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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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er es, ein Knie auf den schmalen Sims zu wuchten. Der Beton schnitt ihm ins Fleisch, aber er biss die Zähne zusammen und klammerte sich fest. Schweiß lief ihm über Gesicht und Hände. Er warf einen Blick nach unten. Ein Mann sah zu ihm hinauf. Dann rannte er zu der Treppe, die ihn auf Max’ Höhe bringen würde.
    Max schob sich stöhnend an dem schmalen Vorsprung entlang. Das Brennen in seiner Schulter war noch schlimmer geworden, doch es lenkte ihn wenigstens von seiner Angst ab, gleich in die Tiefe zu stürzen. Endlich erreichte er einen Zugang zum Korridor, hangelte sich hinauf und zwang sich, ruhig zu atmen, damit er hören konnte, ob die Angreifer näher kamen. Aber der Pulsschlag in seinen Ohren übertönte alles. Max konnte nicht länger warten. Er musste es riskieren. Er lief in den schmalen Korridor.
    Glastüren, die mit Ketten und Schlössern gesichert waren, versperrten ihm den Weg. Er war in die Falle getappt. Schon erreichte der Mann das Ende der Marmortreppe, wandte sich in Max’ Richtung und sprintete auf ihn zu.
    Max tastete nach dem Schlüsselbund des Professors. Sieh nicht zu ihm hin! Konzentrier dich! An dem Ring waren nur drei Hauptschlüssel. Die Chancen standen eins zu zwei. Er nahm den Schlüssel, der am ehesten in das Vorhängeschloss zu passen schien, schob ihn rein, drehte ihn u m – und spürte zu seiner Erleichterung, wie das Schloss aufsprang.
    Der Mann kam immer näher.
    Noch dreißig Meter.
    Max löste die schwere Kette, schob sich durch den Spalt der Glastür und zog die Kette durch die Ösen auf der anderen Seite.
    Noch fünfzehn Meter.
    Max zog die Kette stramm, hängte das Vorhängeschloss ein und drückte es zu.
    Der Mann sah Max durch den Türspalt unverwandt an. Sie waren nun keinen Meter mehr voneinander getrennt. Beide erinnerten sich an ihre Begegnung in jener Nacht in Dartmoor. Die Kiefermuskeln des Mannes spannten sich. Der war wohl echt geladen.
    Max wollte schon loslaufen, doch dann kostete er den kurzen Moment des Triumphs noch einmal aus und zeigte dem Mann grinsend den Mittelfinger. Zur Hölle mit dem Kerl! Nun rannte Max los, als sei der Teufel hinter ihm her.
    Am Ende des Korridors war eine Treppe. Daneben fand er einen schmalen Aufzug. Aber wenn er da reinging, konnte er sich auch gleich ergeben. Trotzdem, für eine kleine Ablenkung mochte der Lift gut sein. Er drückte auf den Knopf, um ihn zu holen, und lief weiter. Gleich darauf blieb er stehen. Jetzt hörte er Schritte. Er schob sich an einer Vitrine vorbei und verbarg sich in einer Nische.
    Im Hintergrund öffnete sich mit einem Pling! die Aufzugtür.
    In geduckter Haltung achtete Max auf jede Bewegung in den Schatten. Einer seiner Gegner lief zu dem Fahrstuhl am Ende des Korridors. Max nahm an, dass ihm nur noch wenige Sekunden blieben, bis der Mann sein Ablenkungsmanöver durchschaute.
    Die Richtung stimmte. Westen. Da war die Treppe. Das Exponat in der Vitrine war eine Höhle, auf derem staubigen Boden zwei Skelette lagen. Das Grabmal von Jericho stand auf dem Schild. Max nahm einen Feuerlöscher und stellte ihn zwischen Vitrine und Mauer. Er war vom Korridor aus nicht zu sehen.
    Er wählte eine Taste auf seinem Handy und schleuderte es in den Gang. Es schlitterte wie ein Eishockeypuck über den Boden.
    Er konnte nur mit einem Fuß auf dem Feuerlöscher stehen, aber von dort kam er mit den Händen an die obere Abdeckung der Vitrine heran. Dann hörte er seine eigene Stimme durch die Gänge schallen: Es war die Nachricht, die er vorhin aufgezeichnet hatte.
    »Hier spricht Max Gordon. Ich brauche Hilfe. Ich bin im British Museum.« Dann eine Pause, als ob er jemandem zuhörte. »Ich weiß nicht genau, wo. Helfen Sie mir!«
    Max hatte sich auf das Dach der Vitrine gezogen. Er riskierte einen Blick über den Rand. Der Mann, der ihn an der Glastür beinahe erwischt hatte, hielt ein kurzes Messer in der Hand. Im Rennen öffnete sich seine Jacke und darunter kam der Griff einer verchromten Halbautomatikpistole zum Vorschein. Er lief an dem Grabmal vorbei auf Max’ Stimme zu. »Hören Sie, ich kann nicht sprechen. Die sind in der Nähe. Drei Männer, vielleicht auch mehr.«
    Der Verfolger bückte sich, hob das Handy auf und blickte zur Vitrine. Max hielt den Atem an. Würde der Feuerlöscher auf dem Boden seinen Verdacht wecken?
    Max hörte jemanden von unten rufen. »Riga!«
    War das der Name dieses Mannes oder ein Warnruf in irgendeiner fremden Sprache?
    »Riga!«, rief die Stimme erneut. »Polizei. Komm!

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