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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Wir müssen hier raus!«
    Max tat keinen Mucks. Er presste sich so flach wie möglich auf das Vitrinendach und konnte nur hoffen, dass es sein Gewicht trug, denn sonst würde er in das Grabmal von Jericho stürzen und am Ende so leblos daliegen wie die zwei Skelette.
    »Ich krieg dich noch, Max Gordon!«, schrie Riga. »Du bist ein schlauer Bursche, aber ich werde dich finden! Verlass dich drauf! Du entkommst mir nich t – merk dir das!«
    In der Ferne dröhnten Schritte. Unverständliche Wortfetzen drangen von unten herauf, dann war alles still. Blaues Licht kreiselte über die Wände. Die Polizei. Was machte die hier? Hatte ein Passant etwas mitbekommen? Oder ein Wachmann Alarm geschlagen? Max hörte das tiefe Brummen eines Motorrads. Der Motor wurde abgestellt. Türen flogen auf und eine Frauenstimme übernahm in der Dunkelheit das Kommando.
    »Das Gebäude durchsuchen! Seht nach, ob der Junge da ist!«
    Uniformierte Männer rannten die Treppe hoch.
    Unglaublich! Jetzt musste Max auch noch der Polizei entkommen.

9
    D ie Sanitäter legten eine Decke über Professor Millers Leichnam und trugen die Bahre aus dem Raum. Charlotte Morgan blieb noch da. Es stand zweifelsfrei fest, dass jemand ins British Museum eingedrungen war und der Mann einen Herzinfarkt erlitten hatte. Und es gab Hinweise darauf, dass jemand versucht hatte, ihn zu retten. Wer könnte das gewesen sein? Da sie von Rigas Beteiligung an den Vorfällen in Dartmoor wusste, glaubte sie nicht eine Sekunde daran, dass die AGK-Leute für die Verwüstung verantwortlich waren.
    Sie untersuchte den Raum sorgfältig und sah sich auch die Vitrinen an. Was darin ausgestellt war, hatte keinerlei Bezug zu Peru oder Südamerika. Dafür fand sie jede Menge Fingerabdrücke auf den Glasscheibe n – die meisten weit unten. Wahrscheinlich stammten sie von Kindern, die ihre Hände dagegengedrückt hatten. Weiter oben gab es noch andere Abdrücke. Sie trat ein paar Schritte zurück und betrachtete die Tafeln und Landkarten hinter dem Glas, auf denen die Geschichte der Tolteken, Azteken und Maya dargestellt war. Aus welchem Grund war Professor Miller hier gewesen? Und das höchstwahrscheinlich mit Max. Professor Blacker in Oxford hatte ihr erzählt, es gebe außer ihm noch zwei Experten, die sich mit Quipus auskannten. Der eine arbeite in Edinburgh, der andere im British Museum in London. Max Gordon hatte sich also für einen von ihnen entscheiden müssen. Charlie hatte im Geist eine Münze geworfen. Kopf oder Zahl? Das Ergebnis war Kopf, also machte sie sich auf nach London.
    Sie besah sich die Fingerabdrücke auf dem Glas genauer. Viele waren verschmiert, aber in Schulterhöhe gab es einen vollständigen Handabdruck, als habe jemand den auf der Karte dargestellten Ort berühren wollen. Sie zog eine Art Klarsichtfolie aus einem Päckchen, strich sie auf dem Glas glatt und nahm die Fingerabdrücke ab. Falls sie von Max Gordon stammen sollten, stünde eins fest: Der Junge wollte gar nicht nach Peru, wo Danny Maguire gearbeitet hatte, sondern nach Mittelamerika. Aber wieso? Was war da?
    »Officer Morgan!«, schallte es durch den Korridor.
    Charlie sah verärgert auf, weil die Stimme ihren Gedankengang unterbrochen hatte, doch der Anblick des wild gestikulierenden Mannes in der Tür sagte ihr, dass auf sie noch sehr viel mehr Denkarbeit wartete.
    Vier Streifenwagen standen mit kreisenden Blinklichtern vor dem Haupteingang des Museums. Uniformierte Beamte durchstreiften das Gelände und sämtliche Gebäude. Sie waren auf der Suche nach Max. Sanitäter kümmerten sich derweil um die Wachleute.
    Charlie Morgan trat auf den Hof hinaus und sah, wie sich eine Menschenmenge an den mit goldenen Spitzen versehenen Eisentoren drängte. Auch zu dieser späten Abendstunde waren immer noch viele Leute unterwegs.
    »Wer zahlt das alles?«, fragte der Inspektor sie mit hochrotem Kopf.
    »Was?«
    »Diesen Polizeieinsatz! Sie haben vier Streifenwagen und ein Dutzend meiner Kollegen herbeigerufen. Dabei ist doch nichts Schwerwiegendes vorgefallen. Meine Leute können ihre Zeit nicht mit irgendwelchen Dummköpfen verschwenden, die hier ein paar Wachleute ausgetrickst haben. Ich lasse Ihnen einen Beamten da, der die Zeugenaussagen aufnehmen kann.« Wütend stapfte er davon.
    Verdammt! Charlie brauchte die Leute noch ein paar Stunden, aber er hatte Recht. Sie war nicht befugt, seine Beamten in Anspruch zu nehmen, und in dieser bürokratischen Welt musste natürlich rasch geklärt werden, wer was

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