Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
entsprungen - surreal und geheimnisvoll.
Leise schlich Dustin schließlich in den Korridor des Gästehauses an Roses Zimmer vorbei und zu Emilias Tür. Sein Herz klopfte erwartungsvoll, als er sie lautlos öffnete und eintrat. Was würde heute Nacht zwischen ihnen beiden geschehen? Würde überhaupt etwas geschehen? Und wie würde Emilia auf Dustins Fragen reagieren, die er ihr stellen musste , weil sie nicht aufhörten, in ihm zu rumoren und ihn zu quälen.
»Da bist du ja.« Emilia wandte sich lächelnd um und trat langsam auf Dustin zu. Das unendliche Grün ihrer Augen erinnerte ihn an Smaragde und ihr langes weißes Kleid umspielte ihren schlanken Körper. Alles in Dustin sehnte sich danach, Emilia einfach an sich zu ziehen, sie zu besitzen, sich von ihr besitzen zu lassen, sie einzuatmen, zu schmecken und zu ertasten, sich von dem unwiderstehlichen Sog ihres Blickes mitreißen zu lassen. Er musste sieh beherrschen, um sich nicht besinnungslos diesem Verlangen hinzugeben.
Henry, rief er sich ins Gedächtnis, frag sie sofort nach Henry, sonst schaffst du es nicht mehr!
»Ich brauche deine Hilfe. Emilia.« Dustin hatte nüchterner geklungen, als beabsichtigt und augenblicklich legte sich ein Schatten auf Emilias lächelndes Gesicht. Sie sah ihn fragend an.
»Nein, Hilfe ist nicht ganz richtig.« Dustin fuhr sich nervös durch die Haare und lief im Zimmer auf und ab. »Es ist vielmehr eine Frage, die du mir vielleicht beantworten kannst... viele Fragen, um genau zu sein.«
Emilia lieb sich auf einem Stuhl nieder. »So?«
»Ja, ich ...« Dustin zog kurzerhand das Glasröhrchen aus seiner Tasche und hielt es Emilia vors Gesicht. Das Mädchen zuckte zusammen und schlug erschrocken die Hand vor den Mund. Entsetzt starrte sie auf das Gefäß.
»Woher... hast du das?«
Dustm fixierte Emilia prüfend. Sein Herz raste. »Du weißt also, was das ist?«
Emilia antwortete nicht, sondern senkte den Blick. Dustin bemerkte jedoch, dass ihre Hände zitterten. Er war auf dem richtigen Weg, er durfte jetzt nicht nach giebig sein, so leid es ihm auch tat, Emilia dermaßen aus der Fassung zu bringen.
»Kannst du dir denken, wann und wo ich es gefunden habe?«, setzte er wieder an.
Emilia öffnete den Mund. Einen kurzen Moment glaubte Dustin, sie wollte etwas sagen, doch dann schüttelte sie nur entschlossen den Kopf.
»Gut, dann verrate ich es dir. Ich habe es gestern Nacht entdeckt, drüben im Pinienwald. Ich war noch spazieren, nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten.« Dustin machte eine Pause und wartete erneut ab. Er spürte genau, dass Emilia etwas wusste, und hoffte auf irgendeine Reaktion, aber sie schwieg eisern, die Lippen fest aufeinandergepresst.
»Dort habe ich seltsamerweise Henry angetroffen«, fuhr Dustin unerbittlich fort. »Oder besser gesagt, ich habe ihn überrascht - bei einer grauenvollen Tat.«
Emilias Körper bebte, ihre Brust hob und senkte sich hastig, sie rang nach Atem. »Henry? Du hast Henry gesehen?«
»Ja, er hatte ein Messer bei sich. Und neben ihm lag Fido - tot. Mit durchtrennter Kehle.«
Emilias Augen schnellten hoch und blickten Dustin fassungslos an. Alle Farbe wich aus ihrem ohnehin schon blassen Gesicht. »Fido?«, flüsterte sie erstickt. »Du meinst, Henry hat deinen Jagdhund ... getötet? Willst du das damit sagen, Dustin? Nein, das ... das glaube ich nicht, du musst dich irren. Henry hat den Hund geliebt.«
Hustin schüttelte den Kopf. »Er hat nicht einmal versucht, es zu leugnen, Emilia - nur fadenscheinig zu entschuldigen.« Dustin lachte bitter auf. »Er meinte, Fido sei bereits verletzt gewesen. Aber das ist noch lange kein Grund, ihm kaltblütig die Kehle durchzuschneiden und dann auch noch ... sein Blut zu nehmen. Was wollte er damit? Was hatte er im Wald zu suchen - mit einem Messer ... Der Kerl ist vollkommen irre, Emilia, er ist ein Verrückter! Wie kannst du ihn bloß ständig in deiner Nähe ertragen? Was, wenn er eines Tages durchdreht und auch dich —«
»Nein«, unterbrach Emilia ihn schwach. Ihre Finger umklammerten den Rand des kleinen Tischchens neben ihr, als suchten sie dort Halt. »Nein, er würde mir nie etwas antun, er ... Hat er sonst noch irgendetwas gesagt? Hat er... mich in irgendeiner Form erwähnt?«
»Nein, er hat den Mund nicht mehr aufgemacht, sondern ist einfach nur abgehauen, nachdem ich ihm gedroht habe, ihn - Emilia, was ist mit dir?«
Emilias Pupillen schnellten mit einem Mal hin und her, als könnten sie nichts mehr
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