Blood Sun
er brachte mich zu meiner kranken Frau. Ich wollte sie retten. Ich wollt e … sie war so kran k … keine Ärzte, nieman d … deshalb bin ich fortgelaufen.«
Ridgeway sah, dass Tom Gordons Hand genau auf das Gebiet gedeutet hatte, von dem Charlie Morgan gesprochen hatte. Mehr ließ sich aus dem kaputten Gedächtnis des Mannes nicht herausholen, das war Ridgeway klar, aber er hatte bereits alles erfahren, was er wissen wollte. Er gab Tom Gordon die Hand und wandte sich zum Gehen.
Marty begleitete ihn zur Tür. »Die Sache muss Ihnen sehr wichtig sein, Sir, sonst würden Sie dafür nicht Ihren Job aufs Spiel setzen. Ich glaube aber, dass es eine bessere Möglichkeit gibt, bewaffnete Männer zu mobilisiere n – und zwar inoffiziell. Falls jemand Ihrer Agentin und Max helfen kann, dann sind das solche Leute.«
Marty hatte einige Stunden am Telefon verbracht. Die britische Regierung mochte ja ein Spezialistenteam zur Ausbildung im Dschungel von Mittelamerika haben, aber diese Gruppe für eine militärische Operation einzusetzen, konnte diplomatische Verwicklungen nach sich ziehen. Wenn es eine Chance gab, Max zu retten, und wenn dafür ein Kampfeinsatz nötig war, wusste Marty, wen er anrufen musste.
Schon seit Jahren bildeten britische Soldaten andere in den Techniken des Dschungelkampfes aus. Einige dieser Soldaten hatten einheimische Frauen geheiratet, Familien gegründet und sich in Mittelamerika niedergelassen. Die meisten hatten fünfzehn oder zwanzig Jahre in der Armee gedient und bezogen jetzt eine bescheidene Pension. In der Welt der modernen Kriegsführung galten sie als zu alt für den aktiven Diens t – doch nach dem Anruf von Marty holte jeder der zwölf Männer seine gut geölten, zuverlässigen Waffen aus ihrem Versteck.
Charlie Morgan zuckte zusammen, als sie den Treffpunkt erreichte, den Ridgeway ihr beschrieben hatte. Dort warteten keine Soldaten, sondern ein zusammengewürfelter Haufen alter Männer. Schrottreife Trucks, ehemalige Armee-Landrover und ein Quad rollten über den schlammigen Boden des Buschlands auf sie zu. Ein paar der Männer waren immer noch eng befreundet, andere hatten einander seit Jahren nicht gesehen und begrüßten sich herzlich.
Je länger Charlie sie jedoch beobachtete, desto klarer wurde ihr, dass das mit allen Wassern gewaschene Veteranen waren. Die Männer waren zwar älter, als Soldaten sein sollten, doch sie wirkten kräftig und hoch motiviert. Nachdem sich alle vorgestellt und ein paar Witze darüber gerissen hatten, dass Charlie vom Alter her ihre Tochter sein könnte, hatten sie ihre Einschätzungen über das Gebiet abgegeben und Strategien für ihre Vorgehensweise entwickelt. Das hatte Charlie gezeigt, dass sie es mit Profis zu tun hatte. Diese Männer hatten anderen das Kämpfen beigebracht.
Charlie, die stets optimistisch und voller Selbstvertrauen war, war nun überzeugt davon, dass sie und die Männer es mit den Patrouillen und allen anderen Gefahren in der verbotenen Zone aufnehmen konnten. Jetzt brauchte sie in diesem dichten Dschungel, der seine Geheimnisse umhüllte wie eine Spinne ihr Opfer, nur noch Max Gordon zu finden.
Max vernahm ein seltsames Sirren. Er wäre diesem Geräusch gerne nachgegangen, aber die Schlangenkrieger überwachten jeden seiner Schritte. Es hörte sich so an, als befände sich in der Nähe ein starker Elektrozaun. Doch er konnte keinen entdecken. War der Zaun vielleicht unsichtbar? Max fragte sich, woher der Strom dafür stammen konnte. Doch noch brennender interessierte ihn, was sich dahinter verbarg. Was war so wichtig und geheim, dass man es mit einem Starkstromzaun sichern musste?
Nachdem Max und die anderen stundenlang den Pfaden unter dem dichten Blätterdach gefolgt waren, öffnete sich vor ihnen ein weites Stück Land, das zu beiden Seiten von steilen Berghängen flankiert war. Hier war der Regenwald komplett abgeholzt, dichter Rauch lag in der Luft und trieb gen Himmel. Die schräg einfallenden Sonnenstrahlen erhellten eine Ansammlung von pyramidenartigen Gebäuden. Max, seine Freunde und die Maya-Kinder waren zu einer alten Kultstätte getrieben worden.
Max prägte sich schnell die gesamte Umgebung ein, um fliehen zu können, wenn sich dazu eine Möglichkeit ergab. Die Wasserkanäle, die von den Berghängen herabführten und mit denen Obst und Gemüse bewässert wurden, schienen am besten als Fluchtweg geeignet zu sein. Da hinüber, durch die Bäume und dann schnell bergauf!
Als die Krieger ihnen befahlen stehen
Weitere Kostenlose Bücher