter uns her.«
    Ich sah wieder aus dem Rückfenster. Der Dämon stand stocksteif mitten auf der Straße. Die Arme hielt er ausgestreckt vor sich, und zwischen seinen Händen schimmerte die Luft, als würde eine Hitzewelle aufsteigen.
    Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut.
    »Tu was!«, rief die junge Frau. Rose hatte sich in die Ecke des Wagens verkrochen.
    »Und was zum Teufel soll ich tun?«
    »Lenk ihn ab! Halt ihn auf! Egal was - aber tu es gleich! Wir kommen nicht von der Stelle, und er ist schon ganz nah.«
    Ihn ablenken? Was, bitte schön, sollte ich denn tun? Mich ausziehen und Hula tanzen?
    Vermutlich nicht die beste Idee. Stattdessen beugte ich mich über den Vordersitz und durchforstete den Waffenstapel, in dem ich bei meinem Hechtsprung ins Auto gelandet war. Ich entdeckte eine Armbrust, hob sie hoch und zerrte sie zusammen mit einer Handvoll Pfeile auf den Rücksitz.
    »Beeil dich!«, kreischte die Fahrerin. Rose gab noch immer keinen Ton von sich, aber sie hatte sich umgedreht und starrte mit besorgtem Gesicht aus dem Rückfenster.
    Ich biss die Zähne zusammen, wild entschlossen, alles zu tun, damit sie nie wieder so viel Angst haben musste. Mit schussbereiter Armbrust lehnte ich mich aus dem Fenster. Der Wagen dröhnte und vibrierte, und es war verdammt schwer, richtig zu zielen. Ich nahm die breite Brust des Dämons ins Visier, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und ließ den Pfeil fliegen. Erst als er auf den Riesen zuschoss, kam mir die Idee, dass dieses seltsame Schimmern zwischen seinen Händen vielleicht undurchdringlich war. Falls das so war - falls der Pfeil einfach nur abprallte -, würde mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich auf ein Handgemenge mit ihm einzulassen. Und darauf hatte ich nun wirklich überhaupt keinen Bock.
    Vorsorglich schnappte ich mir einen weiteren Pfeil. Diesmal würde ich auf sein Gesicht zielen. Ein kleineres Ziel, das schon, aber vielleicht auch weniger geschützt.
    Meine Vorsichtsmaßnahme erwies sich als überflüssig. Noch bevor ich den zweiten Pfeil schussbereit hatte, traf der erste sein Ziel - und das mit voller Wucht.
    Der Dämon ließ ein ohrenbetäubendes Brüllen los, als sich der Pfeil in sein Fleisch bohrte. Die Kraft, mit der er den Wagen zurückhielt, ließ nach. Ich spürte einen Ruck, hörte einen Knall, und plötzlich waren wir frei. Meine mysteriöse Fahrerin trat auf das Gaspedal, und der Wagen schoss wie eine Rakete die Straße entlang.
    »Ach du Scheiße, ach du Scheiße!«, wiederholte sie ein ums andere Mal. Alle paar Sekunden sah sie in den Rückspiegel, und unsere Blicke trafen sich. Vielleicht sah sie aber auch gar nicht mich an, sondern vergewisserte sich nur, dass uns niemand folgte. Genau wie ich, die ich mich dauernd umwandte und die Straße hinter uns absuchte. Bis jetzt war er nicht hinter uns her. Und bis jetzt bewegte sich der Wagen noch vorwärts.
    Ein gutes Zeichen.
    Die Fahrerin riss das Steuer herum, bog nach rechts ab, gleich darauf wieder nach links, und schon waren wir auf einer geraden Strecke, die sie mindestens sechzig Meilen schneller als

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