Blood Romance 04 - Ruf der Ewigkeit
Neuigkeiten?«, fragte Jonathan und zog dabei die Augenbrauen hoch.
May hatte eigentlich gehofft, er würde anfangen zu erzählen, aber Jonathan machte keinerlei Anstalten, sondern sah sie stattdessen erwartungsvoll an. Sie holte tief Luft und überlegte, wo und wie sie am besten beginnen sollte. »Jonathan - warst du es, der dieses ... dieses Grauen im Wald angerichtet hat?«, setzte sie schließlich an. »Dieses entsetzliche Blutbad in der Nähe des alten Steinbruchs?« Bei der Erinnerung an das gigantische Schlachtfeld drehte sich ihr noch immer der Magen um.
Jonathan klatschte begeistert in die Hände und lachte auf, sodass May vor Schreck zusammenfuhr. »Ha, das hättest du mir nicht zugetraut, was? Ich mir auch nicht, ehrlich gesagt. Aber diesbezüglich hatte ich eben eine gute Lehrerin. Hat es denn funktioniert? Ich meine, hat sich Dustin dir gegenüber dazu geäußert?«
»Ja, also, er ... er hat sogar einen Brief geschrieben und ihn für Emilia hinterlegt«, sagte May zögerlich. Sie war immer noch verwirrt von Jonathans plötzlichem Stimmungswandel und zugleich erschreckte sie die Selbstverständlichkeit, mit der er seine Bluttat abtat. »Ich habe ihn allerdings vorsichtshalber an mich genommen, weil ich Angst hatte, er könnte Emilia vielleicht doch in die Finger geraten.«
May zog den Zettel hervor und hielt ihn Jonathan hin.
»Dustin hat vor, Emilia zu einem Zweikampf herauszufordern. Er denkt offenbar, er hätte tatsächlich eine Chance gegen sie. Wer weiß, Jonathan, vielleicht meldet sich George ja auch nicht oder er erhält unsere - ich meine, deine - Nachricht zu spät. Schließlich ist die Frist bald schon um. Was, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, als dass sich Dustin Emilia tatsächlich stellt? Vielleicht könnte er es ja doch irgendwie schaffen, sie zu überwältigen. Ach, ich ... ich weiß inzwischen gar nichts mehr ...« May fuhr sich über die Stirn, in ihrem Kopf herrschte das reinste Durcheinander.
Jonathan schwieg und las sich den Brief aufmerksam durch, bevor er ihn in seiner Jackentasche verschwinden ließ. »Dustin?«, fragte er dann und lachte auf. »Dustin soll auch nur die kleinste Chance gegen Emilia haben? Vergiss es, May. Nie im Leben! Dieser überhebliche Mistkerl. Nicht solange er ... sterblich ist.« Jonathan blickte May auf einmal so forschend an, dass sie die Augen senken musste. Sie fühlte sich ertappt. Ahnte Jonathan womöglich, dass sie ihm die Wahrheit vorenthielt und Dustin mittlerweile gar kein Mensch mehr war? Nein, das war unmöglich, sie durfte sich nicht so schnell von ihm verunsichern lassen.
»Du meinst, wenn Dustins Zustand ein anderer, wenn er wieder unsterblich wäre, dann ... könnte er Emilia in einem Zweikampf besiegen?«, fragte May und bemühte sich dabei, möglichst unschuldig zu klingen.
Jonathan sah sie noch eine Zeit lang prüfend an, dann zuckte er mit den Schultern. »Keine Ahnung, schwierig würde es allemal«, antwortete er und erhob sich. »Allein gegen Emilia anzukommen ist geradezu unmöglich, das sollte er eigentlich wissen. Gut, dass du den Brief an dich genommen hast ... obwohl ich nicht davon ausgehe, dass Emilia ihn tatsächlich gelesen hätte. Sie meidet den Canyon Forest.«
»Und du?«, fragte May. »Was gibt es bei dir für Neuigkeiten? Warum wurdest du von Emilia aufgehalten? Hat sie wirklich nach wie vor keine Ahnung, wo Dustin steckt?« Jonathan wiegte den Kopf hin und her. »Ich will nicht zu viel erzählen, aber ich verrate dir eines, May: Ich habe inzwischen alles im Griff.« Er lächelte siegessicher. »Es gibt keinen Grund mehr zur Beunruhigung, ich habe einen bombensicheren Plan. Schon in kürzester Zeit wird Sarah frei sein und wir können gemeinsam von hier verschwinden. Sie wird nie wieder in Schwierigkeiten geraten und endlich das Glück finden, das sie verdient und wonach sie sich schon so lange gesehnt hat.«
»Was?« May sprang auf. »Was meinst du damit? Wieso von hier verschwinden? Ich dachte, Sarah wäre fort. Wo steckt sie, Jonathan? Was hast du geplant?«
May wurde beinahe schwindelig, als ihr ein schrecklicher Verdacht kam. »George ... Hat sich George etwa ... schon bei dir gemeldet?«, fragte sie schwach. Wenn es wirklich so war und George sich auf Jonathans Seite geschlagen hatte, dann war alles verloren.
Aber Jonathan winkte nur ab. »Ach was, George brauche ich nicht mehr, ich schaffe es von jetzt an allein. Auch deine Hilfe benötige ich nicht mehr, May.« Jonathan strich ihr über die
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