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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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anstrengend. Tut mir leid, ich war in letzter Zeit wohl ziemlich schwierig.«
    »In deiner Nähe zu sein war viel unangenehmer als der schlimmste Zahnarztbesuch.«
    »Soll ich mich schriftlich bei dir entschuldigen?«
    »Das wäre nicht schlecht. Sag mal, ist wirklich alles in Ordnung mit dir?«
    Max nickte. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Sayid war hin- und hergerissen. Max zu helfen konnte gesundheitsschädlich sein, aber nachdem sich sein bester Freund wochenlang von ihm zurückgezogen und kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte, wollte er unbedingt wieder ins Vertrauen gezogen werden. Trotz der widersprüchlichen Gedanken nickte er.
    An dem Tag, als Danny Maguire starb, war Jasmina Dhokia zur Rolltreppe gerannt, um die Bahn zur Arbeit noch zu erwischen. Der Bus, mit dem sie sonst fuhr, hatte wegen Straßenbauarbeiten Verspätung und in der U-Bahn-Station kannte sie sich nicht aus. Sie wählte die falsche Richtung, erkannte ihren Fehler, lief zurück, und als sie am richtigen Ende herauskam, fuhr ihr Zug gerade ab.
    Es war unheimlich auf dem verlassenen Bahnsteig. Kalte Luft wehte aus dem Tunnel und zerrte an ihrem Mantel. Sie sehnte sich nach ihrer Familie und ihrer Heimat, wo es warm und trocken war und die Menschen häufiger lachten als hier. Aber dieses Land war gut zu ihr und sie war dankbar dafür. Sie hatte großes Glück gehabt, denn sie hatte einen fair bezahlten Job gefunden, der es ihr erlaubte, ihrer Familie regelmäßig Geld zu schicken.
    Neugierig hob sie den kleinen zerknitterten Umschlag auf, der vor der Tunnelöffnung am Rand des Bahnsteigs lag. Er war bereits frankiert. Jemand musste ihn verloren haben. Sie steckte ihn in ihre Handtasche, um ihn so bald wie möglich in einen Briefkasten zu werfen. Schließlich vertraute sie darauf, dass jemand anders das Gleiche für sie tun würde, wenn sie mal eine Postsendung verlöre.
    So wie ihre eigenen Briefe, enthielt er vielleicht die liebevollen Worte eines Kindes an seine Eltern.
    Der Range Rover stand dicht an einem schroffen Granitfelsen. Schwarzer Lack vor schwarzem Gestein. Auf den ersten Blick war das große Fahrzeug nicht von seiner Umgebung zu unterscheiden.
    In der Ferne verschwand die Dartmoor High hinter Nebel und Regenschwaden, aber der nasse Asphaltstreifen, der sich durch die Täler und über die Hügel schlängelte, war noch deutlich zu sehen.
    Drew spähte durch ein Fernglas. »Nichts. Wie kann man seine Kinder nur in diese Schule schicken? Ich würde meine Eltern dafür bis an mein Lebensende hassen. Komm, lass uns von hier verschwinden!«
    »Hör auf zu jammern«, sagte Stanton ruhig und blickte weiter durch die Windschutzscheibe.
    »Ich fühle mich besser, wenn ich meinen Frust loswerden kann«, sagte Drew.
    Stanton schwieg. Sie mussten noch ein paar Stunden warten. Erst wenn feststand, dass Max Gordon keine Post von Danny Maguire bekommen hatte, konnten sie die Aktion abbrechen. Er kontrollierte das Funksignal: Es war klar und deutlich. Wer weiß, wie lange es dauern würde, bis jemand die Wanze entdeckte, die sie in M r Jacksons Arbeitszimmer versteckt hatten. Stanton hatte bereits mitgehört, als der Direktor das Sanatorium St . Christopher’s angerufen und sich nach Max’ Vater erkundigt hatte. Danach hatte er einen Lehrer gebeten, ihm die Post persönlich zu bringen, sobald sie eintraf.
    »Ein Junge auf einem Fahrrad«, murmelte Drew, ohne das Fernglas von den Augen zu nehmen.
    »Max Gordon?«
    Drew warf einen kurzen Blick auf das Foto, das sie aus Max’ Zimmer gestohlen hatten. Dann konzentrierte er sich wieder auf den Radfahrer. »Nein!«, schnaubte er. »Wahrscheinlich ist Max gar nicht da, so wie Jackson gesagt hat. Der Junge tritt in die Pedale, als wollte er abhauen! Ich würd’s tun. Der Kasten sieht aus wie ein viktorianisches Zuchthaus.«
    Sayid fuhr mit seinem Mountainbike, so schnell er konnte. Er spürte den eisigen Regen wie Nadelstiche im Gesicht. Es waren sechs Kilometer bis zu der asphaltierten Straße, die sich durch das Moor wand. An der Abzweigung führte eine alte Brücke über einen gefährlichen Flussabschnitt. An diesem urtümlichen, einst für Viehtreiber angelegten Steg befand sich das Packman’s Horse, eine bei Urlaubern beliebte Kneipe. Das Haus war eine primitive Hütte, wo Wanderer ihre Hunde mitbringen und Reiter ihre Pferde anbinden konnten, um sich ein wärmendes Getränk zu genehmigen.
    Das tat der Postbote auch gern.
    Max las ein Buch. Sein Blick huschte nur flüchtig über die Seiten, während

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