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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ich die Hand vor den Mund geschlagen hatte. Also hatte ich recht gehabt: Johnson hatte wirklich für beide Seiten gearbeitet. Er hatte mitgeholfen, dass die Prophezeiung sich erfüllen und sein Boss mich benutzen konnte, um den Oris Clef zu finden. Noch immer war ich der Spielball in irgendeinem kosmischen Spiel, aber jetzt wusste ich wenigstens, nach welchen Regeln gespielt wurde.
    »Und weiter?«
    Sie hatte die Augen weit aufgerissen und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht reden«, sagte sie, legte einen Finger auf die Lippen und presste die andere Hand gegen die Brust. »Er hört die ganze Zeit zu.«
    Ich zwang mich, sie möglichst ausdruckslos anzuschauen. Sie sollte nicht mitbekommen, wie sehr es mich bei dem Gedanken ekelte, dass sich eine widerwärtige Kreatur wie Johnson ihrer bemächtigt hatte. Eigentlich wäre es egal gewesen; sie empfand schließlich den gleichen Ekel, und als sie blinzelte, flossen zwei dicke Tränen aus ihren Augen. Ich breitete die Arme aus, und sie flüchtete sich hinein und legte den Kopf an meine Schulter.
    »Warum passiert das ausgerechnet uns?«, fragte sie. Ich konnte nur den Kopf schütteln.
    »Ich weiß es nicht«, brachte ich schließlich heraus.
    »Weil wir schmutzig sind«, sagte sie plötzlich mit einer Stimme, die nicht ihre war. Die Stimme jagte mir einen Schauder über den Rücken. »Schmutzige, verhurte kleine Mädchen.«
    Ich riss mich los, und als sie den Kopf hob, um mich anzusehen, steckte hinter den verängstigten, sorgenvollen Augen nicht länger meine Schwester. Ich war hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich auf das Ding in ihr losgehen, andererseits wollte ich sie an mich ziehen und sie trösten. »Schmutzige Mädchen«, wiederholte Johnson. »Aber wertvoll. So außerordentlich wertvoll.«
    »Kiera kommt zurück.« Ich zwang mich, ruhig und gleichzeitig streng zu klingen. Das war zwar gelogen, aber der Trick funktionierte. Ich konnte zusehen, wie der Dämon hinter ihren Augen abzischte und Rose zögernd wieder zum Vorschein kam.
    »Mir gefällt das nicht«, murmelte sie, rutschte ganz ans Ende der Bank, hob den Daumen zum Mund und kaute auf ihrem Fingernagel herum. Die Knie hatte sie bis zur Brust hinaufgezogen; sie wirkte eher wie vier als wie vierzehn.
    »Rosie ...« Ich streckte die Hand nach ihr aus. Aber sie drehte sich weg und schlang sich die Arme um den Körper. Ich spürte, wie mir das Herz brach, und gleichzeitig bahnte sich das Dunkle seinen Weg durch meinen Körper und forderte seinen Tribut. Gierte nach Befriedigung.
    Kiera stand noch immer am Tresen und redete mit der Frau neben ihr. Sie kippte ihren Tequila und bestellte einen weiteren. Umso besser. So blieb Rose ein bisschen mehr Zeit, sich zu erholen.
    Fünfzehn Minuten später stellte Rose die Füße wieder auf den Boden. »Rose?«
    »Es geht mir gut«, entgegnete sie. »Ehrlich.«
    Natürlich glaubte ich ihr das nicht, aber ich konnte wohl kaum widersprechen. Zumal Kiera endlich beschlossen hatte, sich wieder zu uns zu gesellen. »Runter damit, Mädels!« Sie schob Rose eine Coke und mir einen Tequila hin. »Es gibt Nachschub, so viel ihr wollt.«
    »Gut zu wissen«, entgegnete ich und kippte den Schnaps in einem Zug hinunter. Fünf oder sechs weitere Schnäpse klangen wie Musik in meinen Ohren.
    »Und was machen wir mit der Kleinen?«, fragte Kiera und richtete den Blick auf Rose. »Bleibst du brav hier sitzen, während wir auf die Jagd gehen?«
    Rose knabberte an ihrem Daumen herum. »Ich komme schon klar«, sagte sie und nickte.
    Ich wusste, dass das stimmte. Für den Fall, dass irgendwelche Superdämonen hier reinmarschieren und sie angreifen sollten, würde Johnson nah genug unter der Oberfläche lauern, um den Angriff der Schweinebande abzuwehren.
    Kiera legte den Kopf auf die Seite, dann verschwand sie in der Menge. Ich stand auf und folgte ihr zum Tresen. Sie bestellte für uns beide Tequila, und während wir warteten, ließ ich den Blick über die Menge schweifen. Nicht gerade ein Ort für Harvard-Studenten, das war mal klar. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass jeder in dem überfüllten Klub ein nicht zu knappes Vorstrafenregister hatte, aber das machte die Leute noch nicht zu Dämonen.
    »Das wird nichts«, sagte ich. »Die Dämonen sind von den anderen nicht zu unterscheiden.«
    Sie sah dem Barkeeper zu, wie er die Gläser füllte, und trank dann ihren Tequila auf ex. »Oh doch!« Sie tippte sich an die Nase. Mir fiel wieder ein, wie sie vorhin Johnson an Rose gerochen

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