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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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das Pub würde wie üblich pünktlich zur Mittagszeit öffnen.
    Ich beantwortete nicht einen davon. Nicht jetzt. Nicht wenn Rose im Zimmer nebenan lag und ich Alice abstreifen und einfach nur Lily sein wollte, und sei es nur für ein paar kurze Minuten.
    Kurz war das entscheidende Wort, denn ich kuschelte mich zwar auf dem Sofa zusammen und schlief auch tatsächlich ein, wurde aber umgehend wieder geweckt, weil jemand an die Tür hämmerte. Stöhnend sah ich auf den Wecker. Es war acht Uhr morgens. Ich hatte vier Stunden geschlafen.
    Ich schüttelte mich, um die Benommenheit loszuwerden, schleppte mich in den Flur und linste durch den Türspion. Zu spät fiel mir ein, dass mein Besucher genauso gut der tätowierte Riesendämon höchstpersönlich sein konnte, den nichts daran hindern würde, einen großen spitzen Pfahl durch den Spion und mir genau ins Auge zu stoßen.
    Aber es war nur Gracie. Als ich sie reinließ, warf sie sich mir derart erleichtert in die Arme, dass ich keinen Gedanken mehr an die Apokalypse, Dämonen oder merkwürdige fehlende Schlüssel verschwendete. Ich war einfach glücklich, eine Freundin zu haben. Dann machte sie sich los und schlug mir fest auf den Arm, und ich musste die Sache mit der Freundin noch mal überdenken. »Ich habe draußen dein Motorrad gesehen«, rief sie. »Wo zum Teufel bist du gewesen? Ich war ganz krank vor Sorge! Einer der Polizisten, die man zum Pub gerufen hat, ist mein Onkel. Jemand hat Egan erstochen, und du warst nirgends zu finden, und ...« Sie verstummte, fiel mir wieder um den Hals und murmelte etwas wie: »Der Teufel soll dich holen.«
    »Tut mir leid! Tut mir leid! Aber mir geht’s gut. Ehrlich.«
    Erneut riss sie sich los. »Onkel Tito wollte mir nicht sagen, was passiert ist - beziehungsweise, was du der Polizei erzählt hast. Könntest du es mir jetzt vielleicht auch erzählen? Oder ist das alles streng geheim?«
    Was ich der Polizei erzählt habe? Mir ging durch den Kopf, dass Clarence ja alle Hände voll zu tun gehabt haben musste, nachdem er entdeckt hatte, in welchem Zustand sich das Pub und Egans Leiche befanden und dass ich spurlos verschwunden war. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass die Dämonen und ihre Helfer wahrscheinlich die Polizei unterwandert hatten. Das klang doch logisch, oder? Das würde erklären, warum mich niemand zu Hause erwartet hatte, um mich zu verhaften oder zu befragen. Wozu auch, wenn ich angeblich doch schon befragt worden war?
    Da ich nicht wusste, was ich angeblich ausgesagt hatte, war es natürlich am vernünftigsten, mich mit Details zurückzuhalten.
    »Die Polizei hat mich gebeten, nichts auszuplaudern«, log ich. »Aber meiner Meinung nach ist im Pub schon seit Längerem das eine oder andere gelaufen. Verbrechen im großen Stil, du weißt schon«, fügte ich hinzu in der Hoffnung, sie würde automatisch auf Drogen schließen. »Und Egan ist ins Kreuzfeuer geraten.«
    »Wow«, machte Gracie.
    »Genau. Wow.«
    »Und du machst heute wirklich wieder auf? Rachel hat gesagt, wir würden den Laden wieder öffnen.«
    »Sicher. Warum auch nicht?«
    »Ich komme«, erklärte sie.
    »Schön! Ich geb dir ein Bier aus.«
    »Nein. Ich habe gemeint, ich komme wieder zum Arbeiten.«
    »Nie im Leben.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Danke für das Angebot, aber: Nein.«
    Sie sah gleichzeitig verletzt und verwirrt drein, und ich fühlte mich sofort mies. Ehrlich. Denn ich wollte sie zurückhaben. Ich wollte eine Freundin.
    »Es ist nicht ...« Ich seufzte. »Warum um Himmels willen willst du zu uns zurück? Ich denke, dir gefällt deine neue Arbeit.« Alice hatte für Gracie ein Bewerbungsgespräch eingefädelt - deswegen war sie an dem Abend, an dem Rose beinahe geopfert worden wäre, nicht in der Stadt gewesen. Ansonsten hätte sich statt Rose Gracie auf diesem Steintisch wiedergefunden.
    »Er gefällt mir ja auch«, behauptete sie, zupfte aber nervös an den Nagelhäutchen herum und wich meinem Blick aus.
    »Aber?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Letztlich ist es bloß ein Schreibtischjob, weißt du? Schreiben und telefonieren. Die vielen Knöpfe bringen mich ganz durcheinander, und ich telefoniere ja eh nicht gern, und dann gibt’s kein Trinkgeld, und ...«
    »Schon gut, schon gut!« Ich musste lachen. Wann hatte ich das zuletzt getan? »Na schön, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Klar. Welcher?«
    »Weißt du noch, als wir beim Mittagessen waren? Als du eine von meinen Visionen gesehen hast?« Ein Unfall, aber Gott sei

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