Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen
Allerdings nicht zu Kiera oder zu mir, sondern zu der Bedienung, die unser Essen brachte. »Was ist mit der Kleinen? Die Dämonen wollen sie, so weit habe ich das kapiert. Aber was willst du mit ihr? Beschützt du sie nur, oder steckt noch mehr dahinter?«
Bei Kieras Worten hatte die Kellnerin die Augen weit aufgerissen, und als Kiera den Kopf hob und sie anstarrte, drehte sie sich rasch um und hastete davon. Sie warf noch einen Blick über die Schulter, dann stellte sie sich neben den stämmigen Koch, der vorher auf unseren Tisch zugegangen war.
Ich beobachtete die beiden einen Moment lang und kam schließlich zu dem Schluss, dass keiner von ihnen den Eindruck machte, als wolle er uns gleich rauswerfen, die Bullen anrufen oder sich mit der örtlichen Psychiatrieabteilung in Verbindung setzen. »Sie ist meine Schwester«, sagte ich. Nachdem Clarence bereits Bescheid wusste, würde es wohl nichts ausmachen, wenn Kiera es ebenfalls erfuhr.
»Echt?« Sie warf Rose einen Blick zu und fragte dann mit gerunzelter Stirn: »Und? Schleppst du sie immer bei deinen Aufträgen mit?«
»Normalerweise nicht.«
»Und wieso dann heute?«
»Weil heute internationaler Bring-deine-Schwester-mit-zur-Arbeit-Tag ist!«, fuhr ich sie an. »Was sollen die blöden Fragen?«
Sie lehnte sich zurück und hob besänftigend die Hände. »Schon gut. Reg dich wieder ab! Tut mir leid.« Sie biss von ihrem Kuchen ab, kaute, schluckte und deutete dann mit der Gabel auf mich. »Also, was meinst du? Was machen wir als Nächstes?«
»Du willst Dämonen töten?«
»Nein, ich will ein paar Schoßhündchen einen Tritt geben«, fauchte sie. »Verdammt, was denn sonst?«
»Aha.« Ich ließ mir ihre Worte durch den Kopf gehen. »Und wo genau finden wir einen Dämon?«
Sie schüttelte den Kopf, als wäre meine bloße Gegenwart eine einzige Beleidigung. »Meine Fresse, bist du ein Grünschnabel! Und ich dachte, ich würde mit einer richtig tollen Superbraut zusammengespannt! In welchem Wölkenkuckucksheim hast du denn bis jetzt gelebt?«
»Ich hatte einen Auftrag. Höchst geheim. Da hatte ich nicht oft Gelegenheit, mich auf die Suche nach Dämonen zu machen.«
»Stimmt«, entgegnete sie und nickte wissend. »Du warst ja unterwegs, um diese Hurensöhne davon abzuhalten, die Neunte Pforte zu öffnen. Für uns Soldaten bist du inzwischen eine legendäre Gestalt.«
»Wirklich?« Das erfüllte mich doch glatt mit Stolz. Auf den allerdings sofort Schuldgefühle folgten. Schließlich war das nicht gerade eine gute Tat gewesen. Ich hatte Mist gebaut, aber so, wie Kiera mich ansah, hatte sie davon keine Ahnung. In ihren Augen war ich so etwas wie eine Heldin.
Aber vielleicht stimmte ja nicht mal das. Vermutlich steckte sie mit den anderen unter einer Decke. In ihren Augen war ich wahrscheinlich die dümmste Nuss unter der Sonne.
11
»Ich glaube, das ist nicht gerade der beste Zeitpunkt, um auf Dämonenjagd zu gehen.« Ich warf Rose einen bedeutungsschwangeren Blick zu, als wir wieder in Kieras Pontiac stiegen.
»Aber ja doch! Die Biester schwirren in letzter Zeit überall rum. Die Konvergenz rückt näher, und das spüren sie. Die drücken ihren Freunden kräftig die Daumen, dass die den Oris Clef finden und damit alle Tore aufsperren können. Aber das werden wir nicht zulassen!« Kiera hob die Hand zum High Five, und ich schlug ein. Wieso auch nicht? Schließlich war das auch mein Plan.
»Ich bin ja auch dafür, dass wir Dämonen umbringen und diese Konvergenz stoppen«, stimmte ich ihr zu. »Ich hatte was anderes gemeint.« Ich nickte nach hinten zu Rose. Ich wusste nur zu gut, was ich meiner Mutter versprochen hatte. Und Dämonen aufzuschrecken stand für Beschützer kleiner Schwestern mit Sicherheit nicht an erster Stelle.
Zuzulassen, dass sie sich mit dämonischer Essenz infizierte, allerdings genauso wenig.
Kiera holte den Schlüssel aus der Tasche und ließ den Motor an. »Also bitte! Glaubst du echt, sie kriegt den Schock ihres Lebens, wenn sie sieht, wie sich ein Dämon in Schleim verwandelt? Nach allem, was du erzählt hast, hat sie schon viel Schlimmeres erlebt. Für sie wäre das wahrscheinlich verdammt befreiend.«
Wenn man es von der Seite betrachtete, hatte sie recht.
»Außerdem kämpfen wir schließlich für das Gute. Zum Teufel, hör auf, das Kind beschützen zu wollen! Bring ihr lieber bei, wie man kämpft.«
Auch damit hatte sie nicht ganz unrecht.
Dennoch - seit ich losgezogen war, um Lucas Johnson zu töten, hatte bei all
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