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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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junge Mann ihm per E-Mail mitgeteilt hatte, er sei einer heißen Sache auf der Spur, die etwas mit dem Tod von Max’ Mutter zu tun haben könnte. Damit hatte Danny auf Max’ Hilferuf im Internet reagiert. Hunderte andere Mails hatten sein Postfach mit der Adresse [email protected] überschwemmt, aber Dannys Nachricht war die einzige, die ernst zu nehmen war. Sie ergab nur einen Sinn, wenn man die Abkürzungen zu deuten wusste.
    Adler. Dr . HG. Etwas Ungewöhnliches. Kenne letzten bekannten Aufenthalt. Komme nach London, ein Monat. Melde mich. Wolfmann.
    Die Botschaft hatte Max den Atem verschlagen. Sie stammte eindeutig von einem ehemaligen Dartmoor-Schüler.
    Die Dartmoor High bestand aus vier Gebäuden: Otter, Adler. Dachs und Wolf. Max wohnte im Haus Adler. Als er an die Schule kam und sein Talent für Langstreckenläufe entdeckte, war ihm ein älterer Junge aufgefallen, der mit seiner Körpergröße und seinen Leistungen alle anderen überragte: Danny Maguire. Er hätte als Läufer an den Olympischen Spielen teilnehmen können, aber ihm schwebte ein Leben als Abenteurer vor. Zwei Jahre später hatte Danny sich einen Bart wachsen lassen, lief mit langen Haaren herum, war bei jedem Rennen immer noch der Schnellste und inzwischen Vertrauensschüler im Haus Wolf. Das alles hatte ihm den Spitznamen Wolfmann eingetragen.
    Dr . HG war Helen Gordon, Max’ Mutter.
    Der Wissenschaftler Tom Gordon hatte seine zukünftige Frau in Südamerika kennengelernt, als sie Umweltschäden untersuchte, die durch illegale Rodungen des Regenwaldes entstanden waren. Beide waren für ihre Furchtlosigkeit bekannt und hatten sich eine Menge Feinde gemacht. Sie und die privat finanzierte Organisation, für die sie tätig waren, forderten Regierungen dazu auf, ihre Umweltpolitik zu überdenken, und zwangen zahlreiche Unternehmer, die die Umwelt schädigten, zur Schließung ihrer Betriebe. Max’ Eltern standen sowohl in Fachkreisen als auch bei Naturschützern weltweit in hohem Ansehen. Im Kampf gegen Korruption galten sie vielen als Vorbild. Vor vier Jahren war Max’ Mutter im mittelamerikanischen Regenwald gestorben. Sein Vater hatte sich kaum dazu geäußert und Max lediglich erklärt, sie sei krank geworden, und da sie fernab jeder Zivilisation gewesen seien, habe er nicht mehr rechtzeitig Hilfe holen können. Der schmerzliche Verlust der Mutter schweißte Vater und Sohn noch enger zusammen.
    Tom Gordon war dann durch seinen besten Freund, Angelo Farentino, verraten worden und so in Feindeshand gelangt. Erst vor Kurzem war Max Farentino in den französischen Alpen begegnet. Der Verräter hatte um sein Leben gefeilscht, als er einem grausamen Tod in den eisigen Bergen ins Auge sah. Er hatte Max versprochen, ihm die ganze Wahrheit über seine Eltern zu erzählen, wenn er ihm half. Max sah noch immer Farentinos Gesicht vor sich, hörte noch immer seine Stimme, als er ihn anflehte, ihn zu retten.
    Deine Mutter! Ich weiß, wie sie gestorben ist. Wie sie wirklich gestorben ist!
    Die Erinnerung an diese Worte tat schrecklich weh.
    Sie ist ganz allein gestorben, Max, weil dein Vater sich in Sicherheit gebracht hat! Und er kann mit der Schmach nicht leben! Was glaubst du, warum er dich in dieses Internat gesteckt hat? Warum siehst du ihn so selten? WARUM? Weil er weiß, dass er deine Mutter umgebracht hat!
    »Nein!«, schrie Max unter der Dusche.
    Mit einem Mal brannten ihm die Augen. Lag es am warmen Wasser oder waren es Tränen? Er rutschte an der Wand der Duschkabine nach unten und blieb so hocken, die Arme um die Knie geschlungen.
    Max hatte Schreckliches durchgemacht, als er in Afrika versucht hatte, seinen Vater aus der Festung eines millionenschweren Verbrechers zu befreien. Die Stimmen in seinem Kopf, die ihm weismachen wollten, dass sein geliebter Dad sie beide verraten, ihn belogen und seine sterbende Mutter im Stich gelassen hatte, zermürbten ihn wie schleichendes Gift.
    Max blieb so lange zusammengekauert sitzen, bis seine Tränen versiegt waren, dann erst stellte er die Dusche ab.
    Der Dampf entwich aus dem offenen Fenster. Die kalte Luft von draußen bescherte ihm eine Gänsehaut, doch das störte ihn nicht. Jetzt fühlte er sich deutlich besse r – vom Schlamm des Moors gesäubert und vom Selbstmitleid befreit.
    Er wollte etwas essen und schlafen. Und dann musste er herausfinden, ob sein Vater ihn wirklich belogen hatte und warum Danny ermordet worden war.

3
    M ax schlief an dem großen, blank geputzten Tisch in der

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