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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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nicht rechtzeitig hören konnten.
    »Ist er tot?«, fragte er Drew.
    »Nein. Nur k.o.«
    Eine Sekunde lang sahen die Männer sich an. Beide wussten, dass eine Entscheidung zu treffen war. Der Radfahrer war mit Sicherheit ein Schüler der Dartmoor High. Hatte er sie dort gesehen? Falls ja, würde es ihm verdächtig vorkommen, dass die Männer in dem Geländewagen immer noch in dieser Gegend waren. Sie konnten ihn auch nicht einfach liegen lassen. Wenn er oder einer der Lehrer auf die Idee käme, der Fahrer hätte den Unfall verursacht, würden sie die Polizei einschalten.
    Sie konnten das Problem lösen, indem sie ihm das Genick brachen. Dann würde es so aussehen, als wäre der Junge auf der glatten Straße ins Schleudern geraten und unglücklich aufgeschlagen. Die Spuren des Rovers wurden bereits vom Schnee bedeckt.
    »Und jetzt?«, fragte Drew, der genau wusste, dass sein Kollege dasselbe dachte wie er.
    Der Junge stöhnte.
    Stanton schüttelte den Kopf. »Hilf ihm auf.«
    Während Drew den Jungen hochzog, untersuchte Stanton das Fahrrad. Es war unbeschädigt.
    »Geht’s wieder, Junge?«, fragte Stanton.
    Sayid nickte benommen.
    »Dein Rad ist okay. Du bist wie ein Skispringer über den Hügel geschossen«, sagte Stanton und versuchte somit, dem Jungen die Schuld in die Schuhe zu schieben. »Wir hatten keine Chance, dich rechtzeitig zu sehen.«
    Sayid erkannte die beiden wieder und wollte nicht, dass sie ihm allzu genau ins Gesicht sahen. Die Skimütze saß zum Glück noch an Ort und Stelle und der Schnee war jetzt ein Segen. Als er den Blicken der Männer auswich, sah es nämlich so aus, als wollte er sein Gesicht vor den dicken Flocken schützen.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so erschreckt habe. Meine Schuld. Ich hätte besser aufpassen müssen«, sagte Sayid. Und dann setzte er noch einen drauf, damit die Männer gar nicht erst auf die Idee kamen, dass er sie erkannt haben könnte. »Haben Sie sich verfahren? Suchen Sie hier was Bestimmtes?«
    Drew und Stanton sahen sich kurz an. Machte der Junge ihnen etwas vor? Wollte er ihnen nur weismachen, dass er sie nicht wiedererkannt hatte?
    »Das Country House Inn«, sagte Stanton. »Ja, wir haben uns verfahren.«
    Sayid schwang sich auf sein Rad. Er durfte nur nicht in Panik geraten.
    »Das Country House Inn? Nein, soweit ich weiß, gibt es auf dieser Seite des Moors nichts, was so heißt. Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Kein Problem«, sagte Stanton. Er hatte den Namen erfunden. Jetzt war er zufrieden. Hätte der Junge ihm den Weg zu einem Haus erklärt, das es gar nicht gab, wäre er misstrauisch geworden.
    Der Junge fuhr davon und zog dabei eine Furche in den Schnee. Sie sahen ihm eine Weile nach, dann traten sie sich den Schnee von den Stiefeln und kletterten in den Rover. Die Reifen setzten sich knirschend in Bewegung und die zwei Männer ließen die Dartmoor High und den Radfahrer hinter sich.
    Sayid raste das letzte Stück Straße hinunter, die Hände fest um den Lenker geklammert. Am liebsten hätte er sich einmal umgedreht, um zu sehen, ob die Männer noch da waren. Aber er ließ es sein, denn er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er doch etwas gemerkt hatte. Denn wenn sie das dachte n …
    Seine Fantasie ging mit ihm durch. Vor dem Fahrradschuppen kam er schleudernd zum Stehen, er sprang ab und nahm sich nicht einmal die Zeit, den Schnee von den Reifen zu klopfen. Es gab Wichtigeres zu tun.
    Er hatte dem Postboten Phil ein Märchen von einem Geburtstagspäckchen erzählt, das seine Eltern an ihn losgeschickt hätten. Es hätte längst ankommen müssen. Da er jetzt Ferien habe und zu seiner Tante fahren wolle, wäre es super, wenn Phil nach dem Päckchen schauen könne. Der Postbote wusste, dass der Junge von der Dartmoor High kam, und tat ihm den Gefallen.
    Sayid stapfte zum Schulgebäude hinüber. Wenn diese beiden Männer tatsächlich nach dem kleinen Päckchen suchten, das Danny an Max geschickt hatte, hatten sie ihr Ziel, ohne es zu wissen, nur haarscharf verfehlt.
    Der Umschlag raschelte beruhigend in der Innentasche seiner Jacke.

4
    A temlos erzählte Sayid Max von den Männern, die ihn beinahe überfahren hätten.
    »Die müssen die Schule beobachtet haben«, sagte Max, während er misstrauisch den Umschlag betastete. Wenn das nun eine Briefbombe war? Sei nicht albern, sagte er sich.
    »Die haben nach dir Ausschau gehalten«, erwiderte Sayid.
    »Oder nach diesem Päckchen. Das haben sie hier doch gesucht, oder?

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