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Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1

Titel: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Gratton, T: Blood Magic - Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut - Blood Magic # 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Gratton
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öffnen wollte. Ich kauerte dort im Keller und starrte sie an – ich weiß nicht, wie lange. Als hätte ich eine Ahnung, dass etwas darin war, das mich zum Heulen oder auf die Palme bringen würde.
    Die Kiste war bis oben voll mit Fotos. Mom hatte offenbar eine eigene Kamera gehabt und einfach alles und jedes fotografiert. Ich erkannte das Haus von außen und die Küchenschränke. Zwei Leutchen in Dads Alter, das waren wohl meine Großeltern. Großvater Harleigh kam mir vage bekannt vor. In meiner Erinnerung zog er ein böses Gesicht, hier lächelte er.
    Ich hielt mich nicht lange mit diesen Fotos auf. Mit meinen Großeltern hatte ich nie etwas zu tun gehabt, und ich wollte gar nicht erst anfangen, deshalb Schuldgefühle zu entwickeln. Es gab auch noch eine Menge Fotos vom Friedhof und den umliegenden Feldern, die zu allen Jahreszeiten aufgenommen worden waren. Ich musste ein bisschen über die altmodischen Anziehsachen lachen – und dann entdeckte ich plötzlich einen Stapel Highschool-Fotos. Die Schule sah noch genauso aus. Ich erkannte sogar die alte Mrs Trenchess. Wobei sie damals natürlich noch nicht alt war.
    Und auf einmal stand Robbie Kennicot da, in einer verwaschenen Jeans und mit einer Frisur, die weniger Großzügige als Vokuhila bezeichnet hätten. Robbie hatte genau die gleichen Augen wie Silla auf dem Gemälde in seinem Arbeitszimmer. Nur lächelte er entschieden zu sehr.
    Beim Anblick von Moms Selbstporträts hätte ich die Kiste beinahe in die Ecke geschmissen. Sie hatte es so gemacht wie viele, indem sie die Kamera so weit wie möglich von sich weggehalten und dann auf den Auslöser gedrückt hatte, sodass sie in allen möglichen seltsamen Winkeln und Perspektiven abgebildet worden war.
    Sie hatte fast immer dieselbe Frisur, mit leichten Abwandlungen,
seit der siebten, achten Klasse. Sie trug ihr Haar einfach dicht und lang, manchmal hinter die Ohren gestrichen. In meiner eigenen Erinnerung hatte Mom kürzere Pagenkopfschnitte getragen. Ich hatte ihr Gesicht dünner in Erinnerung. Es war schon seltsam, sie so zu sehen. Mit Armreifen und einem rundum glücklichen Lächeln. Es gab ein Foto von Robbie und ihr, wie sie auf der Tribüne der Schule Händchen hielten. Er musste es mit Selbstauslöser gemacht haben. Sie küsste ihn auf die Wange und zog vor lauter Kichern eine Grimasse. Ich überlegte, ob sie auch noch so süß ausgesehen hatte, als ich schon auf der Welt war. Oder als Dad sie kennengelernt hatte. Bestimmt. Darum hatte Dad sich ja in sie verliebt.
    Als ich auf das Foto ihres offensichtlich seligen Glücks starrte, kam ich auf die schreckliche Idee, dass nicht viel gefehlt hätte, und ich wäre an Reeses Stelle Sillas Bruder geworden. Bäh. Igitt.
    Ich drehte die Schultern hin und her, als könnte ich so diesen unangenehmen Gedanken vertreiben, und erinnerte mich in voller Breite daran, welche Szene mir bewiesen hatte, dass sie weit davon entfernt war, meine Schwester zu sein – nämlich, als sie auf meinen Schoß gestiegen und über meinen Mund hergefallen war.
    Das Foto von Mom und Mr Kennicot passte gefaltet locker in meine Gesäßtasche. Hatten sie sich nachts auf den Friedhof geschlichen und Knochen wiederauferweckt? Oder zwischen zwei Küssen magische Amulette gebastelt?
    Ich verspürte den Drang, ein paar Fotos auszusuchen und sie ihr nach New Mexico zu schicken, mit folgendem Text: Hab ein paar Fotos aus glücklicheren Zeiten gefunden, in denen es mich noch nicht gab . Ich könnte sie auch mit mir rumtragen, damit ich sie ihr zeigen konnte, wenn ich sie endlich wiedersah und … irgendwas dazu sagen konnte. Warum kann ich mich
nicht erinnern, dich je so glücklich gesehen zu haben? Was haben Dad und ich verkehrt gemacht?
    Ich schwor mir, stärker zu sein, als sie es gewesen war. Ich würde die Magie nicht hassen. Ich würde keinen Missbrauch damit treiben. Meine Hände kribbelten plötzlich von innen heraus, und als ich sie ausstreckte, merkte ich, wie sehr sie zitterten.
    Rasch schob ich alle Kisten wieder an Ort und Stelle und lief nach oben.

33
    4. Februar 1948
     
    Ich kenne ihn kaum wieder. Philip ist still und schmal geworden. Es ist nicht die Stille aufgewühlter Gedanken oder tiefer Nachdenklichkeit. Diese Ruhe hat sich um ihn ausgebreitet wie ein weiter schwarzer See. Sie wirkt wie ein Panzer, eine Burg, in die ich nicht vordringen kann. Nicht einmal das Carmot kann sein Blut zum Kochen bringen.
    Ich habe versucht, sein Blut aufzurühren und ihn in die Welt

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