Blood Sun
Sprache der Maya zu.
Flint übersetzte es für Max. »Er sagt ihnen, dass du Adlerjaguar bist. Wenn sie dir etwas antun, wird ihnen ein großes Unglück widerfahren. Er will dich retten.«
Ein Schlangenkrieger sprang herbei und schlug Sturmfalke mit einem Stock so fest auf den Rücken, dass er in die Knie ging. Einer der wichtigen Männer hob die Hand und bellte einen Befehl. Gleich darauf kam ein Junge zu ihm gerannt, der einen großen Ball in den Händen hielt. Nun lösten die Wachmänner Xavier, Untergehender Stern und Sturmfalke aus der Gruppe der Kinder heraus und zerschnitten ihre Fesseln.
Max beobachtete den Jungen im Stoffgewand. Er war vielleicht zwei Jahre jünger als er selbst und trug etwas um den Hals, was Max stutzig machte. Das konnte doch nicht wahr sein!
Max zeigte mit dem Finger auf ihn und rief: »He, du! Bleib stehen!«
Die feierliche Musik verstummte. Max war schon ein paar Schritte auf den Jungen zugerannt, als Wachen sich ihm entgegenstellten und ihm die Beine wegtraten. Max schlug hart auf dem Boden auf und hatte plötzlich eine Speerspitze an der Kehle.
»Flint, sagen Sie denen, dass die Kette am Hals des Jungen meiner Mutter gehört!«
Flint blickte auf das einfache Schmuckstück mit dem Sonnensymbol als Anhänger und zögerte. »Das geht nicht«, erwiderte er. »Die halten dich für ein übernatürliches Wesen. Wenn sie erfahren, dass du genauso bist wie wir anderen, schlagen sie dir den Kopf ab.«
Der Junge im Stoffgewand lief zu Max, obwohl ihm einer der Anführer ein warnendes Zeichen gab. Max vermutete, dass es sich um den Vater handelte.
Rasch kniete sich der Junge neben Max und flüsterte: »Bevor man mich in dieses Tal gebracht hat, bin ich zur Schule gegangen. Ich verstehe dich. Ich spreche Englisch.« Er fuhr mit einem Finger über den Anhänger. »Das hat deiner Mutter gehört?«
Max nickte.
Der Junge sah ihn bekümmert an. »Ich kann dir nicht helfen, es sei denn, du gewinnst das Spiel. Sag jetzt nichts mehr oder sie bringen dich gleich um.«
Er stand auf, bevor Max ihm irgendwelche Fragen stellen konnte, und ging zu den anderen zurück. Als Max sich erhob, drehte sich der Junge noch einmal zu ihm um.
Max schöpfte wieder Hoffnung. Der Typ konnte ihm vielleicht helfen un d – was noch viel wichtiger wa r – er wusste etwas über seine Mutter.
Xavier und die anderen waren in die Mitte des Platzes geführt worden. Flint wurde dazu gezwungen, die Spielregeln zu übersetzen. Das Ding, das wie ein Basketball aussah, war eine massive Gummikuge l – sehr schwer, hart und äußerst elastisch. Hände und Füße durften bei diesem Ballspiel nicht eingesetzt werden, nur die Knie, Schultern, Oberkörper und Ellbogen. Dieses alte Spiel der Maya diente dazu, ein Menschenopfer auszuwählen. Das Spiel endete, wenn jemand den Ball zu Boden fallen ließ. Derjenige starb dann einen entsetzlichen To d – ihm wurde das Herz herausgeschnitten.
»Und hinein ins Feuer- und Höllentor reiten die Sechshunder t …« , murmelte Max leise.
»Das ist aber nicht von Shakespeare«, sagte Flint etwas verunsichert.
»Nein, aber es passt doch«, erwiderte Max.
Dann ertönte ein schriller Ton.
Das Todesspiel war angepfiffen.
Riga war den Spuren gefolgt, die Max und die anderen hinterlassen hatten. Als er das Kriegsgeschrei und die Trommeln hörte, war es nur noch ein Kinderspiel, den Jungen ausfindig zu machen. Er kämpfte sich eine Anhöhe hinauf, ignorierte den Schmerz in seinem Bein und betrachtete jeden Schritt als einen kleinen Sieg.
Er sah den blutroten Nebel aus der Tiefe des Tals aufsteigen, der von der heißen Lava verursacht wurde, die sich über das Gelände wälzt e – ein fauchender Drache, der mit seiner Zunge den Dschungelboden leckte.
Als die Krieger ihre Gefangenen fesselten, war Riga nur noch ein paar Hundert Meter von ihnen entfernt. Auf das Beben der Erde war er nicht vorbereitet gewesen. Einige Steine neben ihm bröckelten vom Felsen und zerbarsten krachend in der Schlucht. Das geschah so schnell, dass er beinahe von seinem Ausguck gestürzt wäre.
Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Oberschenkel und Blut sickerte an seinem Bein entlang. Durch die Erschütterung waren ein paar Nähte aufgerissen. Wie sollte er jetzt verhindern, dass sich die Wunde infizierte? Bei der tropischen Hitze konnte so eine Verletzung zum Tod führen.
Doch nicht eine Sekunde lang zog er in Erwägung, das Tal auf dem schnellsten Weg zu verlassen und einen Arzt aufzusuche n – denn
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