Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
»Ach ja, wer denn?«
Sarahs Mom überlegte. »Jetzt, wo du es sagst ... Ich glaube, sie hat sich gar nicht vorgestellt. Gekannt habe ich sie jedenfalls nicht, aber sie sah ein bisschen aus wie ... wie Anna. Sie war ziemlich schick gekleidet und hatte lange rote Haare und auffällig geschminkte Augen. Ich habe ihr gesagt, dass Sarah bei dir ist.«
May nickte mit gerunzelter Stirn. »Ja, ich glaube, ich weiß, wer das war. Ich werde es Sarah ausrichten«, murmelte sie und machte sich gedankenverloren auf den Weg zurück zum Wohnheim.
»Sarah, war Jonathan bei dir?«
Sarah erschrak, als Dustin völlig außer Atem zur Tür hereinplatzte. Verdattert sah sie ihn an. Er wirkte blass und verstört und ließ sich sofort neben sie auf die Matratze fallen, als könnte er keinen Moment länger stehen. Er sah müde und mitgenommen aus.
»Ja, Jonathan war eben hier, er war irgendwie seltsam und ... Aber was hast du denn? Dustin, geht es dir nicht gut? Was ist mit deiner Brust, hast du etwa Schmerzen ?«
»Irgendetwas stimmt nicht mit mir, ich glaube, mein Herz wird immer ... schwächer und ... mir ist auf einmal so ... schrecklich kalt.« Selbst das Sprechen schien ihn extrem anzustrengen. »Aber du ... Was ist mit dir, Sarah?«
»Mir geht es im Moment ganz gut, aber vorhin, nachdem du verschwunden warst, bin ich sofort wieder eingeschlafen. Jonathan hat mich geweckt und ist dann ewig nicht gegangen. Mir war schon ganz schwindlig von seinen tausend Fragen und Vorwürfen. Dustin ... Was ist denn bloß los? Du machst mir Angst, bitte sag doch, was ich machen soll. Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?«
»Sarah, ich glaube, ich weiß, was mit uns nicht stimmt«, keuchte Dustin. »Leg dich schnell neben mich, ja? Lass uns einfach ganz ruhig nebeneinanderliegen und ein paar Minuten abwarten. Bitte versuch, keine Angst mehr zu haben und dich nicht aufzuregen.«
Aber warum? Was hast du vor, Dustin?«
»Nichts. Bitte tu, was ich dir sage, Sarah. Leg dich neben mich und sieh mir einfach in die Augen. Atme so gleichmäßig wie möglich und denk an nichts Besonderes.«
Sarah fragte nicht weiter, obwohl sie Dustins Forderung merkwürdig fand. Sie legte sich neben ihn auf die Matratze, sodass sie einander anschauen konnten. Sie blickten sich in die Augen und Dustin nahm Sarahs Hand. Sie erschrak, wie kalt sie war, aber langsam, nach und nach erwärmte sie sich durch Sarahs eigene Temperatur. Sie sprachen nicht. Je länger Sarah in Dustins tiefdunkle Augen sah, desto mehr erholte sich ihr Herz von der Aufregung, die Jonathans unangenehmer Besuch in ihm ausgelöst hatte. Es pochte jetzt wieder leiser und gleichmäßiger. Gleichzeitig merkte Sarah jedoch, dass die Müdigkeit allmählich zurückkehrte, während Dustins Wangen merklich an Farbe gewannen und der benommene Ausdruck aus seinen Augen verschwand. Minute um Minute verstrich, ohne dass sich einer von ihnen beiden regte.
»Merkst du es?«, flüsterte Dustin schließlich und Sarah nickte nach kurzem Zögern.
»Ja.«
Dustin tastete nach Sarahs Herz und sie nach dem seinen.
»Sie schlagen im selben Rhythmus«, murmelte er. »Sie haben denselben Klang, dieselbe Kraft, als wären sie eins.«
»So sollte es eigentlich sein, nicht wahr?« Sarah sah ihn aus großen, besorgten Augen an. »So sollte es sein, wenn ein Mensch einen Unsterblichen erlöst.«
»Ja, wahrscheinlich schon. Aber irgendetwas läuft bei uns anders, Sarah. Es ist, als entzöge immer einer von uns beiden dem anderen die Kraft und Energie, um vollständig leben und fühlen zu können. Wenn du schläfst, bin ich wach und voller Leben, und wenn ich schlafe ...«
»Ja, das stimmt.« Sarah richtete sich halb auf. »Während du geschlafen hast, hat mein Herz kräftig und laut geschlagen und diese schreckliche Kälte und Müdigkeit waren plötzlich wie weggeblasen. -
»Vorhin, als Jonathan bei dir war ... Hast du dich sehr über ihn aufgeregt, Sarah? Hat er dir irgendetwas angetan oder dich bedroht? Warst du innerlich aufgewühlt? Denn das muss der Moment gewesen sein, in dem ich mich gefühlt habe, als würde sämtliche Kraft aus meinen Muskeln und Knochen gezogen. Und mein Herzschlag war kaum mehr zu spüren.«
Sarah senkte den Blick und nickte. Sie hatte Dustin eigentlich nichts von dem eigenartigen Gespräch erzählen wollen, auch nicht davon, wie verliebt Jonathan in sie war - fast schon besessen - und dass sie möglicherweise nicht ganz unschuldig daran war. Sarah öffnete zaghaft den Mund.
»Ja, ich
Weitere Kostenlose Bücher