Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
überhaupt keinen klaren Gedanken hatte fassen können. Aber jetzt ging es ihr schon um einiges besser. Sie fühlte sich gestärkt und erholt und stellte beruhigt fest, dass auch ihr Herz wieder etwas ausgeruhter und kräftiger schlug.
Vorhin hatte sich kein richtiges Glücksgefühl bei ihr einstellen wollen, obwohl Sarah begriffen hatte, was ihr Erwachen für sie und Dustin bedeutete. Sie hatte versucht, sich Dustin gegenüber nichts anmerken zu lassen, denn er war so glücklich gewesen, so zuversichtlich und sie hatte ihn nicht enttäuschen wollen. Dennoch hatte ihr diese innere Kälte Angst bereitet. Sie hatte sich wie in Watte gepackt gefühlt, als wäre sie nur halb vorhanden. Aber wahrscheinlich hatte das nur an dem Blutverlust gelegen und nun würde sich alles zum Guten wenden.
Dustin wird sein Versprechen halten, dachte Sarah voller Zuversicht. Bald werden wir in Sicherheit sein und dann können wir endlich unsere Liebe leben. Wir werden ein Paar sein, ein ganz normales glückliches Liebespaar, das an den Wochenenden ins Kino und zum Pizzaessen geht, das sich küssen und berühren darf, ohne Angst und ohne Risiko.
Dustin war klug und vorsichtig, er würde bestimmt bald einen Plan finden, um Emilia loszuwerden. Sarah spürte förmlich, wie sich ihr Körper mit positiver Energie auflud. Am liebsten hätte sie Dustin geweckt, um ihn zu umarmen und zu küssen und ihre Glücksgefühle mit ihm zu teilen. Aber er schien so fest zu schlafen, dass Sarah es nicht übers Herz brachte. Er war bestimmt erschöpft von den letzten Tagen, die er im Wald und halb verhungert in dieser schrecklichen Grube verbracht harte. Sanft berührte sie seine Hand - sie war eiskalt. Fürsorglich zog Sarah seine Decke höher und legte auch noch ihre eigene darüber. Ihr selbst war plötzlich warm genug; und schlafen konnte sie sowieso nicht mehr. Sie war viel zu aufgeregt und beschwingt von der Verstellung, endlich mit Dustin glücklich sein zu dürfen. Sie trat am das schmale, schmutzige Kellerfenster und stieg auf einen alten Hocker, um hinaussehen zu können. Es wir noch dunkel, aber die Laterne vor dem Treppenhaus des Westtraktes warf ein wenig Licht auf den Platz vor ihr. Nichts bewegte sich. Doch plötzlich vernahm Sarah leise Schritte. Sie reckte den Hals, um besser um die Ecke sehen zu können. Tatsächlich, dort trippelte eine Schülerin mit Pferdeschwanz und hochhackigen Schuhen über die Pflastersteine. Sie kam anscheinend vom Hauptgebäude und drehte sich immer wieder nervös um, als hätte sie Angst, entdeckt zu werden. Für einen kurzen Moment hatte Sarah den Eindruck, als starre sie direkt in ihre Richtung und in ihre Augen. Aber da verschwand das Mädchen auch schon wieder aus Sarahs Blickfeld.
Seltsam, dachte Sarah. Sie hatte das Gefühl, diese Person schon irgendwann einmal gesehen zu haben, wenn auch nicht hier. Sie überlegte angestrengt und plötzlich fiel es ihr wieder ein. Das Mädchen erinnerte sie an die elegante junge Dame, die sich ein paar Abende zuvor in ihrem Viertel verlaufen hatte. Aber Sarah war sich nicht sicher. Vielleicht irrte sie sich auch.
Dustin rieb sich gähnend die Augen und richtete sich schlaftrunken auf. Zwar hatte er noch einige Stunden gegen die Müdigkeit angekämpft und versucht, die Erinnerungen an damals von sich zu schieben, aber anscheinend hatte er irgendwann doch verloren. Sowohl gegen den Schlaf als auch gegen die Bilder aus seiner Vergangenheit, die seltsamerweise immer lebendiger in ihm wurden, obwohl doch nun alles vorüber war und die ganze schreckliche Geschichte von damals eigentlich an Bedeutung verlieren sollte. Seine Gliedmaßen fühlten sich so schwer und bleiern an, als hätte er die letzten Tage durchgeschlafen.
»Na, bist du endlich wach?«
Sarahs helle Stimme kitzelte in seinen Ohren und ein Blick in ihre sanften Augen ließ Dustin augenblicklich etwas munterer werden. Er strich Sarah über die Wange und nahm ihre Hände. Sie fühlten sich zwar nicht mehr so eiskalt an wie gestern, aber nach wie vor waren sie unterkühlt. Dustin rieb sie in seinen eigenen Händen, um sie zu wärmen.
»Ja, ich glaube, jetzt bin ich wach«, sagte er lächelnd und gähnte. »Wie spät ist es denn?«
»Schon fast elf, du hast geschlafen wie ein Murmeltier. Aber ich wollte dich nicht wecken. Außerdem war es so schön, dich zu beobachten.«
»Beim Schlafen?«
Sarah nickte und lächelte verlegen.
Dustin warf die vielen Decken von sich. »Geht es dir inzwischen besser, Sarah? Du
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