Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen
durch. Die Lust durchdrang mich wie ein Pfeil. Sie berauschte mich so sehr; selbst den brennenden Schmerz in meinem Arm spürte ich kaum. Warum mein Arm ausgerechnet jetzt glaubte, seinen Dienst antreten zu müssen, entzog sich meiner Kenntnis, und im Moment war es mir auch egal. Ich beachtete ihn einfach nicht weiter.
Gerade jetzt stand mir der Sinn nicht nach Schmerz, sondern nach Lust. Lust und erhitzten Körpern und vollkommener Befriedigung. Deacons bloße Berührungen reichten mir nicht. Ich brauchte mehr. Ich brauchte alles.
Hektisch fummelte ich am Knopf seiner Jeans herum. Als es mir nicht gelang, ihn zu öffnen, riss ich meine Jeans auf, schälte mich aus der Hose und stand schließlich in einem der rosa Seidenhöschen vor ihm, die Alice bevorzugt hatte und die zu ersetzen mir bisher die Zeit gefehlt hatte.
Deacons Hand glitt über meine glatte Haut nach unten. Seine Finger fuhren langsam, sehr langsam unter das Gummiband des Höschens. Er hielt mich hin, seine Finger tauchten ab, entdeckten, dass ich feucht war, ließen mich stöhnen, weil sie sich weigerten, mich so zu berühren, wie ich es gern wollte.
Ich packte ihn an den Gürtelschlaufen seiner Hose und zog seine Hüften zu mir her. »Verflucht, Deacon! Nun mach endlich.«
Als ich mich diesmal auf seinen Hosenknopf stürzte, war ich tatsächlich erfolgreich, und ehe ich mich versah, lagen unser beider Jeans auf dem Boden und wir auf der Couch vor dem Kamin. Der Ledercouch mit den Bocksfüßen.
»Lily!« Er sprach meinen Namen aus, als handle es sich dabei gleichzeitig um ein Gebet und einen Fluch.
»Mach weiter!«, flehte ich ihn an. »Mach weiter. Hör nicht auf.«
Mein Atem ging stoßweise, mein Körper stand in Flammen, Lust durchraste mich wie ein wildes Tier. Und als Deacon in mich glitt, kam ich ihm entgegen, presste meine Hüften gegen seine, wollte, dass wir gleichzeitig jede Kontrolle verloren.
Wir bewegten uns im Gleichklang, hart und fordernd, als hätten wir soeben etwas entdeckt, wovon wir nicht genug bekommen konnten. Der Druck wurde immer größer, ich hielt ihn fest umklammert, zog ihn an mich, diesen Mann, den ich so dringend brauchte. Diesen Mann, den ich kaum kannte.
Ich spürte, wie sein Körper zitterte. Er schrie vor Lust, und ich folgte ihm nach, während ich den Geruch nach Moschus aufsaugte. Unseren Geruch.
Als ich wieder zu Atem gekommen war, rollte ich mich ein wenig zur Seite, legte die Hand auf seine Brust und lächelte ihn an.
Er erwiderte das Lächeln.
Unsere Blicke trafen sich.
Und genau das war ein großer Fehler.
Denn nun schlug die Vision zu. Ich zuckte zusammen, als sie mich regelrecht einsaugte. Doch ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf die Dunkelheit und die Angst; schon im nächsten Moment spürte ich den kalten Boden des Pubs an meiner Wange.
Ich setzte mich auf und rieb mir die Wange. Gleichzeitig wurde mir klar, dass Deacon mich lieber runtergeschubst hatte, als mir einen Einblick in sein Innerstes zu gewähren.
Scheiße.
Ich ging durchs Pub, packte meine Jeans und zog sie an. Plötzlich fühlte ich mich gar nicht mehr geborgen und gesättigt. Ich war sauer. Und nicht einmal auf Deacon, sondern auf mich.
»Lily.«
»Nein.« Abwehrend hob ich eine Hand. »Ich hätte das nicht tun dürfen.«
»Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir das beide getan.«
»Verdammt, Deacon!«, fuhr ich ihn an. »Ich kann das nicht brauchen, diese ... Sache! Ich kann mich nicht dagegen wehren - ich will mich nicht einmal dagegen wehren -, aber ich habe eine Heidenangst davor.«
»Warum?«
Ich starrte ihn an. »Das weißt du ganz genau.«
»Du kannst mir vertrauen, Lily.«
»Nein«, widersprach ich. »Andersrum: Du kannst mir vertrauen. Lass mich rein, Deacon! Glaubst du, die Wirklichkeit könnte schlimmer sein als meine Fantasie? Oder gibt es da etwas, das ich deiner Meinung nach auf gar keinen Fall wissen darf?« Ich trat einen Schritt auf ihn zu. Das Energiefeld zwischen uns war so intensiv, als wäre es elektrisch aufgeladen. »Wie zum Beispiel, warum anscheinend niemand deinen Tod will.«
»Wollen sie meinen Tod wirklich nicht? Oder scheuen sie es nur, den Versuch zu wagen?« Er legte seinen Kopf an meinen Hals. »Ich habe mehr Leben zerstört, als es dir je gelingen könnte, Lily. Wenn ich wollte, könnte ich deins hier und jetzt zerstören. Nein, widersprich nicht. Du weißt, ich habe recht.«
Ich wusste es, und dieses Wissen machte mir Angst. Aber es erregte mich auch.
»Glaubst du, die
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