Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
verhalten? Hat er etwas gesagt oder getan, was dir eigenartig vorkam oder dir Angst gemacht hat? Hat er dich um einen ungewöhnlichen Gefallen gebeten? Woher hast du zum Beispiel diese Wunde an deiner Hand?«
Sarah versteckte ihren Arm schnell unter der Decke. »Da habe ich mich bloß verletzt, als ich in die Grube gefallen bin, Jonathan. Dustin hat nichts damit zu tun. Mir geht es gut, wirklich. Und ich verspreche dir, wenn ich deine Hilfe benötige, dann sage ich es. Es war toll, dass du uns befreit hast. Dustin hat mir alles erzählt. Wahrscheinlich wären wir ohne dich nie aus der Grube herausgekommen. Aber mehr als Danke sagen kann ich nicht und du bist auch nicht mein Aufpasser und für mein Wohl verantwortlich. Du weißt, was ich für Dustin empfinde, und diese Gefühle wirst du nicht einfach abstellen können. Dustin und ich, wir ... lieben uns, verstehst du das denn nicht?»
Jonathan wurde augenblicklich kreidebleich und seine Lippen bebten. »Hat er dir das gesagt, Sarah? Hat Dustin dir wirklich ins Gesicht gesagt, dass er dich liebt ?«
»Ja, das hat er und ich weiß, dass es stimmt. Warum sollte er mich belügen?«
»Warum er lügen sollte?« Jonathan sprang auf und lachte verächtlich. Seine blauen Augen blitzten vor Wut. »Weil er gar nicht weiß, was Wahrheit bedeutet! Weil er lügt, sobald er den Mund aufmacht! Weil er viel zu egoistisch ist, um jemanden wirklich lieben zu können!«
»Das stimmt nicht, Jonathan. Du kennst ihn doch gar nicht, wie kannst du da über ihn urteilen? Hat May dich etwa gegen ihn aufgehetzt? Hat sie dir geraten, dich an mich heranzumachen, damit ich Dustin vergesse? Wundern würde es mich jedenfalls nicht. Sie kann ihn auch nicht ausstehen und versucht ständig, ihn mir auszureden.«
Jonathan schüttelte den Kopf. »Sarah, Mays Probleme mit Dustin gehen mich nun wirklich nichts an. Aber ich merke schon, dass ich im Moment nichts bei dir ausrichten kann. Du willst mir nicht glauben. Die Sache ist nur die ...« Jonathan ließ sich wieder neben Sarah nieder und sah ihr fest in die Augen. »Ich liebe dich und meine Gefühle für dich sind echt, keine Heuchelei. Ich wollte sie abstellen, ich habe es wirklich versucht. Aber wie du sagst - das funktioniert nicht so einfach. Und plötzlich, vor ein paar Tagen, hatte ich den Eindruck, du magst mich auch. Ich dachte, das mit Dustin sei vorbei. Immerhin gab es Momente, die ganz eindeutig gezeigt haben, dass mehr zwischen uns ist. Intensive Momente, Momente voller ... Magie. Und ich dachte: Jetzt erkennt sie endlich, dass ihre Empfindungen für Dustin nichts weiter als Einbildung sind. Aber dann ... dann ist Dustin plötzlich wieder aufgetaucht. So war es doch, Sarah, nicht wahr? Du hattest mich gern, bis du kürzlich von ihm gehört hast. Und schon bin ich wieder ins Abseits geraten. Weil ich zu normal bin, zu uninteressant, zu wenig geheimnisvoll. Dabei täuschst du dich vielleicht. Hast du darüber schon einmal nachgedacht? Möglicherweise siehst du nur nicht deutlich genug hin.«
Sarah schwieg. Sie konnte sich nicht gegen Jonathans Worte verteidigen, sosehr sie es auch wollte. Und das lag wahrscheinlich daran, dass er zu einem gewissen Teil recht hatte. Sie hatte sich nach Nähe und Zärtlichkeit gesehnt, als Dustin verschwunden war, ohne ihr irgendeine Nachricht zu schicken. Und sie hatte eben diese Nähe bei Jonathan gesucht und ihn dann von einem Moment auf den anderen wieder abgewiesen.
Ich werde jetzt gehen, Sarah. Aber eines solltest du wissen: Ich habe einen Entschluss gefasst. Ich werde dich nicht aufgeben, egal was passiert. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Gefühle für einen Menschen wie für dich. Und tief in meinem Innern weiß ich, dass du sie erwidern wirst, sobald du die Wahrheit erkennst. Und irgendwann wirst du sie erkennen, Sarah, weil sie sich dann nicht mehr leugnen lässt. Vielleicht sogar schon bald.«
Mit diesen Worten drehte sich Jonathan um und ging hinaus. Sarah stieg mit einem Mal Hitze in die Wangen und ihr Herz klopfte so laut wie schon lange nicht mehr. Es tat beinahe weh, so heftig hämmerte es gegen ihre Brust. Sacht legte sie die Hand darauf, wie um es zu beruhigen.
May stand wie angewurzelt vor Sarahs Beetle. Sie war noch einmal zum alten Steinbruch gelaufen, um im Hellen nach verdächtigen Spuren zu suchen und sich besser zurechtzufinden, falls sie heute Nacht wiederkam. Dabei hatte sie das gesamte Gelände umrundet und schließlich Sarahs Auto entdeckt. Ob es schon gestern hier
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