Blood Romance 03 - Bittersuesse Erinnerung
umgebracht, sondern Jonathan. Besser gesagt, er hat ihn Emilia zugespielt und sie hat ihn daraufhin ausgesaugt und so grausam zugerichtet. Aber eigentlich, so habe ich es jedenfalls verstanden, waren Jonathan und Emilia hinter Dustin her. Simon war der Falsche, verstehst du? Sein Tod war ein Irrtum. Dustin hätte getötet werden sollen. Jonathan ist ... er ist schrecklich böse und grausam, Sarah, er ist einer von ihnen, er ist ein Unsterblicher. Und er ist Emilias Komplize. Hörst du mir zu? Verstehst du, was ich dir sage, Sarah? Bitte, sieh mir in die Augen. Gib mir irgendein Zeichen, dass du mir glaubst. Das alles ist wichtig, wirklich wichtig!«
Sarah starrte May regungslos an, dann schüttelte sie den Kopf. Sie vernahm zwar Mays Stimme, aber ihre Worte erreichten sie kaum. Das, was da aus ihrem Mund kam, waren nur zusammenhanglose Satzfetzen, die keinerlei Sinn ergaben. Jonathan? Was hatte Jonathan plötzlich mit Simons Tod zu tun? Und woher sollte er Emilia kennen? May ... Sie war diejenige, die gemeinsame Sache mit Emilia machte. Sie war die Verräterin, sonst niemand. Was wollte May mit ihrer absonderlichen Geschichte bezwecken?
Sarah fasste sich an die Stirn. Dieses Dröhnen, warum hörte dieses schreckliche Dröhnen in ihrem Kopf nicht auf? Es machte sie wahnsinnig, gab ihr das Gefühl, außerhalb dieser Welt zu stehen und ihr nicht mehr gewachsen zu sein.
»Sarah, ich habe außerdem ein paar Briefe von Jonathan an einen gewissen George gefunden, die all das bestätigen, was ich dir erzählt habe. Darin nennt er sich zwar Henry, aber es ist eindeutig, das er dahintersteckt.« May wühlte in ihren Hosentaschen und hielt Sarah ein paar zerknitterte Zettel entgegen. Sarah sah sie fragend an.
»Bitte, lies selbst, dann weißt du, dass ich die Wahrheit sage«, sagte May mit flehendem Blick.
Sarah nahm die Zettel, konnte die Buchstaben darauf aber nicht entziffern, sosehr sie es auch versuchte. Sie tanzten wie wild vor ihren Augen auf und ab, verschwanden, blitzten wieder auf, wurden mal größer, mal kleiner. Sarahs Finger lockerten sich wie von selbst und die Blätter segelten nutzlos zu Boden.
May hob sie auf und steckte sie wieder ein, ohne Sarah aus den Augen zu lassen.
»Sarah ... Geht es dir nicht gut? Ist dir schlecht? Kann ich etwas für dich tun?«
Sarah reagierte nicht.
»Ich weiß aus einem dieser Briefe, dass irgendetwas zwischen dir und Dustin vorgefallen ist - und ich sehe, dass es dir alles andere als gut geht. Du bist völlig geschwächt und wie unter Betäubung. Was ist denn bloß geschehen? Hast du ihm dein Blut gegeben, Sarah? Und wenn, unter welchen Umständen und wie viel? Bitte sag es mir. Ich will euch doch nur helfen und vor Jonathan und Emilia beschützen.«
Sarah lachte schwach auf. »Beschützen? Du willst uns beschützen, May?«, murmelte sie.
May schüttelte energisch den Kopf. »Ich weiß, was du denkst, aber jetzt ist alles anders. Die Dinge haben sich gewandelt und auch ich habe das erst nicht begriffen. Aber wir müssen jetzt zusammenhalten und dürfen vor allem keine Zeit mehr verlieren. Los, Sarah, reiß dich endlich zusammen und erzähl mir, was passiert ist. Sarah ...« Mays Stimme hatte einen drohenden Ton angenommen. Sie trat energisch auf Sarah zu, drängte sie an die Wand, sodass sie nicht mehr ausweichen konnte und packte unsanft ihren Arm.
Sarah schrie vor Angst auf. Was wollte May von ihr, was tat sie da? Sie versuchte sich loszumachen, aber May war stärker als sie. Sie riss Sarahs Pulloverärmel hoch und presste ihre Finger an ihre Schlagader.
»Nein, lass mich!« May würde sie töten, sie wollte sie umbringen.
»Pssst, sei still, Sarah, du verrätst uns nur mit deinem Geschrei! Ich will dir nichts antun, ich will doch nur deinen Puls fühlen.«
»Hilfe! Hilfe!« Sarah schrie laut vor Panik. May versuchte ihr die Hand vor den Mund zu pressen, aber Sarah drückte sie mit aller Kraft zur Seite.
»Hilfe, Hiiilfe!« Ihre eigenen Rufe hallten unheimlich in Sarahs Kopf wider.
Plötzlich waren Schritte zu hören. Sie hielten kurz inne und näherten sich dann rasch.
»Sarah, bitte verhalte dich still und verrate nichts von dem, was ich dir erzählt habe, egal, wer das ist. Tu so, als wüsstest du von nichts!«
Doch Mays Worte erreichten Sarah nicht. Sie schrie, so laut sie konnte. »Hiiilfe. hier bin ich! Hiiiilfe!!!«
Die Tür wurde aufgerissen und Jonathan stürmte herein.
»Jonathan!« Sarah hätte nie geglaubt, noch einmal so froh über sein
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