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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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unbedingt.«
    »Wenn du erwischt wirst, fliegst du von der Schule.«
    »Wenn wir erwischt werden, fliegen wir von der Schule«, entgegnete Max und lächelte Sayid aufmunternd an. Aber sein Freund lächelte nicht zurück.
    Stanton hatte es sich anders überlegt. Warum hatte der Schuldirektor das Sanatorium angerufen und sich nach Tom Gordon erkundigt? Weil er die Sorgen des Jungen um seinen Vater mildern wollte? Stanton hatte gar nicht in Erwägung gezogen, dass der merkwürdige Jackson schlau genug sein könnte, Verdacht zu schöpfen.
    Der Mann hatte sie belogen, das war Stanton inzwischen klar. Er schützte seinen Schüler.
    Max Gordon befand sich in der Dartmoor High. Vielleicht hatte Maguire es doch irgendwie geschafft, dem Jungen eine Nachricht zu übermitteln. Was würde Max dann tun? Höchstwahrscheinlich würde er Maguires Informationen ernst nehmen und der Sache nachgehen.
    Im Schutz der Dunkelheit lenkte Stanton den Range Rover unter einen überhängenden Felsen. Hier, verdeckt von den Schatten der Nacht, waren sie nicht nur vor Blicken, sondern auch vor dem schneidenden Wind geschützt. Noch regnete es nicht, aber der eisige Nordwind hatte den frisch gefallenen Schnee gefrieren lassen.
    Nun beobachteten er und sein verdrossener Kollege Drew die Dartmoor High, die hinter den Hügeln und dem mondweißen Fluss wie eine Festung in den Himmel ragte.
    Der Wind heulte und brachte die jahrhundertealten Eichenäste zum Ächzen. Es klang so, als hätten unzählige Geister ihr Klagelied angestimmt. In der düsteren Schule glommen nur zwei trübe Lichter am Ende jedes Korridors.
    Max’ Stirnlampe schnitt einen Keil in die Schwärze. Sayid folgte ihm die Stufen hinab, sein ängstliches Flüstern kitzelte Max am Ohr.
    Max blieb stehen. »Sayid«, sagte er leise, »lass das!«
    »Entschuldige, aber es ist zwei Uhr morgens und ich hatte schon immer Schiss im Dunkeln. Das Knarren der Bäume ist mir total unheimlich.«
    Irgendwo schlug eine Tür zu. Max machte das Licht aus, packte seinen Freund am Arm und zog ihn in einen Winkel des Treppenhauses.
    Nun hörten sie Schritt e – das Quietschen von Schuhen mit Ledersohlen. Dann ein Husten. Eine Tür ging auf und wieder zu.
    Max wisperte Sayid zu: »Wahrscheinlich war das M r Chaplin. Seine Schuhe quietschen doch immer und er trinkt gern heiße Schokolade, bevor er ins Bett geht.«
    »Da sollten wir jetzt auch sein«, erwiderte Sayid zitternd.
    Max führte ihn durch den Flur, schob die Schwingtür lautlos auf und ging dann vor der Tür zu M r Jacksons Arbeitszimmer in die Hocke. Dort zückte er sein kostbares Multifunktionsmesser und machte sich an dem alten Einsteckschloss zu schaffen. Danach drückte er behutsam die Klinke herunter und huschte ins Büro.
    Max gab Sayid zu verstehen, dass er an der Tür bleiben und die Augen und Ohren offen halten sollte. Er kniete sich vor den massiven Safe, der in etwa die Größe eines Kühlschranks und eine Tastatur für das Kombinationsschloss hatte. Die beste Methode, einen Safe zu knacken, wäre, das ganze Ding mitzunehmen und an einem sicheren Ort aufzusprengen. Aber wie sollte das gehen? Als Transportmittel hatten sie nur Sayids Fahrrad, und die paar Knallkörper, die vom letzten Feuerwerk übrig waren, würden ihnen auch nichts nützen.
    Ein halb leerer Becher mit Tütensuppe befand sich in einem Regal neben dem Safe. Max konnte sich lebhaft vorstellen, wie M r Jackson vor seinen Bücherregalen auf und ab lief, den Becher abstellte und dann vergaß.
    Das Gedächtnis speichert Essensgerüche besonders gut, und als Max seine Hand auf den kalten Stahl legte, wurde er von Erinnerungen überschwemmt: Hongkong, Dampfschwaden aus den Garküchen und scharf gewürzte Gerichte. Überall herrschte Lärm. Als Elfjähriger war Max zu seinen Eltern nach China gereist, die damals die Umweltgifte untersuchten, die die Regierung in Flüsse und Küstengewässer leiten ließ. Tom Gordon war aus China ausgewiesen worden und nach Hongkong gegangen. Was als Urlaub geplant war, wurde zu einem täglichen Schlagabtausch zwischen seinen Eltern und Regierungsvertretern. Max hatte nicht so ganz verstanden, worum es genau ging, doch eines Morgens weckte ihn seine Mutter sehr früh und sagte, er solle sich anziehen. Sie packte schon ihre Reisetaschen.
    »Wo ist Dad?«, wollte er wissen.
    »Im Büro des Hotelmanagers, er muss noch was regeln.« Sie legte einen Finger auf die Lippen. Kaum hatte sie sich von Max abgewandt, rannte er durch die dunklen Gänge zur

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