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Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung

Titel: Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Moon
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sein, ähnlich einem Reagenzglas. Darin befand sich eine Flüssigkeit. Dustin runzelte die Stirn. Dann steckte er den seltsamen Fund in seine Westentasche und machte sich mit einem merkwürdig dumpfen Gefühl auf den Heimweg.
    Den ganzen nächsten Tag über hielt Dustin Ausschau nach Henry, aber dieser hatte die Drohung gestern Abend offensichtlich ernst genommen und war wie vom Erdboden verschluckt. Andernfalls hätte Dustin ihn sich gerne vorgeknöpft und ihn mit seinem seltsamen Fund konfrontiert. Henry musste etwas damit zu tun haben. Wahrscheinlich hatte er das Glasröhrchen verloren. als er gestürzt war.
    Dustin hatte das Gefäß lange betrachtet, dann vorsichtig den Stopfen herausgezogen und an der dunkelroten Flüssigkeit gerochen. Es war keine Frage, worum es sich bei dem Inhalt handelte, und daher lag es auch nahe, woher er stammte. Dustin hatte das Röhrchen mit zitternden Fingern und aufkommender Übelkeit wieder verschlossen. Unbändiger Hass gegenüber Henry und ebenso großes Entsetzen hatten abwechselnd die Oberhand gewonnen und ihn daran gehindert, Schlaf zu finden. Auch heute saßen ihm die gestrigen Ereignisse noch lähmend in den Knochen und grausame Bilder formten sich ununterbrochen in seinem Kopf. Henry hatte nicht nur einem wehrlosen Hund die Kehle durchgeschnitten, er hatte ihm außerdem Blut abgenommen. Welcher normale Mensch tat das? Was hatte dieser grauäugige Mistkerl damit vorgehabt? Führte er heimlich Experimente durch? Oder war er tatsächlich krank im Kopf, möglicherweise sogar gefährlich? Dustin musste wissen, was hinter dieser Tat steckte.
    Seine einzige Hoffnung war Emilia. Sie kannte Henry besser und konnte ihm vielleicht dabei helfen, Antworten auf seine Fragen zu finden.
    Zuerst machte sich niemand Gedanken darüber, wo Henry abgeblieben war, aber als es bereits später Nachmittag wurde und er noch immer nicht aufgetaucht war, machte sich Rose ernsthafte Sorgen um ihren Sohn. Dustin bekam mit, wie Emilia versuchte, ihre Gouvernante zu beruhigen.
    »Er wird schon wiederkommen, mach dich nicht verrückt.« Emilia streichelte Rose liebevoll über den Rücken. »Du weißt doch, wie Henry ist. Zuhause in England verschwindet er auch manchmal tagelang, ohne etwas zu sagen, und taucht dann plötzlich wieder auf. Er ist eben ein Einzelgänger und lebt in seiner eigenen Welt.«
    Rose rieb sich müde die Augen. »Dieses Mal habe ich nur so ein ungutes Gefühl. Manchmal glaube ich, es wird ein böses Ende nehmen mit dem Jungen. Er ist seit einiger Zeit noch verschlossener als damals, als ihr Kinder wart. Wenn ich nur wüsste, was in seinem Kopf vorgeht, wenn er so gedankenverloren vor sich hin starrt ...«
    »Lass uns noch etwas geduldig sein und bis morgen früh abwarten«, sagte Emilia. »Wenn er dann immer noch nicht aufgetaucht ist, lassen wir nach ihm suchen. Aber du wirst sehen, du sorgst dich umsonst. Ihm ist nichts passiert.«
    Rose lächelte tapfer. »Ja, wahrscheinlich hast du recht. Und was ist mit dir, Kleines? Wie geht es dir? Henry wollte sich doch um ... deine Medizin kümmern.« Vorsichtig blickte Rose hinüber zu Dustin, der jedoch so tat, als wäre er damit beschäftigt, eine lockere Holzleiste wieder am Türrahmen zu befestigen.
    »Du siehst heute schon wieder eine Spur blasser aus als gestern. Wenn dein Vater dich so sehen würde ... Er würde uns große Vorwürfe machen, immerhin haben wir die Verantwortung für dich.«
    »Es geht mir gut, wirklich. Für zwei bis drei Tage reicht der Vorrat bestimmt noch aus, ich habe mir die Rationen in den vergangenen Wochen gut eingeteilt. Und wenn ich viel schlafe, merke ich kaum, dass mir etwas fehlt. Ich halte schon durch, bis Henry mit dem Nachschub kommt. Vielleicht war er bisher erfolglos und will erst wiederkommen, wenn er etwas mitbringen kann.«
    Rose nickte, aber die Falten in ihrem Gesicht erschienen Dustin in diesem Moment noch tiefer als sonst.
    Nach vielen Stunden des ungeduldigen Wartens brach Dustin endlich zum Gästehaus auf. Es war kurz nach elf und der Mond schien heute noch heller als gestern.
    Ein leichter Wind wehte und ließ die weißen Vorhänge vor Emilias geöffneten Fenstern wie Geister tanzen. Gedämpftes Licht schimmerte durch den Stoff und Dustin konnte dahinter die Umrisse von Emilias anmutiger Gestalt erkennen. Einen Augenblick hielt er inne und betrachtete mit angehaltenem Atem dieses überirdisch schöne Bild, das kaum Teil dieser realen Welt zu sein schien, sondern einem Märchenbuch

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