Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen
spät. Der Hinterreifen blockierte, das Motorrad brach aus, und dann geschah alles so schnell, dass ich mich nur noch ganz verschwommen daran erinnere. Irgendwie landeten Rose und ich jedenfalls im Rinnstein. Das Motorrad flog auf uns drauf, was uns jedoch nicht die Sicht die Straße hinauf nahm.
Der riesige Dämonenkrieger kam direkt auf uns zu. In seinen Augen funkelte pure Mordlust.
9
»Heb es hoch! Heb es hoch!«, schrie Rose. Verzweifelt versuchte ich, genau das zu tun. »Es verbrennt mich!«
Ihr Bein klemmte unter dem Auspuff fest. Ich gab mir alle Mühe, sie möglichst schnell zu befreien, aber auch die Kraft einer Superbraut war nicht immer sofort abrufbar. Ich lag ziemlich verdreht da, und um den Benzintank packen und das Motorrad hochstemmen zu können, musste ich mich ganz schön verrenken. Als es mir endlich gelang, stöhnte ich gequält auf. »Rutsch nach hinten weg!«, befahl ich Rose.
Ohne zu zögern, gehorchte sie. Sobald sie sich bewegte, drang mir der Geruch nach verbranntem Jeansstoff und Fleisch in die Nase.
»Lily! Beeil dich!«
Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie sie sich aufrichtete und die Straße hinaufstarrte, die wir gekommen waren.
Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, worauf sie starrte - der Dämonenkrieger kam näher.
Ich holte tief Luft und stemmte das Motorrad noch weiter hoch, bis auch meine Beine frei waren. Dann kroch ich über den rauen Straßenbelag, und während mir kleine Steinchen die Hände aufrissen, drehte ich einmal kurz den Kopf, um abzuschätzen, wie weit entfernt mein Feind noch war.
Sofort wünschte ich mir, ich hätte das nicht getan.
Der Dreckskerl bewegte sich ganz schön schnell. Ich stand auf, packte Rose bei der Hand und zog sie hoch. »Lauf!«
Ohne zu zögern oder zu widersprechen, lief sie los, aber sie humpelte. Ihr verbranntes Bein behinderte sie. Und der Dämon kam näher und näher.
»Hau ab, Lily! Hau einfach ab!«
»Spinnst du? Ich lasse dich doch nicht allein.«
»Er kommt raus«, sagte sie, und ich wusste, sie sprach von Johnson. »Er kommt, und er wird kämpfen.« Und dann fügte sie noch hinzu: »Mir wird nichts passieren.« Aber ihr völlig verängstigter Gesichtsausdruck strafte ihre Worte Lügen, und ich wusste, sie glaubte ihm nicht.
Ich glaubte ihm genauso wenig. Wenn Johnson ihren Körper übernahm, um den großen Retter zu spielen, konnte das nie und nimmer gut gehen. Egal, was er anstellte.
Ich packte sie fest bei der Hand und zog sie hinter mich. Ich wollte nicht kämpfen, nicht, wenn Rose in der Nähe war, aber der Dämon kam einfach zu schnell auf uns zu.
Höchste Zeit, mich ihm entgegenzustellen.
Ich packte den Griff des Messers und zog es aus der Scheide. Hinter mir hörte ich Rose wieder und wieder sagen: »Nein, nein, nein.«
»Hau ab!«, zischte ich. »Ich schaff das schon allein.« Angriffsbereit hielt ich das Messer vor mich. »Für so etwas hat man mich geschaffen.« Ich konnte nur hoffen, dass das stimmte. Denn dieser Dämon war stärker und verwegener als die anderen und übertraf in jeder Hinsicht alles, was ich bisher bekämpft hatte.
»Nein«, widersprach sie. »Ich haue nicht -«
»Verdammt, Rose, jetzt lauf endlich!« Sie starrte mich an, dann nickte sie und hastete humpelnd die Straße entlang. Ich sah ihr kurz nach und wandte mich gleich wieder dem Krieger zu, der jetzt nur noch drei Häuser entfernt war. Er hatte seinen Schritt verlangsamt und beobachtete mich. Den Kopf zur Seite gelegt musterte er mich von oben bis unten.
»Komm schon, du Bastard!«, murmelte ich. »Bringen wir’s hinter uns!«
Als hätte er nur auf diese Einladung gewartet, raste der Dämon mit langen Schritten auf mich zu, in einem Tempo, dass sein Körper gar nicht mehr klar auszumachen war. Gleichzeitig hörte ich ein Quietschen und roch brennenden Gummi. Ich stieß das Messer nach vorn, auf der verzweifelten Suche nach einem Ziel, voller Angst, dass ich jeden Moment völlig und endgültig zerstört werden würde. Mir schoss der absurde Gedanke durch den Kopf, dass der durchdringende Gestank nach Gummi von den Schuhsohlen des Dämons stammte, weil er so schnell über die Straße zischte.
»Steig ein!«
Nicht seine Schuhe. Ein Auto. Es war hinter mir mit quietschenden Reifen zum Stehen gekommen, und die Fahrerin schrie mir durch das offene Beifahrerfenster zu. Ohne zu zögern, machte ich auf dem Absatz kehrt und hechtete kopfüber durch das offene Fenster. Ein Stapel Waffen flog vom Sitz, und im gleichen Moment
Weitere Kostenlose Bücher